Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 03 - Grappa macht Theater

Grappa 03 - Grappa macht Theater

Titel: Grappa 03 - Grappa macht Theater
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
Endgültig.«
    »Dann wollte er ja mit der Erpressung aufhören! Verstehe ich nicht. Warum?«
    »Wer kann das wissen? Der alte Zausel hat ihn jahrelang ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Vielleicht hat er Gewissensbisse gekriegt.«
    »Peter! Irgendetwas stimmt hier nicht. Lass mich überlegen! Nello hatte an dem Abend das Erpresser-Dossier bei sich«, wiederholte ich, »fiel dann aber den Studenten in die Hände. Aristide hat mir erzählt, dass sein Vater Papiere bei sich hatte, die später verschwunden sind, denn bei der Leiche waren sie nicht. Genau wie der Spazierstock. Ich dachte immer, Nello habe das Manuskript seines Buches bei sich gehabt, das ihm Beutelmoser geklaut hat. Was aber, wenn er die ›Fidelio‹-Papiere bei sich hatte?«
    Jansen pfiff durch die Zähne. »Das ist ein Ding. Und diese Papiere hat plötzlich der dicke Kammerschauspieler! Er gibt sie dir, damit du Feudel absägen kannst.«
    »Er behauptet aber, Nello habe sie ihm gegeben. Doch das ist bestimmt gelogen! Andersrum ist die Sache einleuchtender. Peter! Weißt du, was das bedeutet?«
    Mir wurde heiß und kalt. Mein Gefühl sagte mir, dass die Spur brandheiß war.
    »Das bedeutet, dass Pistor Prätorius auf dem Gewissen hat«, sagte er.
    »Genau. Dann passt die Sache. Nello ist nicht zu Beutelmoser gegangen, um sich auszuheulen, sondern zu Pistor. Und der hat ihn umgebracht. So muss es gewesen sein!«
    »Aber warum? Das Motiv fehlt.« Da hatte Jansen recht.
    »Das finde ich schon noch.«
    Pistor war bislang noch nicht Gegenstand meiner Recherche gewesen. Ich war gespannt, was bei näherem Hinsehen alles zutage treten würde.
    »Hat denn Nellos Sohn nicht erzählt, welche Papiere sein Vater dabei hatte? Er und die anderen Kidnapper müssen doch irgendetwas gesehen haben.«
    Ich überlegte und erinnerte mich, dass er ganz allgemein von »Papieren« gesprochen hatte. Leider hatte ich damals nicht mehr nachgefragt.
    »Ich muss ihn noch einmal fragen!«, sagte ich und gähnte. Die 1100 Kilometer der letzten beiden Tage saßen mir in den Knochen.
    »Du bist müde. Schlaf dich erst mal aus. Morgen kümmerst du dich wieder um die Sache?«
    »Aber claro, Signore! Ich habe viel Geld in der Toskana ausgegeben. Das muss ich jetzt wieder verdienen.«

Trautes Heim mit Schönheitsfehlern
    Eigentlich habe ich die Gewohnheit, meine Besuche vorher anzumelden. Bei der Familie Prätorius wollte ich eine Ausnahme machen. Mal schauen, was Mutter und Sohn abends machten, wenn die Sonne über Bierstadt verschwunden war.
    Es war kurz nach dem Beginn der »Tagesschau«, als ich meinen Zeigefinger auf den Klingelknopf legte und drückte. Wenig später steckte Aristide den Kopf aus der Tür.
    »Hallo«, sagte ich, »ich muss dringend mit Ihnen sprechen. Kann ich reinkommen?«
    Er zögerte und öffnete mir dann stumm die Tür. Als ich ins Esszimmer trat, wusste ich warum. Vor mir saß eine perfekte Kleinfamilie am reichlich gedeckten Tisch. Die Rolle des Familienoberhauptes hatte Kammerschauspieler Paul Pistor übernommen, der am Kopf des Tisches thronte. Er schmierte sich gerade ein dickes Stück Leberwurst auf einen verkümmelten Salzkuchen. Daneben schäumte ein großes Pils. Na also, dachte ich, da habe ich sie ja alle zusammen.
    »Guten Abend!«, sagte ich.
    »Frau Grappa! So eine Überraschung!«, wunderte sich Anneliese von Prätorius. Sie schien irritiert.
    »Herr Pistor«, sprach ich ihn an, »was machen Sie denn hier?«
    »Paul Pistor und ich kennen uns seit vielen Jahren«, versuchte sie schnell zu erklären, »jetzt sind wir uns wieder etwas näher gekommen.«
    »Das sehe ich! Außerdem weiß ich ja, dass Sie früher miteinander verlobt waren. Bevor Nello auftauchte. Aber ich wollte Sie wirklich nicht beim Essen stören.«
    »Essen Sie doch mit uns!«, schlug Pistor vor. »Es ist genug da.«
    »Vielen Dank für das Angebot. Aber ich hätte gern nur eine Tasse Tee, falls es keine Mühe macht!«, entgegnete ich und trat ans Fenster.
    Anneliese von Prätorius hetzte in die Küche, ganz die beflissene Hausfrau. Sie kam mit einer Tasse zurück.
    Es war bereits dunkel draußen. Wieder ein gestohlener Sommer, dachte ich und schaute auf die Straße.
    »Ihre Wohnung hat eine schöne Lage!«, lobte ich, nur um etwas zu sagen. »Den Stadtpark sozusagen direkt vor der Tür.«
    Ich hatte es kaum ausgesprochen, als es in meinem Gehirn kräftig klickte.
    Das war's: Nello wird am Stadtpark freigelassen. Er geht zu seiner Ex-Frau. Trifft Paul Pistor. Es gibt Streit. Pistor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher