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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube
Autoren: Sue Grafton
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dann über den Freeway und ein Stück zurück. Von da aus ist es die zweite Straße rechts.«
    »Klingt gut. Bis gleich.«
    Als ich den Hörer auflegte, sah Dietz auf seine Uhr. »Du bist also unterwegs. Ich muß mich bei einem alten Freund melden und werde ein Weilchen weg sein. Hast du später Zeit?«
    »Erst ab sechs oder so. Kommt auf meinen Termin an. Ich versuche, einen Mann aufzuspüren, der seit siebzehn Jahren verschwunden ist, und ich möchte mir gern ein paar Hintergrundinformationen von seiner Familie besorgen.«
    »Ich lade dich zum Essen ein, wenn du noch nichts gegessen hast, oder wir können ausgehen und etwas trinken. Ich möchte dir wirklich nicht zur Last fallen.«
    »Das können wir später besprechen. In der Zwischenzeit brauchst du aber einen Schlüssel.«
    »Das wäre gut. Dann kann ich noch duschen, bevor ich mich auf die Socken mache, und abschließen, wenn ich gehe.«
    Ich zog die Krimskrams-Schublade in der Küche auf, nahm den Ersatzschlüssel, der an seinem eigenen Ring hin, heraus und schob ihn über den Tresen.
    »Ist dir das auch recht? Ich weiß, daß du nicht gern belagert wirst. Ich kann mir auch ein kleines Zimmer auf dem Cabana nehmen, wenn du lieber Ruhe und Frieden möchtest.«
    »Momentan ist es mir recht. Wenn es mir zuviel wird, sage ich es. Laß uns einfach improvisieren«, sagte ich. »Ich hoffe, du magst den Kaffee schwarz. Es gibt weder Milch noch Zucker. Tassen sind da oben.«
    Er steckte den Schlüssel in die Tasche. »Ich weiß, wo die Tassen sind. Bis später.«

    Malek Construction bestand aus einer Reihe miteinander verbundener Wohnwagen, die wie Dominosteine angeordnet waren und in einer Sackgasse in einem Industriepark standen. Hinter den Büros befand sich eine asphaltierte Fläche voller roter Fahrzeuge: Lieferwagen, Zementmischer, Kipper und Straßenbaumaschinen, alle mit dem weiß-roten Firmenlogo. Eine zweistöckige Werkstatt aus Wellblech erstreckte sich entlang der Rückseite des Grundstücks, offenbar angefüllt mit Wartungsund Reparaturwerkzeug für den immensen Fuhrpark der Firma. Auch Zapfsäulen standen bereit. Auf der einen Seite sah ich vor einem Gewirr von Büschen sechs leuchtendgelbe Kettenschlepper und zwei John-Deere-Planierraupen stehen. Männer mit Helmen und roten Overalls gingen ihrer Arbeit nach. Die Ruhe wurde vom Rumpeln näher kommender Schwerfahrzeuge, einem gelegentlichen schrillen Pfeifton und dem ständigen Piep-piep-piep, wenn ein Fahrzeug rückwärts fuhr, durchbrochen.
    Ich parkte auf der anderen Seite auf einem Besucher-Parkplatz neben Jeeps, Cherokee Rangers und zerbeulten Pick-ups. Auf dem kurzen Weg zum Eingang konnte ich den Verkehr vom nahen Freeway sowie das Brummen eines Kleinflugzeugs hören, das auf den im Westen gelegenen Flughafen zuflog. Die Inneneinrichtung des Büros zeugte von einer vernünftigen Mischung aus gutem Geschmack und Sinn fürs Praktische: glänzende Walnußpaneele, stahlblauer Teppichboden, dunkelblaue Aktenschränke und dazu passende dunkelrote Tweed-Polstermöbel. Bei den männlichen Angestellten bestand die Standardkluft offenbar aus Krawatte, Hemd und Hose ohne Anzugjacke. Die Schuhe sahen aus, als könnte man mit ihnen gut über Sand und Kies gehen. Die Kleiderordnung für Frauen schien weniger strikt zu sein. Es herrschte eine angeregte Atmosphäre. Polizeireviere haben die gleiche Ausstrahlung; jeder ist in die Arbeit vertieft.
    Im Vorraum, wo ich wartete, lagen nur branchentypische Zeitschriften, Exemplare von Pit & Quarry, Rock Products, Concrete Journal und Asphalt Contractor. Ein kurzer Blick genügte, um mich davon zu überzeugen, daß es hier um Themen ging, die mir nicht mal im Traum eingefallen wären. Ich las kurz über Ovalloch-Hohlformen und Mehrzweck-Beimischungen, motorgetriebene ausziehbare Betonrutschen und fahrbare Betonrecyclinganlagen. Mannomannomann! Manchmal mußte ich über die Abgründe meiner Unwissenheit staunen.
    »Kinsey? Ich bin Donovan Malek«, sagte jemand.
    Ich sah auf, legte die Zeitschrift beiseite und stand auf, um ihm die ausgestreckte Hand zu schütteln. »Nennt man Sie Don oder Donovan?«
    »Donovan ist mir lieber, wenn es Ihnen recht ist. Meine Frau kürzt es zwar manchmal zu Don ab, aber ich lasse es nur ihr ab und zu durchgehen. Danke, daß Sie so pünktlich sind. Kommen Sie mit nach hinten in mein Büro, dann können wir uns unterhalten.« Malek hatte helles Haar und war frisch rasiert. Sein Gesicht war breit und von Falten durchzogen, er trug eine
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