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Haben oder Nichthaben

Haben oder Nichthaben

Titel: Haben oder Nichthaben
Autoren: Ernest Hemingway
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gefüllte Korbflaschen.
    «Da kommt Mr. Sing», sagte ich zu Eddy.
    «Jawohl, Käptn», sagte Eddy.
    Sie kamen auf uns zugewriggt.
    Er legte das Boot ans Heck, und ich überließ ihnen das Festhalten. Mr. Sing hielt sich an der Welle fest, die quer überm Heck lag, um große Fische an Bord gleiten zu lassen.
    «Lassen Sie sie an Bord kommen», sagte ich, «einer nach dem andern.» Noch sechs assortierte Chinks kamen übers Heck an Bord.
    «Mach auf und führ sie nach vorn», sagte ich zu Eddy.
    «Jawohl, Käptn.»
    «Schließ die Kajüte ab.»
    «Jawohl, Käptn.»
    Ich sah, er war am Ruder.
    «Schön, Mr. Sing», sagte ich. «Rücken Sie mal mit dem Rest raus.»
    Er langte mit der Hand in die Tasche und hielt mir das Geld hin. Ich langte zu und packte sein Handgelenk mit dem Geld in der Hand, und als er aufs Heck raufkam, packte ich ihn mit der anderen Hand an der Gurgel. Ich fühlte, wie wir starteten, und dann das Schüttern, als wir abhauten, und ich hatte reichlich mit Mr. Sing zu tun, aber ich konnte, als wir uns von ihm entfernten, den Kubaner mit seinem Ruder im Heck des Bootes stehen sehen und durch all das Umsichschlagen und Rumgehopse durch, das Mr. Sing vollführte. Er schlug und sprang schlimmer um sich als ein Delphin am Fischhaken.
    Ich bog seinen Arm nach hinten und gab Druck, aber ich bog ihn zu weit, denn ich fühlte, wie er schlapp wurde. Als er hopsging, gab Mr. Sing einen komischen, schwachen Laut von sich und kam vorwärts, während ich ihn hielt, Hals und alles, und er biß mich in die Schulter. Aber als ich fühlte, wie sein Arm schlaff wurde, ließ ich ihn los. Der nutzte ihm jetzt nichts mehr, und ich packte ihn mit beiden Händen an der Gurgel, und der Mensch, der Mr. Sing da, schlug um sich genau wie ein Fisch, wahrhaftig, und sein loser Arm ging wie ein Dreschflegel. Aber ich zwang ihn runter auf die Knie und hatte meine beiden Daumen gut und tief hinter seiner Klappe reingedrückt. Und ich bog das Ganze rückwärts, bis es einen Knacks gab. Glauben Sie nicht, daß man es etwa nicht knacksen hört.
    Eine Sekunde lang hielt ich ihn fest, und dann legte ich ihn übers Heck. Da lag er ruhig mit dem Gesicht nach oben, in seinen guten Sachen, mit den Füßen im Cockpit, und da ließ ich ihn.
    Ich hob das Geld im Cockpit auf und zählte es. Dann nahm ich das Ruder und sagte Eddy, er sollte unter der Plicht nach ein paar Stücken Eisen suchen, die ich zum Ankern benutze, immer wenn wir Grundangeln an unebenen Stellen oder auf felsigem Boden auslegten, wo man keine Lust hat, einen Anker zu riskieren.
    «Ich kann nichts finden», sagte er. Er hatte Angst allein da unten mit Mr. Sing.
    «Nimm das Ruder», sagte ich. «Halt nach draußen zu.»
    Unten rumorten sie ziemlich rum, aber ich hatte keine Angst vor ihnen.
    Ich fand ein paar Stücke, wie ich sie brauchte, Eisen von dem alten Kohlenkai in Tortugas, und ich nahm ein Ende Fischleine und machte ein paar ordentliche große Stücke an Mr. Sings Knöcheln fest. Dann, als wir ungefähr zwei Meilen von Land waren, schob ich ihn über Bord. Er glitt rüber, glatt runter von der Welle. Ich hatte noch nicht mal in seine Taschen geguckt. Mir war nicht danach, mit dem noch viel rumzumachen.
    Er hatte im Heck ein bißchen aus Nase und Mund geblutet, und ich schöpfte einen Eimer Wasser und wurde dabei fast über Bord gerissen, so eine Fahrt hatten wir, und ich säuberte es tüchtig mit einem Schrubber, den ich unter der Plicht hervorholte.
    «Geh mit der Fahrt runter», sagte ich zu Eddy.
    «Wenn er nun aber hochkommt?» fragte Eddy.
    «Ich hab ihn in ungefähr siebenhundert Faden Tiefe versenkt», sagte ich. «Der sinkt das ganze Stück runter. Das ist ein weiter Weg, Mensch. Der schwimmt nicht oben, bis die Gase ihn raufbringen, und die ganze Zeit treibt er mit der Strömung und ködert Fische. Teufel, nein», sagte ich, «über Mr. Sing brauchst du dir keine Sorgen zu machen.»
    «Was hattest du denn gegen ihn?» fragte mich Eddy.
    «Nichts», sagte ich, «mir ist nie wer begegnet, mit dem man leichter Geschäfte machen konnte als mit dem Mann. Ich hab die ganze Zeit über gedacht, daß da irgendwas nicht stimmt.»
    «Warum hast du ihn gekillt?»
    «Damit ich nicht die anderen zwölf Chinks killen mußte», sagte ich.
    «Harry», sagte er, «du mußt mir einen geben, weil ich spüre, wie’s losgeht. Mir wurde ganz schlecht, als ich seinen Kopf so rumbaumeln sah.»
    Na, ich gab ihm einen.
    «Was machen wir mit den Chinks?» fragte Eddy.
    «Ich muß sie
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