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Haben oder Nichthaben

Haben oder Nichthaben

Titel: Haben oder Nichthaben
Autoren: Ernest Hemingway
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Dollar gegeben, damit ich’s auch wirklich bekam. Sie waren gut angezogen, sagte er.
    «Politik», sagte Frankie.
    «Aber ja», sagte ich.
    «Sie glauben, du hast der Polizei gesagt, daß du mit den Jungens hier am Morgen verabredet warst.»
    «Aber ja.»
    «Schlechte Politik», sagte Frankie. «Gut, daß du gehst.»
    «Solltest du irgendwas bestellen?» fragte ich den spanischen Jungen.
    «Nein», sagte er. «Nur Ihnen das geben.»
    «Ich werd jetzt gehen», sagte ich zu Frankie.
    «Schlechte Politik», sagte Frankie. «Sehr schlechte Politik.»
    Ich hatte alle die Papiere, die mir der Makler gegeben hatte, in einem Bündel zusammen, und ich bezahlte die Rechnung und ging aus dem Café heraus und über den Platz und durch das Tor, und ich war heilfroh, als ich durch den Schuppen durch war und an den Hafen kam. Die Kerls da hatten mir wahrhaftig Angst eingejagt. Die waren gerade dämlich genug, um zu glauben, daß ich jemandem von wegen der anderen drei da was gesteckt hatte. Die Jungens hier waren geradeso wie Pancho. Wenn sie’s mit der Angst kriegten, sahen sie rot, und wenn sie rot sahen, wollten sie irgendwen umlegen.
    Ich ging an Bord und ließ die Motoren warm werden. Frankie stand auf dem Kai und sah zu. Er lächelte auf die komische Art, wie’s Taube tun. Ich ging noch einmal zu ihm zurück.
    «Hör mal», sagte ich zu ihm. «Komm nicht von wegen der Sache hier in die Tinte.»
    Er konnte mich nicht hören.
    Ich mußte es ihm zubrüllen.
    «Ich gute Politik», sagte Frankie. Er warf das Boot los.

3
    Ich winkte Frankie zu, der die Vorleine an Bord geworfen hatte, und ich steuerte aus dem Bootshafen und fuhr die Fahrrinne hinunter. Ein englischer Frachtdampfer lief gerade aus, und ich fuhr neben ihm her und an ihm vorbei. Er war tief mit Zucker vollgeladen, und seine eisernen Bordwände waren rostig. Ein englischer Matrose in einem alten blauen Sweater blickte vom Heck auf mich herab, als ich vorbeifuhr. Ich hielt aus dem Hafen heraus und am Morro vorbei und nahm Kurs auf Key West, genau nordwärts. Ich ließ das Ruder los und ging nach vorn und rollte die Vorleine auf und kam dann zurück und brachte das Boot auf Kurs, und Havanna breitete sich hinter uns aus, und als wir’s hinter uns zurückließen, tauchten die Berge vor uns auf.
    Nach einer Weile verlor ich den Morro aus den Augen und dann das Hotel National, und schließlich konnte ich noch gerade die Kuppel des Capitols sehen. Im Vergleich zum letzten Tag, an dem wir gefischt hatten, war nicht viel Strömung, und es ging nur eine leichte Brise. Ich sah ein paar Fischkutter, die auf Havanna zuhielten, und sie kamen vom Westen, so daß es mir klar war, daß die Strömung nur schwach sein konnte.
    Ich schaltete aus und brachte den Motor zum Stillstand. Hatte keinen Zweck, Benzin zu verschwenden. Ich würde das Boot treiben lassen. Wenn es dunkel würde, konnte ich bestimmt das Feuer vom Morro sichten, oder falls wir zu weit getrieben waren, die Lichter von Cojimar und landeinwärts steuern und auf Bacuranao zuhalten. Nach der Art, wie die Strömung aussah, kalkulierte ich, daß wir im Dunkeln die zwölf Meilen bis nach Bacuranao treiben würden und ich die Lichter von Baracoa sehen würde.
    Also ich drosselte den Motor ab und kletterte vorn rauf, um mich umzusehen. Alles, was zu sehen war, waren die beiden Fischkutter, die von Westen her landeinwärts steuerten, und in der Ferne die Kuppel des Capitols, die weiß am Rand des Meeres aufragte. Auf dem Strom war Golf kraut, und ein paar Vögel waren an der Arbeit, aber nicht viele. Ich saß eine Weile dort oben auf dem Kajütendach und paßte auf, aber die einzigen Fische, die ich zu sehen bekam, waren die kleinen braunen, die immer um das Golf kraut herum sind. Mensch, laß dir nicht erzählen, daß nicht eine Menge Wasser zwischen Havanna und Key West ist. Ich war gerade nur am Rande davon.
    Nach einer Weile ging ich wieder ins Cockpit, und da war Eddy.
    «Was ist denn los? Was ist denn mit der Maschine los?»
    «Hat versagt.»
    «Warum hast du die Luke nicht auf?»
    «Teufel noch mal», sagte ich.
    Wissen Sie, was er gemacht hatte? Er war wieder zurückgekommen und hatte sich durch die vordere Luke hereingleiten lassen und war runter in die Kajüte gegangen und eingeschlafen. Er hatte zwei Liter bei sich. Er war in die erste Bodega, die er gesehen hatte, gegangen und hatte sie gekauft und war an Bord gekommen. Als ich auslief, war er aufgewacht und war wieder eingeschlafen. Als ich im Golf abgestellt
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