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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition)
Autoren: Carl Hiaasen
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Chelsea auf der anderen Seite der Glastür. Chelsea strahlte sie an, hob die Hand zum Gruß und verschwand.
    Der Tierarzt sagte: »Jetzt ist nicht gerade der günstigste Zeitpunkt, um die Angelegenheit ausgiebig zu besprechen. Können wir uns nicht später unterhalten?«
    »Aber klar doch. Ich bin im Pressebüro.«
    »Nein, nicht hier. Kann ich Sie mal zu Hause anrufen, so in ein oder zwei Tagen?«
    Winder nickte. »Na klar, aber ich muß heute noch die Pressemeldung schreiben. Wenn es noch etwas gibt, das ich wissen sollte, dann verraten Sie es mir, ehe ich mich möglicherweise lächerlich mache.«
    Koocher stand auf und strich das Revers seines Laborkittels glatt. »Was Sie da meinten mit dem Fernsehen, das herkommen soll-war das Ihr Ernst?«
    »Auf süß stehen die Leute nun mal«, sagte Winder. »Und wenn es sich um irgendeine seltsame Tiergeschichte handelt, und es ist sonst nichts passiert, dann macht so etwas sogar dicke Schlagzeilen.«
    »Mein Gott«, seufzte Koocher.
    »Hey, tut mir leid«, sagte Winder. Er wollte gar nicht den eiskalten, gefühllosen Burschen spielen. »Ich weiß, was diese kleinen Kerle Ihnen bedeutet haben.«
    Will Koocher lächelte traurig. Er faltete die Karte mit dem Verbreitungsgebiet zusammen und legte sie weg. Er sah müde und niedergeschlagen aus, und Winder hatte Mitleid mit ihm. »Es ist schon gut«, sagte der junge Wissenschaftler. »Sie waren zum Untergang verurteilt, egal, was man auch versucht hätte.«
    »Wir müssen alle mal untergehen«, sagte Joe Winder, »wenn man es sich recht überlegt.« Was er aber gar nicht tun wollte.
    Bud Schwartz parkte den Pickup unter einem mächtigen Feigenbaum. Er riet Danny Pogue, wegen der Moskitos die Tür nicht sofort zu öffnen. Die Insekten hatten sich in einer sirrenden Wolke herabgesenkt und tanzten auf den Fenstern, auf der Motorhaube und im Scheinwerferlicht.
    »Ich wette, wir haben nicht mal Mückenspray im Wagen«, sagte Danny Pogue.
    Bud Schwartz zeigte auf das Haus. »Bei drei rennen wir los.«
    Danny Pogue bemerkte, daß der alte Bau völlig dunkel war. »Spart sie wieder mal Strom oder was? Ich wette, sie ist noch nicht mal zu Hause. Bestimmt hat sie gehofft, daß wir erwischt werden, damit sie uns nicht bezahlen muß.«
    »Du hast einfach kein Vertrauen«, sagte Bud Schwartz. »Du bist der verdammt negativste Mensch, den ich je kennengelernt habe. Darum sieht deine Haut auch ständig aus wie ein Streuselkuchen – da kommen nämlich die ganzen bösen Gedanken raus, die wie Gift durch deine Adern fließen.«
    »Haben wir nun Mückenspray oder nicht?«
    »Nein.« Bud Schwartz entriegelte die Tür. »Und jetzt los – eins, zwei, drei!«
    Sie sprangen aus dem Pickup und rannten zum Haus, wobei sie mit rudernden Armen die Moskitos abwehrten. Als sie hinter der Fliegentür angekommen waren, klopften die beiden Männer sich die Insekten gegenseitig aus den Kleidern. Eine Lampe ging an, und Molly McNamara trat aus der Tür. Ihr weißes Haar war auf Lockenwickler gedreht, ihre Wangen trugen eine dicke Schicht einer fettigen gelben Creme, und ihre breite Gestalt mit den spitzen Schultern steckte in einem blauen Frotteebademantel.
    »Kommt rein«, forderte sie die beiden Männer auf.
    Sofort sah Bud Schwartz, wie wütend die Frau war. Die Lockenwickler, die Creme und der Bademantel konnten das nicht verdekken.
    Das Haus war muffig und düster und wirkte noch dunkler und feuchter durch die überall vorhandene Holztäfelung. Das Wohnzimmer roch nach Jasmin oder nach irgendeinem anderen Altweiberduft. Es erinnerte Bud Schwartz an das Nähzimmer seiner Großmutter.
    Molly McNamara ließ sich in einem Schaukelstuhl nieder. Bud Schwartz und Danny Pogue standen da wie die bezahlten Handlanger, die sie waren.
    »Wo sind sie?« wollte Molly wissen. »Wo ist die Kiste?«
    Danny Pogue sah zu Bud Schwartz, der antwortete: »Sie sind abgehauen.«
    Molly faltete die Hände im Schoß. Sie schüttelte den Kopf. »Ihr lügt.«
    »Nein, Ma’am.«
    »Dann erzählt mal, was passiert ist.«
    Ehe Bud Schwartz ihn stoppen konnte, sagte Danny Pogue: »In der Kiste waren Löcher. Da sind sie rausgekommen.«
    Molly McNamaras Hand verschwand unter ihrem Bademantel und kam mit einer kleinen schwarzen Pistole wieder zum Vorschein. Ohne ein Wort zu sagen, schoß sie Danny Pogue zweimal in den linken Fuß. Er stürzte schreiend auf den glatten Boden aus Tannenholz. Bud Schwartz traute seinen Augen nicht; er versuchte zu reden, aber in seinen Lungen war keine Luft
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