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Habe ich dich schon mal geküsst?

Habe ich dich schon mal geküsst?

Titel: Habe ich dich schon mal geküsst?
Autoren: M Banks
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„Vielleicht hat sich das, was ich will, verändert. Und wie, zum Teufel, willst du wissen, ob ich das, was ich vor vier Monaten wollte, bekommen habe? Ich habe dich erst wiedergesehen, als ich im Krankenhaus aufgewacht bin.“
    Cam schüttelte den Kopf. „Du hast mich von Moon Island aus angerufen – am Tag vor deiner Abreise. Du hast echt triumphiert. Meintest, du hättest den Kauf abgeschlossen und würdest am nächsten Tag zurück nach New York kommen. Ich habe dich gefragt, ob du einen netten Urlaub hattest, schließlich warst du verdammt lange weg gewesen. Daraufhin meintest du, einige Dinge wären gewisse Opfer wert.“
    Rafael erstarrte. Plötzlich bekam er keine Luft mehr. Sein Brustkorb zog sich schmerzhaft zusammen, während sein Kopf zu pochen begann.
    „Rafael? Alles okay, Kumpel?“
    Bilder schossen durch seinen Kopf. Bruchstücke seiner verlorenen Erinnerungen suchten ihn heim. Ohne irgendwelchen Zusammenhang. Es brach wie eine Welle über ihn herein, bis ihm ganz schwindelig wurde.
    „Rafe, sag was!“, drängte Cam ihn.
    Rafael schaffte es, die Wagentür zu öffnen und auszusteigen. Mit einer Handbewegung hielt er Cam auf. „Mir geht es gut. Lass mich. Ich ruf dich später an.“
    Er holte sein Gepäck aus dem Kofferraum und ging mechanisch zur Eingangstür. Der Portier riss die Glastüren für ihn auf und begrüßte ihn fröhlich, doch Rafael bemerkte ihn nicht, sondern wankte wie ein Zombie in den Fahrstuhl.
    Erinnerungen an das erste Mal, als er Bryony gesehen hatte, tauchten vor seinem inneren Auge auf. Wie er sie das erste Mal geliebt – nein, wie er Sex mit ihr gehabt hatte. Der Tag, als sie beim Notar den Kaufvertrag für das Grundstück unterschrieben hatten und er ihr den Scheck überreicht hatte. Der Tag, als er sich von ihr verabschiedet hatte.
    Es kam alles so schnell zurück, dass sein Verstand Schwierigkeiten hatte, das alles zu verarbeiten.
    Ihm wurde schlecht.
    Die Fahrstuhltüren glitten auf, und es dauerte eine geschlagene Minute, ehe Rafael es in seine Wohnung geschafft hatte. Er ließ das Gepäck fallen und stolperte zu einem der Sofas im Wohnzimmer. Er fühlte sich so schlecht, so niedergeschmettert, dass er am liebsten gestorben wäre.
    Benommen ließ er sich aufs Sofa fallen und bedeckte das Gesicht mit den Händen.
    Oh Gott, Bryony würde ihm das niemals verzeihen.
    Er selbst würde sich das niemals verzeihen können.
    „Mamaw, wäre es wirklich so schrecklich, wenn sie hier ein Resort bauen würden?“, fragte Bryony leise, während sie mit Laura auf der Veranda saß.
    Ihre Großmutter bedachte Bryony mit einem liebevollen Blick. „Du musst selbst entscheiden, was das Beste für dich ist, Liebes. Du bist nicht für das Glück der gesamten Insel verantwortlich. Wenn dieses Resort zwischen dir und Rafael steht, dann musst du entscheiden, was dir mehr bedeutet. Willst du alle anderen glücklich machen? Oder willst du selbst glücklich sein?“
    Bryony runzelte die Stirn. „Ist es überzogen von mir, ihn auf das Versprechen, das er mir gegeben hat, festzunageln? Damals schien es so einfach zu sein, doch offenbar muss er auf seine Geschäftspartner – enge Freunde von ihm – und seine Investoren Rücksicht nehmen. So verdient er sich seinen Lebensunterhalt. Und ich bitte ihn, all das aufzugeben, weil wir Angst vor Veränderungen haben?“
    Mamaw nickte. „Das ist etwas, was nur du beantworten kannst. Wir haben all die Jahre lang Glück gehabt. Man hat uns übersehen. Aber wir können nicht erwarten, dass es auf ewig so bleibt. Wenn Rafael dieses Resort nicht baut, wird es irgendwann jemand anderes tun. Wahrscheinlich wären wir mit Rafael besser bedient, denn zumindest hat er die Leute hier kennen gelernt. Wenn ein Außenseiter herkommt, wird es ihn verdammt wenig interessieren, was die Leute denken.“
    „Ich möchte nicht, dass alle mich hassen“, meinte Bryony niedergeschlagen.
    „Nicht alle werden dich hassen“, erwiderte Mamaw sanft. „Rafael liebt dich. Ich liebe dich. Viel mehr kannst du nicht erwarten.“
    Plötzlich kam Bryony sich unendlich dumm vor. Sie schloss die Augen und schlug sich einmal gegen die Stirn. „Weißt du was? Du hast recht, Mamaw. Es ist mein Land. Besser gesagt, es war meins. Nur ich sollte das Recht haben zu entscheiden, wem ich es verkaufe. Wenn die anderen Leute hier unbedingt alles so behalten wollten, wie es war, dann hätten sie sich ja zusammentun können, um es zu kaufen. Das haben sie nicht getan. Und jetzt wollen sie
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