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Gregor und der Fluch des Unterlandes

Gregor und der Fluch des Unterlandes

Titel: Gregor und der Fluch des Unterlandes
Autoren: S Collins
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Ahnung, was er werden wollte. Seit er ins Unterland gefallen war, kam es ihm so vor, als hätte er schon einen Beruf. Krieger. Aber das war kein Beruf, den er sich ausgesucht hatte oder der ihm gefiel, und ganz bestimmt war es kein Beruf, den seine Mutter sich für ihren zwölfjährigen Sohn wünschen würde. Sie wusste, dass die Unterländer ihn in ihren Prophezeiungen als Krieger bezeichneten, doch wenn jemand davon sprach, sah sie wütend aus.
    »Wo ist Boots?«, fragte er, um das Thema zu wechseln.
    »Ach, sie hat mich besucht, und dann hat Luxa sie mit aufs Feld genommen, damit sie ein bisschen Bewegung kriegt«, sagte seine Mutter. »Wie war Lizzies Abreise?«
    Gregor berichtete von zu Hause. Wie Lizzie ins Ferienlager aufgebrochen war. Von den Plänen, die Geige zu verkaufen. Von der Hitzewelle. Sie nickte, gierig nach jeder noch so kleinen Neuigkeit. Er versuchte, sich an weitere Einzelheiten zu erinnern, um mehr erzählen zu können, aber sein Kopf war zu voll von der Begegnung mit Ripred und dem Fluch.
    »Du bist heute nicht ganz bei der Sache«, sagte Gregors Mutter. Sie befühlte eine rote Narbe auf ihrer Wange. Das machte sie öfter, wenn sie besorgt war. »Was ist los, Gregor?«
    »Nichts«, sagte er.
    Er sah ihr an, dass sie ihm nicht glaubte, doch zum Glück kam in diesem Moment Howard mit ihrer Medizin und sagte, sie müsse sich jetzt ausruhen.
    »Bis bald«, sagte Gregor. Er war ganz dankbar, wieder verschwinden zu können. Dann machte er sich auf die Suche nach seinen Freunden. Wenn Luxa Boots mit in die Arena genommen hatte, fand dort bestimmt ein Spiel oder eine Übung statt. Hoffentlich übten sie nicht mit Blutbällen. Selbst wenn es ihm gut ging, sah er nicht gern, wie die Wachsbälle aufplatzten, wenn sie vom Schwert getroffen wurden, und die blutrote Flüssigkeit austrat. Und im Moment wollte er sich so etwas Brutales erst recht nicht ansehen.
    Doch als Gregor in der Arena ankam, war ein sehr viel friedlicheres Training im Gange. Die kleinen Kinder lernten, auf einer Fledermaus zu fliegen. Auf den ersten Blicksah es so aus, als würde es Kinder regnen. Doch keiner der Regentropfen landete auf dem Boden. Die Fledermäuse flogen die Kinder hoch in die Luft, dann warfen sie sie ab und ließen sie fallen. Die Kinder fielen mal einen, mal mehrere Meter, ehe sie von einer zweiten Fledermaus aufgefangen und wieder hinaufgeflogen wurden.
    Mareth hatte bei dem Training die Aufsicht. Auf seine Krücke gestützt stand er in der Mitte des Platzes. Die Ärzte hatten ihm eine Beinprothese aus Fischknochen und Leder angefertigt, aber er musste noch lernen, damit zu gehen. Luxa, die Königin von Regalia, assistierte ihm, wenn man es denn so nennen wollte – gerade lachten sie sich über das kaputt, was sich über ihren Köpfen abspielte. Mareth zeigte auf Boots, die gerade den Salto probierte, den Luxa ihr beigebracht hatte. Wenn sie von einer Fledermaus abgeworfen wurde, rollte sie sich zusammen und wirbelte ein paarmal durch die Luft. Aber immer verlor sie die Kontrolle über die Bewegung und trudelte nach unten, wobei sie wild mit den Armen schlug, als wären es Flügel. »Ich!«, rief sie dann, als hätte sie Angst, die Fledermäuse könnten sie vergessen.
    »Du musst zusammengerollt bleiben, Boots!«, rief Luxa unter Lachen. »Halte die Knie fest!«
    »Ich halte die Knie fest!«, behauptete Boots. Sie wagte sich in einen erneuten Salto, endete jedoch wieder als flatterndes Vögelchen. »Ich!«
    »Fast, Boots! Versuche es noch einmal!«, rief Luxa ermutigend. Für einen Moment löste Gregor den Blick von denKindern und den Fledermäusen und schaute nur Luxa an. Er hatte sich noch nicht daran gewöhnt, sie fröhlich zu sehen.
    Seit Luxa und ihre verletzte Fledermaus Aurora drei Monate lang bei einer Mäusekolonie im Dschungel festgesessen hatten, war Luxa verändert. Sie war so froh, wieder in Regalia zu sein, und ihr Volk war ganz aus dem Häuschen, sie wiederzuhaben. Zum ersten Mal schienen sie zu begreifen, was für ein Glück sie hatten, dass dieses zwölfjährige Mädchen ihre Königin war. Erst an ihrem sechzehnten Geburtstag würde Luxa die ganze königliche Macht erhalten, aber mit ihren zwölf Jahren konnte sie schon großen Einfluss nehmen und hatte ein Stimmrecht bei den Ratssitzungen, auf denen politische Entscheidungen getroffen wurden. Sie war ein Dickschädel und trieb den Rat damit in den Wahnsinn. Gleichzeitig war sie klug, stark und unglaublich mutig. Allmählich wussten die Königin
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