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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition)
Autoren: Carl Hiaasen
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    »Ihr lügt«, sagte Molly. Sie erhob sich aus dem Schaukelstuhl und verließ das Zimmer. Sie kam mit zerstoßenem Eis, Verbandsmull und einer Rolle Heftpflaster zurück. Sie wies Bud Schwartz an, seinen Partner zu verarzten, ehe er alles mit seinem Blut vollmachte. Bud Schwartz kniete sich neben Danny Pogue und versuchte ihn zu beruhigen. Molly setzte sich wieder und begann zu schaukeln.
    »Es war alles in den Nachrichten, daher weiß ich wenigstens, daß ihr es tatsächlich getan habt. Ich glaube, deshalb muß ich euch wohl bezahlen.«
    Bud Schwartz war erleichtert; sie würde ganz gewiß niemanden bezahlen, den sie töten wollte. Die Vorstellung, von einer siebzigjährigen Frau in Lockenwicklern ermordet zu werden, war in mehrfacher Hinsicht schrecklich.
    »Sagt es ruhig, wenn ich mich irre«, sagte Molly. »Ihr wart neugierig, stimmt’s? Ihr habt die Kiste geöffnet, und die Tiere sind entwischt.«
    »So in etwa ist es gewesen«, sagte Bud Schwartz und wickelte Mullbinde um Danny Pogues Fuß. Er hatte den Turnschuh und den Socken abgestreift und die Wunden untersucht. Wunderbarerweise hatten beide Kugeln die Knochen verfehlt, daher konnte Danny Pogue noch mit allen Zehen wackeln.
    »Demnach meint ihr, daß sie noch am Leben sind«, sagte Molly.
    »Warum nicht? Wer könnte denn so gemein sein und ihnen etwas tun?«
    »Das ist wichtig«, sagte Molly. Die Pistole lag locker in ihrem Schoß.
    Danny Pogue sagte: »Wir haben diese Dinger nicht getötet, das schwöre ich bei Gott. Sie sind einfach aus dem verdammten Wagen gesprungen.«
    »Die sind verdammt schnell«, fügte Bud Schwartz hinzu.
    »Also bitte«, wehrte Molly McNamara kopfschüttelnd ab. Sogar Danny Pogue hörte den Sarkasmus in ihrer Stimme.
    »Wir wußten nicht, daß es nur zwei waren«, sagte er. »Wir dachten, in einer Kiste von dieser Größe müßte ein ganzer Haufen stecken. Deshalb fanden wir es anfangs gar nicht so schlimm, als sie abhauten – wir dachten ja, es wären noch mehr da.«
    Molly schaukelte jetzt etwas schneller. Der Schaukelstuhl knarrte kein bißchen auf dem gebohnerten Holzfußboden. Sie sagte: »Ich bin von euch beiden sehr enttäuscht.«
    Bud Schwartz half seinem Partner, zu einer Couch zu humpeln. Er wollte nichts anderes, als endlich das Geld bekommen und schnellstens aus dem unheimlichen alten Haus verschwinden, weg von dieser verrückten Hexe.
    »Jetzt erst mal die richtig schlechte Nachricht«, sagte Molly McNamara. »Es geht um euren Pickup – nur etwa tausend Leute haben euch damit wegfahren gesehen. Ich weiß zwar nicht, ob sie sich das Nummernschild angesehen haben, aber ganz bestimmt gibt es eine recht gute Beschreibung. Es war alles im Fernsehen.«
    »Scheiße«, sagte Bud Schwartz.
    »Deshalb müßt ihr für einige Zeit in der Versenkung verschwinden.«
    Immer noch heftig atmend fragte Danny Pogue: »Was soll das heißen?«
    Molly hörte auf zu schaukeln und beugte sich vor. »Für den Anfang verabschiedet euch schon mal von euerm Laster. Außerdem könnt ihr euch aus dem Kopf schlagen, nach Hause zu gehen. Wenn die Polizei die Nummer der Karre kennt, dann wartet sie schon auf euch.«
    »Darauf laß ich es ankommen«, sagte Bud Schwartz.
    »Nein, das tust du nicht«, entschied Molly. »Ich gebe jedem tausend Dollar. Für den Anfang. Den Rest bekommt ihr in zwei Wochen, wenn sich alles etwas beruhigt hat. Bis dahin habe ich ein Plätzchen gefunden, wo ihr bleiben könnt.«
    »Hier?« fragte Danny Pogue mit einer heiseren, gereizten, schmerzerfüllten Stimme.
    »Nein, nicht hier«, sagte Molly. »Auf gar keinen Fall.«
    Sie stand aus dem Schaukelstuhl auf. Die Pistole verschwand wieder in einer flauschigen Tasche des blauen Bademantels. »Dein Fuß heilt wieder«, versprach sie Danny Pogue. »Ich hoffe, ich habe bewiesen, daß es mir ernst ist.«
    Danny Pogue konnte einfach nicht fassen, daß sie so mit ihnen sprach. Er drehte sich zu Bud Schwartz um, der auf den geschwollenen Fuß seines Partners starrte. Schließlich sagte er: »Lady, das mit Ihren Tieren tut uns wirklich leid.«
    »Es sind nicht meine Tiere«, erklärte Molly, »genausowenig wie ihr.«

3
    Um halb elf stieg Joe Winder hinunter in die Katakomben, das unterirdische System von Servicewegen, das sich unter dem Wunderland der Abenteuer erstreckte. Auf diesen gewundenen Karrenwegen, für die Besucher unsichtbar, wurden die Speisen, die Verkaufsartikel, das Geld und der Abfall durch den ausgedehnten Vergnügungspark transportiert. Auf diesen
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