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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz
Autoren: Buerkl Anni
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sich zu einem Kreischen. »Er hat seine Strafe verdient.«
    Berenike runzelt die Stirn.
    »Was ist geschehen?«
    Franziska lacht nur weiter, hört gar nicht mehr auf.
    »Wo ist deine Oma?«
    Jetzt ist das Lachen Franziskas endgültig irr. Der Haarreifen rutscht ihr in die Stirn, sie zerrt ihn herunter, wirft ihn weg. Die roten Haare stehen ihr über der Stirn zu Berge. Paul will einen Schritt weg von ihr machen, Franziska gebietet ihm Einhalt.
    »Schön ruhig bleiben«, sagt sie und dann: »Die Oma? Der geht’s nicht gut.«
    »Jemand muss Jonas rauslassen.«
    »Sei unbesorgt!« Franziska hört sich wie die Hexe im Märchen an, bevor sie Hänsel und Gretel in ihr Häuschen lockt. »Alles geht seinen Gang. Wer sagt dir, dass Jonas im Haus meiner Oma ist? Na, was ist? Willst du ihn anrufen, deinen Süßen? Da hast du Pech, den erreichst du nicht.« Und sie schleudert etwas vor Berenikes Füße – sein Handy, unzählige Male gesehen und verflucht, wenn ein dienstlicher Anruf ihn ihr entrissen hat. Sein Handy … Die Tatsache sickert erst langsam in Berenikes Kopf. Franziska hat sein Handy. Er würde es nicht freiwillig aus der Hand legen. Nicht Jonas, der engagierte Polizist, der erreichbar sein will, immer.
    Franziskas Blicke fliegen kurz in Richtung des kleinen, abgeschirmten Häuschens.
    »Du hältst ihn gefangen!« schreit Berenike, weil sie Franziskas Ausdruck in den Augen zu deuten weiß. Sie macht einen Schritt auf das Haus zu.
    »Bleib sofort stehen.« Franziska baut sich plötzlich vor ihr auf, wie auch immer sie das geschafft hat. Die Messerspitze blinkt in der Sonne. Berenike stoppt. Sie weiß von Jonas, wie gefährlich ein Messer werden kann, wie schwer so jemand zu entwaffnen ist. Wie leicht es schlimme Verletzungen setzt. Sie weiß viel von Jonas. Sie zieht die Nase hoch. »Franziska, lass das. Wir können über alles reden. Was ist geschehen?«
    »Reden? Ich rede nicht mehr. Reden führt nie zu etwas.« Sie spuckt vor Paul aus. »Das weiß der da auch. Na, willst zu deinem Kadaver, oder was?«
    Paul, starr vor Schreck, taumelt mit ungelenken Bewegungen auf sie zu. »Franzi!« Jetzt erst fällt ihm sein Lachen aus dem Gesicht. Mit Glück wird er mit dem Leben davonkommen. Nur was meint Franziska mit Kadaver?
    »Mit welch hübschen Worten du mich überredet hast, mich für die Ausstattung des Narzissenfestes zu bewerben, weißt du noch?« Franziskas Stimme könnte Glas zerspringen lassen. »Dass du was für mich tun könntest, hast du gesagt. Und erst Monikas Kommentare dazu, und zu meiner Ablehnung. Was für Worte. Und dann die Toten! Wie komisch, nicht?« Sie fuchtelt mit dem Messer vor Pauls Gesicht herum, dann vor Berenike. Ein alter Hirschfänger. Hirschhorngriff, registriert etwas in Berenikes Kopf, das gern auf Details achtet. An dem Haus von Franziskas Oma klappert etwas.
    »Und ganz besonders gut amüsiert haben wir uns mit einem Teil meiner Ideen, die von einem anderen Designer übernommen worden sind. Dafür, für all das, wirst du sterben, Paul. Jetzt spielen wir nach meinen Regeln. Es steht vier zu eins, Paul. Bis jetzt.«
    »Was meinst du damit, Franziska?«, fragt Berenike und bekommt keine Antwort.
    »Das werden wir noch sehen«, fängt Paul an.
    Franziskas eisiger Blick bringt ihn zum Schweigen. »Gehen wir.« Franziska packt Berenikes Arm, hart und fest ist ihr Griff. Sie hebt das Messer, das im Tageslicht funkelt. »Du auch, na los, dalli! Tut mir leid, dass ich dich mit in den Tod nehmen muss.« Sie stößt Berenike vor sich auf den Weg, schiebt sie unsanft voran. »Gemma, marsch!« Dabei setzt sie Paul die Messerspitze an den Nacken.
    Berenike spürt Franziskas harte Finger an ihrem Arm, die keine Sekunde nachlassen, versucht einen Blick auf das Häuschen zu erhaschen, hört ein Rumpeln aus dieser Richtung, meint den Elendszug zu sehen. Mit einer plötzlichen Bewegung lässt sie sich nach hinten fallen, dreht sich im Fallen, reißt sich los, rennt.
    »Halt! Hier geblieben!«, schreit Franziska und für einen Moment weiß keiner, wie das ausgehen wird. Franziska muss sich entscheiden: Läuft sie Berenike nach, entkommt ihr Paul. Im Rennen wirft Berenike einen Blick über die Schulter – niemand folgt ihr. Schmerzen im Genick, sie achtet nicht drauf, nicht jetzt. Franziska schlägt mit Paul als Geisel die Richtung zum Falkenstein ein. In der Ferne hört man Fetzen eines kirchlichen Liedes.
    *
    Berenike stolperte auf das Häuschen zu. Still und kühl und abweisend stand es da. Sie
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