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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um
Autoren: Karin Slaughter
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Hand entgegen. »Alles paletti, Chief?«
    »Chuck«, grüßte Jeffrey und schüttelte ihm widerwillig die Hand. Er warf Lena einen flüchtigen Blick zu, dann drehte er sich wieder zu der Leiche um. »Die Meldung ging vor ungefähr einer Stunde ein. Sara ist gerade gekommen.«
    Sara sagte: »Hallo, Lena.«
    Lena nickte ihr zu, doch durch die dunkle Sonnenbrille konnte Sara ihren Blick nicht genau deuten. Jeffreys Unmut über die kleine Vertraulichkeit der beiden Frauen war nicht zu übersehen. Sara hätte ihm am liebsten gründlich die Meinung gesagt.
    Chuck klatschte in die Hände, um seine Autorität zu unterstreichen. »Was haben wir denn da Schönes, Doc?«
    »Sieht aus wie Selbstmord«, antwortete Sara und überlegte, wie oft sie Chuck wohl schon gesagt hatte, er solle sie nicht »Doc« nennen. Nur »Rotkäppchen« war schlimmer.
    »Ach, wirklich?« Chuck reckte den Hals. »Findest du nicht, dass es aussieht, als hätte jemand an ihm rumgemacht?« Chuck deutete auf die untere Körperhälfte der Leiche. »Ich finde, dass es sogar sehr danach aussieht.«
    Sara antwortete nicht. Sie sah Lena an und fragte sich, wie es ihr ging. Vor fast genau einem Jahr hatte Lena ihre Zwillingsschwester verloren; bei den Ermittlungen war sie dann selbst in die Falle des Mörders getappt und durch die Hölle gegangen. Auch wenn Lena Adams alles andere als Saras beste Freundin war, Chuck Gaines als Chef hätte Sara nicht einmal ihrer schlimmsten Feindin gewünscht.
    Chuck merkte, dass ihn niemand beachtete. Er klatschte noch einmal in die Hände und bellte: »Adams, sehen Sie sich mal in der Umgebung um. Vielleicht finden Sie was.«
    Überraschenderweise gehorchte Lena, ohne zu murren, und machte sich auf den Weg den Fluss hinunter.
    Sara beschirmte die Augen gegen die Sonne und sah noch einmal hinauf zur Brücke. »Frank, würdest du mal da raufgehen und nach einem Abschiedsbrief oder so was suchen?«
    »Ein Abschiedsbrief?«, wiederholte Chuck.
    Sara wandte sich an Jeffrey. »Ich schätze, er ist von der Brücke gesprungen«, sagte sie. »Er landete auf den Füßen. Man sieht die Schuhabdrücke, wo er im Staub gelandet ist.
    Der Aufprall hat ihm die Hose heruntergerissen und die Knochen von Füßen und Beinen gebrochen.« Sie las die Größe auf dem Etikett hinten an den Jeans. »Die Jeans sind riesig, und aus der Höhe ist die Fallgeschwindigkeit ziemlich hoch. Das Blut stammt von inneren Verletzungen. Hier sieht man es, ein Teil des Rektums wurde ausgestülpt und aus dem Anus herausgedrückt.«
    Chuck pfiff durch die Zähne. Sara sah, wie sich seine Lippen bewegten, als er sich die rassistische Schmiererei auf der Brücke leise vorlas. Dann schenkte er ihr ein dreistes Lächeln und fragte: »Wie geht’s deiner Schwester?«
    Jeffrey knirschte mit den Zähnen. Devon Lockwood, der Vater von Tessas Kind, war schwarz.
    »Es geht ihr gut, Chuck«, antwortete Sara beherrscht. Auf den Köder würde sie nicht anspringen. »Warum fragst du?«
    Er grinste noch einmal und versicherte sich, dass sie sah, wohin sein Blick gerichtet war. »Ach, nur so.«
    Sara konnte sich nur wundern, wie wenig Chuck Gaines sich seit der High School geändert hatte.
    »Die Narbe auf seinem Arm«, meldete sich Jeffrey zu Wort, »sie sieht frisch aus.«
    Sara zwang sich, den Arm des Opfers zu begutachten, doch der Ärger war ihr anzuhören, als sie sagte: »Ja.«
    »Ja?«, wiederholte Jeffrey mit einem deutlichen Fragezeichen dahinter.
    »Ja.« Sara wollte ihm klarmachen, dass sie ihre Kämpfe selbst ausfechten konnte. Sie atmete tief ein, dann sagte sie: »Ich tippe, er hat sich die Wunde selbst zugefügt, sauber die Arteria radialis aufgeschlitzt. Wahrscheinlich war er im Krankenhaus damit.«
    Plötzlich schien sich Chuck für Lenas Fortschritte zu interessieren. »Adams!«, schrie er. »Da lang!« Er wies von der Brücke weg, in die entgegengesetzte Richtung.
    Sara griff mit beiden Händen an die Hüften des toten Jungen und bat Jeffrey: »Kannst du mir helfen, ihn umzudrehen?«
    Während sich Jeffrey Latexhandschuhe überzog, suchte sie den Waldrand nach Tessa ab. Es war keine Spur von ihr zu sehen. Ausnahmsweise war Sara froh, Tessa in ihrem Wagen zu wissen.
    »Fertig«, sagte Jeffrey und packte den Jungen bei den Schultern.
    Sara zählte bis drei, und dann drehten sie die Leiche des Jungen so vorsichtig wie möglich um.
    »O Scheiße«, quiekte Chuck wie ein Teenager im Stimmbruch. Er sprang zurück, als wäre die Leiche in Flammen aufgegangen. Auch
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