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Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
Autoren: Rita Falk
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ganz ohne weitere Erklärung. Und langsam komm ich mir vor wie im schlechten Krimi. Aber gut.
    Natürlich lass ich mich heimfahren, schließlich bin ich ja ohne Auto hier. Und außerdem bestehe ich auf Blaulicht und Sirene. Nachdem nämlich vorher das ganze Dorf mitgekriegt hat, dass ich wie ein mieser Verbrecher abgeholt wurde, soll es jetzt auch jeder wissen, dass sie mich reumütig zurückbringen. Ein paar Mitbürger stehen direkt am Fahrbahnrand und winken begeistert. Freilich wink ich gnädig retour. So etwa muss sich der Papst fühlen. Göttlich.
    Der Papa steht im Hof, wie wir einfahren. Er öffnet mir die Autotür, und ich glaube fast, eine gewisse Genugtuung an ihm erkennen zu können.
    »Schau, dass du weiterkommst, du Kasperl! Aber recht plötzlich!«, sagt er ziemlich grantig zu meinem Chauffeur, und der macht sich auch zügig vom Acker.
    »Ich hab den Moratschek angerufen, Franz«, sagt er dann zu mir auf dem Weg zur Haustür. »Der müsste gleich da sein.«
    Und er ist auch gleich da, der ehrenwerte Richter Moratschek. Er düst mit Vollkaracho in den Hof rein, dass der Kies gleich so fliegt.
    »Was machens’ denn wieder für Sachen, Eberhofer!«, sagt er schon beim Aussteigen direkt ohne Begrüßung. Wirft böse Blicke in meine Richtung und nimmt eine Prise Schnupftabak.Glaubt der allen Ernstes, dass ich den Barschl auf dem Gewissen habe?
    »Kommens’ doch erst einmal rein«, sagt der Papa.
    »So was darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ein Kollegenmord. Herrjemine!«, brummt der Richter beim Reingehen. Die Oma watschelt auf ihn zu und drückt ihm die Hand.
    »Hockens’ sich nieder, Moratschek. Ich koch uns einen schönen Kaffee«, sagt sie, bedeutet ihm Platz und verscheucht eine Fliege vom Kuchenblech. Dann kocht sie einen schönen Kaffee, der Paul verteilt Kuchen für alle auf diverse Teller, und der Papa lässt die zwei dabei nicht aus den Augen. Genau wie gestern. Und vorgestern. Und die Tage davor.
    »Wer ist das?«, fragt der Richter seinen Busenfreund.
    »Ein alter Bekannter von der Oma«, sagt der Papa. »Ein sehr alter.«
    »Ja, alte Liebe rostet nicht, gell. Da kriegt die Oma womöglich sogar noch einen zweiten Frühling«, lacht der Richter.
    Der Papa lacht nicht.
    »Sie sind wirklich geschmacklos, Moratschek. Die Oma ist die Oma und aus. Sie ist doch keine siebzehn mehr.«
    »Nein, ist sie nicht«, mischt sich jetzt der Paul ein. »Gott sei Dank nicht. Obwohl sie mit siebzehn auch ganz reizend war. Beinahe so reizend wie heute.«
    Als würde die Oma es hören, kommt sie rüber zu ihm, streicht ihm kurz übern Arm und setzt sich auf die Eckbank.
    »Setz dich nieder, Paul«, sagt sie und er zieht einen Stuhl hervor.
    Kaffee und Kuchen werden verteilt.
    »Sie kennen sich wirklich schon so lange? Das müssen ja an die sechzig Jahre sein«, will der Richter jetzt wissen.
    »Siebzig«, sagt der Paul heiser und nickt.
    »Das interessiert doch kein Schwein hier!«, brummt der Papa.
    »Ja … äh, also, wo sind wir stehen geblieben?«, fragt der Moratschek dann mit vollem Mund.
    »Bei: was ich für Sachen mache«, sag ich so, allein schon, um das Thema zu wechseln.
    »Genau. Eberhofer, Eberhofer, da haben Sie sich aber diesmal keinen Gefallen getan, gell. Ihre ewigen Streitereien mit diesem Barschl, Gott-hab-ihn-selig. Die ganze Inspektion weiß darüber Bescheid.«
    »Ja, Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich den ums Eck gebracht hab? Ich hock mich doch nicht jahrelang in den Knast wegen so einem … so einem Wichser.«
    »Genau! Der Bub ist doch nicht deppert, Moratschek«, unterstützt mich der Papa.
    »Gell, das hab ich der Elisabeth auch gleich gesagt, wie ich davon gehört hab. Elisabeth, hab ich gesagt, ich kenn die Eberhofers wie meine Westentasche. Das sind kreuzbrave Leut. Alle miteinander. Wirklich, durch und durch herzensgute Menschen. Herzensgut, hab ich gesagt. Die könnten keiner Fl…«
    Und patsch hat die Oma das nervtötende Vieh mit der Zeitung erwischt. Mitten auf unserem Esstisch.
    »Sauviecher!«, brummt sie. »Noch ein Stückerl Kuchen, Moratschek?«
    Der nickt, reicht ihr seinen leeren Teller rüber und lächelt dankbar.
    »Äh … also gut, Eberhofer. Momentan sind Sie aus dem Schneider, verstehens’ mich. Weil ich mich für Sie stark gemacht hab. Aber so wird es natürlich nicht bleiben. Es wird nun mit Vollgas in alle möglichen Richtungen ermittelt, gell. Auch in die Ihre. Vergessens’ das bloß nicht! Ein Alibi brauchens’, ein wasserdichtes.
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