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Grosseinsatz Morgenröte

Grosseinsatz Morgenröte

Titel: Grosseinsatz Morgenröte
Autoren: K. H. Scheer
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über den Emp­fang durch­ge­ge­ben.
    Die Nacht ver­ging qual­voll lang­sam. Wir la­gen wach und durf­ten kei­nen Ton spre­chen. Auch das im Schrank mit­ge­lie­fer­te Sup-Ul­tra-Funk­sprech­ge­rät konn­ten wir we­gen der Ab­hör­ge­fahr nicht be­nut­zen.
    Se­kun­den kön­nen zu Stun­den wer­den; uns wur­den sie zu klei­nen Ewig­kei­ten. Es war ein ner­ven­auf­rei­ben­der Zu­stand, der durch die graue Mor­gen­däm­me­rung noch ver­stärkt wur­de. Jetzt konn­ten sie uns in der Wach­zen­tra­le auch noch se­hen, so daß wir die fried­lich Schla­fen­den zu spie­len hat­ten.
    Noch in der Dun­kel­heit hat­te ich zwei der Stab­bom­ben in die Hal­te­rung des dün­nen Kunst­stoff­gür­tels ge­steckt, der bei der Aus­rüs­tung ge­we­sen war. Die Waf­fen la­gen auf mei­ner blo­ßen Haut. Han­ni­bal hat­te sich eben­falls »ein­ge­klei­det«.
    Kurz vor sie­ben Uhr wur­den wir über Bild­sprech ge­weckt und für acht Uhr drei­ßig zum Mar­schall be­foh­len.
    Un­ser Früh­stück ver­lief ge­zwun­gen. Han­ni­bals Wit­ze und Be­mer­kun­gen wa­ren ver­krampft. Ich war nicht ge­ra­de ge­sprä­chig, zu­mal ich mir den Kopf zer­brach, wo ich mei­ne bei­den Bom­ben bis zur kom­men­den Nacht un­ter­brin­gen konn­te. Un­ter al­len Um­stän­den muß­te ich in die große Hal­le.
    Der Klei­ne muß­te ins Schiff ge­lan­gen. Dicht ne­ben­an lag das Ge­bäu­de, in dem Ar­chäo­lo­gen und fä­hi­ge Ma­the­ma­ti­ker an der Ent­zif­fe­rung der mar­sia­ni­schen Auf­zeich­nun­gen ar­bei­te­ten. Wenn die Bom­be im Raum­schiff in den Kern­pro­zeß trat, wur­de auch das Haus ver­nich­tet.
    Punkt acht Uhr drei­ßig be­tra­ten wir den Be­fehls­bun­ker des Mar­schalls. Er lag teil­wei­se tief un­ter den Fel­sen. Die Sperr­waf­fen am ein­zi­gen Ein­gang re­de­ten ei­ne deut­li­che Spra­che.
    Nie­mand un­ter­such­te uns, da das längst ge­sche­hen war. Man be­han­del­te uns noch im­mer zu­vor­kom­mend.
    Bei der Be­spre­chung wur­de uns mit­ge­teilt, daß der Staats­prä­si­dent am nächs­ten Tag per­sön­lich er­schei­nen wür­de, um sich die Sa­che an­zu­se­hen. Ich wur­de drin­gend ge­be­ten, zwi­schen den Trüm­mern noch et­was Ord­nung zu schaf­fen. Es be­stän­de die Aus­sicht, daß er auf die Re­pa­ra­tur ver­zich­ten wür­de.
    Han­ni­bal er­fand ei­ne gu­te Ge­schich­te, die ihm die Er­laub­nis ein­brach­te, die AL­PHA zu in­spi­zie­ren.
    Nach ei­ner Stun­de wur­den wir ent­las­sen und nach dem zwei­ten Früh­stück so­fort zu den Ar­beits­stel­len ge­fah­ren. Han­ni­bal ent­schwand da­mit aus mei­ner Nä­he, aber ich konn­te mich auf ihn ver­las­sen. Ir­gend­wie wür­de er sei­ne Bom­be los­wer­den.
    Ge­gen zehn Uhr drei­ßig stand ich wie­der vor den Trüm­mern des Ag­gre­ga­tes. Es wa­ren un­end­lich wert­vol­le Schät­ze, aus de­nen sich bei großer Mü­he al­les her­aus­le­sen ließ. Man war nur noch nicht so­weit.
    Ich fie­ber­te ei­nem güns­ti­gen Au­gen­blick ent­ge­gen, doch der trat erst ein, als Mar­na Zand­jan auf­tauch­te. Ich sah sie be­schwö­rend an. Dar­auf­hin lenk­te sie den In­ge­nieur ab, der mir nicht von der Sei­te ge­wi­chen war. Ich heg­te den be­grün­de­ten Ver­dacht, daß der Mann ein An­ge­hö­ri­ger des GAS-Ge­heim­diens­tes war.
    Ich stand hin­ter der schwe­ren Ent­span­nungs­kam­mer, de­ren ei­ne Sei­te ein­ge­ris­sen war. Mit ra­schem Griff faß­te ich un­ter der Kom­bi­na­ti­on die bei­den Stä­be. Be­vor der Spit­zel mich wie­der be­ob­ach­ten konn­te, wa­ren sie in der Kam­mer ver­schwun­den.
    »Na­nu, ge­hen Sie so­fort zu­rück, Dok­tor!« sag­te er has­tig und um­faß­te mei­nen Arm. »Sie wis­sen doch, daß sie noch et­was strahlt. Zu­rück.«
    Wi­der­wil­lig ließ ich es ge­sche­hen. Er rief so­fort den zu­stän­di­gen Arzt an. Nack­te Angst stand in sei­nen Zü­gen, als er et­was von »viel­leicht ei­ne et­was zu ho­he Do­sis auf­ge­nom­men« mur­mel­te.
    Die jun­ge Phy­si­ke­rin stand dicht ne­ben mir, so daß ich ihr un­auf­fäl­lig zu­flüs­tern konn­te:
    »In der kom­men­den Nacht, Mar­na. Ver­schwin­den Sie aus dem Tal. Vie­len Dank auch.«
    »Ver­stan­den.«
    Das war al­les. Mi­nu­ten
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