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GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

Titel: GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor
Autoren: John Norman
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meiner Überraschung rührten sich die Männer nicht von der Stelle. Einer ergriff das Wort.
    »Du hast dich entschlossen, deine Stadt im Stich zu lassen«, sagte er. »Deshalb hast du nun keine Heimat mehr, denn du hast sie aufgegeben.«
    »Unverschämtes Tier!« kreischte sie ihn an. Dann b e fahl sie dem anderen Krieger, seinen Kameraden umz u bringen.
    »Du befiehlst nicht mehr in Tharna«, sagte dieser ei n fach.
    »Tiere!« kreischte sie.
    »Würdest du am Fuße deines Thrones sterben, würden wir dir gehorchen und an deiner Seite kämpfen«, sagte der erste Krieger.
    »Ja«, sagte der zweite Mann. »Bleib, wie es sich für e i ne Tatrix geziemt, und unsere Schwerter sind dir ve r pflichtet. Fliehst du aber wie eine Sklavin, gibst du damit dein Recht auf, über unsere Klingen zu verfügen.«
    »Narren!« rief sie.
    Dann blickte Dorna die Stolze zu mir herüber.
    Der Haß, den sie mir entgegenbrachte, ihre Grausa m keit, ihr Stolz – all dies war so greifbar wie etwas Kö r perliches, wie eine Hitzewelle oder ein Kältehauch, der Eis entstehen läßt.
    »Thorn ist für dich gestorben«, sagte ich.
    Sie lachte. »Auch er war ein Narr. Wie alle Tiere.«
    Ich fragte mich, wie es kommen konnte, daß Thorn für diese Frau sein Leben geopfert hatte. Ich nahm nicht an, daß hier die Kastenverpflichtung im Spiel war, denn di e se Verpflichtung galt eigentlich nicht gegenüber Dorna, sondern nur gegenüber Lara. Thorn hatte gegen die R e geln seiner Kaste verstoßen, als er die verräterischen Pl ä ne Dornas der Stolzen unterstützte.
    Plötzlich sah ich die Antwort, plötzlich ahnte ich, daß Thorn diese grausame Frau geliebt haben mußte, daß sein Kriegerherz für sie geschlagen hatte, obwohl er nie ihr Gesicht gesehen hatte, obwohl sie ihm niemals ein L ä cheln oder die Berührung ihrer Hand geschenkt hatte. Und nun wußte ich auch, daß Thorn, was immer er gew e sen sein mochte, auf jeden Fall ein entschlossener, mäc h tiger Gegner und größer gewesen war als sie, die das Ziel seiner hoffnungslosen, tragischen Zuneigung bildete. Es war sein Tod gewesen, die Silbermaske zu lieben.
    »Ergib dich!« rief ich Dorna zu.
    »Nie!«
    »Wohin willst du fliehen und was willst du tun?« fragte ich.
    Ich wußte, daß Dorna als alleinstehende Frau auf Gor kaum Chancen hatte. Trotz ihres Erfindungsreichtums, trotz der Schätze, die sie sicherlich bei sich trug, war sie nur eine Frau, und auf Gor braucht sogar eine Silberma s ke das Schwert eines Mannes zu ihrem Schutz. Sie moc h te wilden Tieren zum Opfer fallen, vielleicht sogar ihrem eigenen Tarn, oder sie wurde von einem Tarnkämpfer oder einem Trupp Sklavenhändler gefangengenommen – auf jeden Fall hatte sie es nicht leicht.
    »Stelle dich der tharnaischen Justiz«, sagte ich.
    Dorna warf den Kopf in den Nacken und lachte lau t hals.
    »Auch du bist ein Narr!« sagte sie spöttisch.
    Eine Hand hatte sie um den ersten Zügel gewickelt. Der Tarn trat unruhig von einem Bein auf das andere.
    Ich sah mich um und erblickte Lara hinter mir, die Dorna beobachtete. Ihr zur Seite warteten Kron und A n dreas, gefolgt von Linna und zahlreichen Soldaten und Rebellen, die nach uns auf das Dach gekommen waren.
    Die Silbermaske Dornas richtete sich auf Lara, die ke i ne Maske und keinen Schleier trug. »Schamloses W e sen!« zischte sie, »du bist nicht besser als sie – ein Tier!«
    »Ja«, sagte Lara, »das stimmt.«
    »Ich habe so etwas von Anfang an in dir gespürt«, sa g te Dorna. »Du warst deines Throns niemals würdig, du warst es nicht wert, die Tatrix von Tharna zu sein. Ich a l lein verdiene diese Ehre.«
    »Das Tharna, von dem du sprichst, gibt es nicht mehr«, sagte Lara.
    In diesem Augenblick hoben Soldaten, Wächter und Rebellen ihre Waffen und hießen Lara als die wahre T a trix ihrer Stadt willkommen.
    »Heil, Lara!« riefen sie, und wie es in dieser Stadt Sitte war, wurde dieser Ruf fünfmal wiederholt, und fünfmal wurden die Waffen angehoben.
    Dorna die Stolze zuckte wie von fünf Peitschenhieben getroffen zusammen.
    Ihre Hände, die in Silberhandschuhen steckten, kramp f ten sich um den ersten Zügel.
    Noch einmal schaute sie über die Rebellen und Sold a ten und über Lara hin – mit einem Abscheu, den ich deu t lich hinter der Maske spürte, und dann wandte sich das Metallgesicht wieder mir zu.
    »Lebe wohl, Tarl aus Ko-ro-ba«, sagte sie. »Vergiß Dorna die Stolze nicht, denn unsere Abrechnung steht noch aus!«
    Die Hände in den silbernen Handschuhen
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