Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grosseinsatz Morgenröte

Grosseinsatz Morgenröte

Titel: Grosseinsatz Morgenröte
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
glei­chen Um­stän­de ver­zö­ger­ten den Bau der ers­ten be­mann­ten Raum­sta­ti­on – und nun ha­ben wir wie­der ein so tref­fen­des Bei­spiel, daß man ver­zwei­feln könn­te. Man scheint noch im­mer nicht er­kannt zu ha­ben, daß die Mensch­heit end­gül­tig in zwei La­ger ge­spal­ten ist. Be­son­ders Ih­nen, Oberst Hab­cour, darf ich ver­si­chern, daß in Asi­en in­ten­si­ver und plan­mä­ßi­ger ge­ar­bei­tet wird. Dort gibt es kei­ne Ei­fer­süch­te­lei­en im ei­ge­nen La­ger.«
    Hab­cour saß steil auf­ge­rich­tet hin­ter sei­nem Schreib­tisch. Die an­de­ren Of­fi­zie­re sa­hen un­si­cher auf den Mann in der blauschwar­zen Uni­form. Re­ling leg­te sei­ne Zi­gar­re end­gül­tig zur Sei­te.
    Da warf Pro­fes­sor Renard ein:
    »Wol­len Sie nicht auf die ge­gen­sei­ti­gen Vor­wür­fe ver­zich­ten? Wir ha­ben das Schiff nun ein­mal ge­st­ar­tet.«
    »Wie?« un­ter­brach ich ihn wiß­be­gie­rig. »Wie ha­ben Sie das ge­macht? Es galt doch als fest­ste­hen­de Tat­sa­che, daß der ers­te Sprung zum Mars nur von der Kreis­bahn aus er­fol­gen könn­te. Auch mit un­se­ren ther­mi­schen Atom­trieb­wer­ken ist der Stein der Wei­sen noch nicht ge­fun­den. Das Mas­sen­ver­hält­nis …«
    »… ist bei­na­he ne­ben­säch­lich ge­wor­den«, fiel Scheu­ning ein. »Wir ha­ben auf den Bau im lee­ren Raum ver­zich­tet und das zwei­stu­fi­ge Schiff trotz der hin­der­li­chen At­mo­sphä­re und trotz der hem­men­den Gra­vi­ta­ti­on von den Ne­va­da-Fields aus ge­st­ar­tet.«
    »Was – nur zwei­stu­fig?« wie­der­hol­te ich un­gläu­big.
    »Al­ler­dings! Da­bei war die ers­te Stu­fe nicht ein­mal mit dem neu­en Trieb­werk, son­dern mit ei­nem her­kömm­li­chen Ag­gre­gat aus­ge­rüs­tet. Als Ar­beits­me­di­um diente de­stil­lier­tes Was­ser. Die Ex­pan­si­on er­folg­te in ei­nem Noch­land-Queck­sil­ber-Wär­me­aus­tau­scher. Als Hei­z­ele­ment diente ein mit­tel­großer, schnel­lau­fen­der Plu­to­ni­um-Re­ak­tor, wie er auch in den Mondra­ke­ten ver­wen­det wird. Der Strahl­mas­sen­vor­rat der ers­ten Stu­fe brach­te die Ra­ke­te in den frei­en Raum. Bei Brenn­schluß der Start­stu­fe be­saß das Schiff ei­ne Ge­schwin­dig­keit von ge­nau 21,4342 Ki­lo­me­ter pro Se­kun­de. Da­mit war die ir­di­sche Flucht­ge­schwin­dig­keit weit über­schrit­ten. Nach­dem sich das Raum­schiff ge­löst hat­te, wur­de die Hilfs­stu­fe im Raum ver­nich­tet. Das war die Ex­plo­si­on, die man vor ei­nem hal­b­en Jahr be­ob­ach­te­te.«
    Ich war mir dar­über klar, daß die An­ga­ben Hand und Fuß hat­ten. Trotz des – neu­er­dings – an­schei­nend ver­al­te­ten kern­che­mi­schen Trieb­werks war es durch­aus mög­lich, daß die Hilfs­stu­fe das ei­gent­li­che Mars­schiff mü­he­los der ir­di­schen Schwer­kraft ent­zog.
    »Die Rei­se ver­lief so stö­rungs­frei wie be­rech­net«, er­läu­ter­te Scheu­ning wei­ter. »Die AL­PHA lan­de­te auf dem Mars und er­gänz­te dort pro­gramm­ge­mäß ih­ren fast ver­brauch­ten Strahl­mas­sen­vor­rat. Das ge­sch­ah in den schnee­be­deck­ten nord­po­la­ren Re­gio­nen. Der an­ge­saug­te Schnee wur­de in rei­nes De­stil­lat ver­wan­delt, da auch das neue Trieb­werk Was­ser als Strahl­me­di­um ver­wen­det. Die Be­sat­zung blieb nur vier­zehn Ta­ge dort, da die Rück­rei­se plan­mä­ßig an­ge­tre­ten wer­den muß­te.«
    »Sie ge­lang?« frag­te ich ver­stört.
    »Selbst­ver­ständ­lich«, be­ton­te er. »Sie ge­lang auf der schnel­len, ener­gie­fres­sen­den Bahn; aber das konn­ten wir uns er­lau­ben. Rund ein­hun­dert­und­vier Mil­lio­nen Ki­lo­me­ter wur­den in ei­nem Zeit­raum von nur knapp zwei Mo­na­ten be­wäl­tigt. Als die AL­PHA den Funk­ver­kehr mit un­se­rer Mond­sta­ti­on auf­nahm und zur Brems­be­schleu­ni­gung an­setz­te, kam es zum ers­ten Zwi­schen­fall. Ein faust­großer Me­te­or durch­schlug die Zel­le und zer­trüm­mer­te das Fern­steu­er­ge­rät. We­nig spä­ter er­krank­ten sechs Män­ner der neun­köp­fi­gen Be­sat­zung. Die Ur­sa­chen blie­ben für den Bord­arzt un­er­gründ­lich. In Erd­nä­he war nur noch der Kom­man­dant ge­sund und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher