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Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition)
Autoren: Olle Lönnaeus
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Kellertreppe. Das Tier miaute hingebungsvoll und leckte sich die Nase, als hätte es gerade etwas Leckeres gefressen.
    Mit einem komischen Gefühl in der Magengegend warf Joel einen Blick durch die Türöffnung zu Mårtens Wohnzimmer und Atelier. Im Kamin brannte ein knisterndes Feuer. Der Haken an der Decke. Die roten Schriftzeichen auf der Tapete. Alles war noch da.
    Er wollte gerade rufen, um sich zu erkennen zu geben, als er eine leise Stimme hinter seinem Rücken hörte.
    «Hej, Joel.»
    Erik stand neben der Kellertreppe. Er hielt eine Axt in der Hand.
    «Verdammt, hast du mich erschreckt!»
    «Tut mir leid, das wollte ich nicht.»
    Er stellte die Axt ab und lehnte sie gegen die Wand, während er entschuldigend lächelte.
    «Das Feuerholz war aufgebraucht. Und da es ja so kalt ist, habe ich beschlossen, neues zu hacken. Dann habe ich gehört, dass du gekommen bist …»
    Er ging in die Hocke und streichelte die Katze, die verschmust an seinem Bein entlangstrich.
    «Wir beide haben einiges durchzugehen. Also fangen wir am besten gleich an», sagte er. Es hatte fast den Anschein, als spräche er mit der Katze.
    Joel blickte sich verwirrt um. «Und wo ist Helga?»
    Erik hob das Gesicht und schaute ihn mit seinen großen klaren blauen Augen an. «Mama hat mich gebeten, dir auszurichten, dass es ihr sehr leidtut. Aber sie ist noch nicht wieder gesund. Sie liegt mit Fieber im Bett. Deshalb müssen wir beide den Nachlass gemeinsam durchgehen, Joel. Es muss ja schließlich getan werden. Du hast doch nichts dagegen, oder?»
    Er stand mit der Katze im Arm auf. Kraulte sie im Nacken, sodass sie sich an seinen Pulli schmiegte und zu schnurren begann. Plötzlich bemerkte Joel, dass sie nicht völlig schwarz war, wie er anfänglich angenommen hatte. Um die eine Vorderpfote herum war ihr Fell weiß, als trüge sie einen Strumpf. Mit einem Mal kam Joel das Bild in Erinnerung, als er zum ersten Mal vor Helgas Reihenhaus stand. Damals öffnete Erik ihm die Tür mit einer Katze im Arm.
    «Das ist ja dieselbe Katze …», murmelte Joel.
    «Was denn?» Erik wirkte erstaunt.
    «Sie ist wieder zurück», sagte Joel. «Die Katze ist zurück. Es ist dieselbe Katze, die ich gesehen habe, als ich in der Sturmnacht hierhergekommen bin. Und dieselbe Katze, die du im Arm gehalten hast, als ich Helga und dich besucht habe.»
    Für einen kurzen Augenblick waren Eriks Gesichtszüge wie versteinert. Dann brach er in herzhaftes Lachen aus.
    «Ach so, Picasso! Mein kleiner Liebling. Ich hab zuerst gar nicht verstanden, was du meintest. Aber es ist ganz richtig. Sie wohnt schon seit einer Weile bei mir. Habe ich es letztens nicht erwähnt? Mårten hatte kein gutes Händchen mit Tieren. Wie kann man ein Katzenmädchen nur Picasso nennen? Sie muss in der Nacht, als Mårten ermordet wurde, Reißaus genommen haben. Ein paar Tage später ist sie bei uns zu Hause aufgetaucht. Aber sie war ja auch schon vorher mal bei uns. Katzen haben einen phantastischen Orientierungssinn. Ich liebe Katzen, ich bin sowieso ein großer Tierfreund, und da habe ich mich natürlich um sie gekümmert. Irgendwer muss sie ja füttern. Ich glaube übrigens, dass sie Hunger hat.»
    Aus der Tasche seiner geräumigen Jägerhose zauberte er ein Schweizer Armeemesser und eine Konservendose, die er öffnete.
    «Sardinen in Öl», klärte er Joel auf. «Picasso liebt sie.»
    Während die Katze schmatzend aus der Dose fraß, versuchte Joel seine Gedanken zu sortieren. Warum hatte Helga sich nicht selber bei ihm gemeldet? Selbst wenn sie krank war, hätte sie doch kurz anrufen können. Aus Erik wurde er nicht schlau. Er war freundlich und hilfsbereit, aber irgendwie nicht ganz bei der Sache. Und die Katze, konnte sie wirklich ausgebüchst sein, nachdem er sie in der Mordnacht hier in Mårtens Haus gesehen hatte, und den weiten Weg über die Äcker zu Helga und Erik nach Tomelilla gefunden haben?
    Natürlich hatte man schon von Katzen gehört, die verschwunden und nach mehreren Monaten wieder zurückgekehrt waren. Aber dennoch …
    «Dann legen wir doch los …», meinte Erik.
    «Aber wie gehen wir vor?», fragte Joel unschlüssig. «Ich meine, der Vorschlag stammt schließlich von Berelius, und er war der Meinung, dass Helga dabei sein sollte. Ich weiß jedenfalls nicht, wie man eine Nachlassliste erstellt.»
    Widerwillig zog er seinen Mantel aus.
    «Es kann ja nicht so schwer sein. Wir schreiben die wichtigsten Gegenstände auf eine Liste. Ich habe Papier und Stift dabei.»
    Erik
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