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Guter Sex Trotz Liebe

Guter Sex Trotz Liebe

Titel: Guter Sex Trotz Liebe
Autoren: Ulrich Clement
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bestimmten Partnern wirklich Spaß. Das kommt vor. Was ist daran ein Mythos? Er liegt darin, dass eine mögliche Erlebnisvariante, der Spaß, als das Eigentliche am Sex deklariert wird. Diese Gleichsetzung ist unzureichend. Sie drängt eine Menge möglicher anderer Erlebnisweisen des Sex an den Rand. Der Mythos lässt die anderen Varianten des Erlebens mithin als weniger bedeutsam erscheinen: Sex kann verärgern und traurig machen. Sex kann Harndrang provozieren. Sex kann Angst auslösen. Sex kann Gefühle von Demütigung hervorrufen. Sex kann nachdenklich machen, gewaltbereit, rachedurstig, ohnmächtig, müde. Sex kann ernsthafte Nähe erzeugen, Innigkeit wachrufen und noch vieles andere. Wir können uns verzweifelt, ausgeliefert, stolz oder leichtsinnig fühlen. Ja, Spaß ist auch immer mal wieder dabei. Aber eben nicht nur, sondern unter anderem.

    Fallbeispiel
    Michel und Miriam begegnen sich erstmals in Indien, auf einer Weltreise. Miriam ist fasziniert von Michels Lockerheit, seiner Offenheit, seiner Zugänglichkeit, seinem sonnigen Gemüt. Mehrere Monate reisen sie gemeinsam. Nach ihrer Rückkehr beschließen sie, sich eine gemeinsame Wohnung zu suchen. In ihrem neuen Zuhause behält er sein sonniges Gemüt. Michel gewinnt dem Leben, der Liebe und dem Sex ausschließlich positive Seiten ab. Miriam hingegen zeigt sich im neuen Leben von einer ganz anderen Seite. Für Miriam ist Sex eine zwiespältige Angelegenheit. Sie erzählt Michel erst später von ihrer schlimmen Erfahrung, die sie mit Klaus, dem Lebensgefährten ihrer Mutter, gemacht hatte, als sie mit zwölf Jahren eben in die Pubertät gekommen war. Durch dieBeziehung mit ihm war die Mutter – und damit auch Miriam und ihr Bruder– aus ihren äußerst engen materiellen Verhältnissen herausgekommen. Dadurch entstand aber auch eine Abhängigkeit, was für Miriam Furchtbares bedeutete. Sie konnte sich lange nicht gegen die sexuellen Übergriffe von Klaus wehren. Am schlimmsten waren für sie Klaus Bemerkungen, ihr habe das doch auch gefallen.

    Miriam ist froh, dass sie Michel hat. Sie ist auch erleichtert, dass er von der Vorgeschichte weiß. Er versucht, sie aufzumuntern. Und manchmal ist seine unbeschwerte Heiterkeit auch ansteckend. Manchmal auch nicht. Und so kommt es, dass Miriam gelegentlich mitten im Liebesspiel aussteigt und Michel bittet aufzuhören.
    Miriams Sexualleben hat die Narbe des früheren Missbrauchs. Die kichernde Schüchternheit, mit der andere Mädchen ihre ersten Erfahrungen machen, konnte sie nicht erleben. Ihre ersten Erfahrungen waren nicht ihrem Alter gemäß unschuldig, sondern brutal. Damit ist ihr Sexualleben nicht zwangsläufig dauerhaft gestört. Aber den unbeeinträchtigten Spaß, den Michel erlebt, kann sie nicht ohne weiteres haben. Unser sexuelles Erleben ist nicht nur vom Erleben im Hier und Jetzt bestimmt, sondern auch von der Vergangenheit geprägt. Wir entkommen unserer Geschichte nicht.

    Sam spottet :
    So kannst du den Mythos am Leben halten:
    Zwinge dich zu sexueller Heiterkeit, wenn dir mal nicht danach ist.
    Nimm Antidepressiva, wenn du nachdenklich bist.
    Wenn dein Partner ein sexuelles Problem hat, erzähl ihm einen Witz.
    Suche, was bei dir falsch sein könnte, wenn du mal beim Sex keinen Spaß hast.

    Sams Tipp :
    So kannst du den Mythos demontieren:
    Akzeptiere deine Geschichte. Du hast sie sowieso.
    Langsamer Sex ist so gut wie schneller Sex. Inniger Sex so gut wie flotter Sex.
    Manchmal macht Sex keinen Spaß. Ohne dass du irgendetwas falsch gemacht hast.

Mythos 5: Am Anfang der Beziehung ist der Sex am besten, deshalb soll es so bleiben wie am Anfang

    Allem Anfang wohnt ein Zauber inne, dichtete einst Hermann Hesse. Auch der Anfang einer Liebesbeziehung ist meist zauberhaft – und aufregend zugleich. Die Partner fühlen sich magisch zueinander hingezogen. Sie möchten sich nahe sein, alles miteinander teilen. Sie vergessen die Welt um sich herum. Die Verliebten werden von Symptomen befallen, die sie als Verliebtheit deuten, die aber auch Flucht und Angst kennzeichnen: Herzrasen, Schweißausbrüche, ein flaues Gefühl im Magen, Appetitlosigkeit. Die Unkenntnis des Fremden reizt die Partner. Die Ungewissheit darüber, wie es weitergeht, zieht sie an. Die Partner sind aufgeregt und neugierig. Das Ungewisse erzeugt einen enormen erotischen Reiz. Und doch sehnen beide sich
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