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Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition)
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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heute Morgen gekotzt, äh ich meine mich übergeben und jetzt ist mir auch schon wieder schlecht. Ich merke schon, dass …«
    »Ist ja gut«, sagt die Senner. Sie macht ein angewidertes Gesicht. »Du hältst hier die Stellung, falls die Andrees bis dahin noch nicht da war. Beruhigt, Fräulein Redlich?«
    Ich nicke.
    Und schlagartig ist mir alles klar.
    Meine Chefin ist auch neidisch. Sie zeigt es nur nicht so deutlich wie Annemarie und Nora. Aber ich weiß genau, wenn sie selbst Eva Andrees’ Kleid genäht hätte, dann würde sie bestimmt nicht essen gehen, wenn es abgeholt würde.
    »Neid muss man sich verdienen, Mitleid gibt es umsonst«, sagt Oma immer.
    Ob das auch so eine Glückskeksweisheit ist?
    Ich schüttele mich vor Unbehagen. Warum können nicht alle Frauen so lieb sein wie meine Lila? Beim Gehen werfe ich ihr eine Kusshand zu. »Bis nachher, Süße.«
    Ich sehe noch, wie die Chefin die Augen verdreht. Scheinbar weiß sie nicht einmal, was eine echte Frauenfreundschaft ist.
     
    **
     
    »Wo bleibt denn Rob?« Ich schaue ungeduldig auf die Uhr. Seit zwei Stunden sitze ich nun schon vor dem Fernseher und warte darauf, dass die Liveübertragung der Filmnacht endlich anfängt. In der Programmzeitschrift steht zwar, dass die Sendung erst um 20.15 Uhr beginnt. Aber man kann ja nie wissen. Lila ist in unserer Küche und kocht uns was Schönes. Wir essen gern beim Fernsehgucken. Das ist so gemütlich.
    Oma ruft kurz an, obwohl sie heute keine Hilfe beim Einkaufen braucht. Sie verrät mir, dass sie auch schon vor dem Fernseher sitzt. »Ich bin stolz auf dich, meine Kleine«, sagt sie.
    Dann will sie wissen, welche Prophezeiung in meinem heutigen Glückskeks steht. Keine Ahnung! Ich habe schon ewig keinen aufgemacht. Meine Großmutter soll aber nicht glauben, dass ich ihre Geschenke nicht zu schätzen weiß. Also rase ich in die Küche, krame die Verpackung aus dem Regal und breche schnell einen der Kekse auf. Der Zettel fällt herunter, segelt zielsicher in den geöffneten Mülleimer und landet auf einer matschigen Filtertüte. Igitt!
    Lila grinst, als ich das Papier mit spitzen Fingern aus dem Abfall fische.
     
    Heute Abend hält das Schicksal etwas für Sie bereit.
     
    Na also! Davon abgesehen, dass es Blödsinn ist, könnte es heute sogar stimmen. Schon macht sich meine Fantasie wieder auf die Reise. Die Andrees steht bei der Preisverleihung auf der Bühne. Sie ist wunderschön. »Ich danke Rosa Redlich, meiner jungen Schneiderin, für das zauberhafte Kleid.«
    Ein Raunen geht durch die Menge und plötzlich ist mein Name in aller Munde.
    Hallo, Rosa! Komm mal wieder runter von dem Trip!
    Ja, wahrscheinlich ist das Quatsch. Aber weiß man es? Bei solchen Anlässen werden die Stars doch immer ganz rührselig! Vor allem, wenn es um das Lebenswerk geht, oder?
    Mal angenommen, sie dankt mir wirklich. Werden dann nicht auch andere Promis in Frau Senners Werkstatt kommen?
    »Arbeitet hier die Rosa Redlich? Ich möchte ein Kleid bei ihr bestellen!«
    Dann platzen die Kolleginnen vor Neid. Und ich kann endlich tun, was ich mir wünsche, seit ich zum ersten Mal an einer Nähmaschine saß – richtig schöne Mode für richtig schöne Menschen machen.
    Ich starre auf den kleinen Zettel in meiner Hand. Wenn mein Traum heute wahr wird, dann rahme ich mir den Glückskeksspruch golden ein, obwohl er halb aufgeweicht und kaffeefleckig ist! Wenn mein Kleid heute Abend groß rauskommt, glaube ich auch an die Kraft der Glückskekse – wenigstens ein ganz kleines bisschen!
    Bevor meine Fantasien noch unbescheidener werden, unterbreche ich sie und freue mich vorerst über die Aufmerksamkeit, die mir in der Wirklichkeit zuteil wird.
    Meine Eltern und natürlich Tante Susanne und Onkel Thorsten, Lilas Eltern, sitzen schon vor der Glotze, genauso wie wahrscheinlich unser halbes Dorf. Sie alle gucken die ›Filmnacht‹ nur meinetwegen. Ich grinse ein bisschen bei dem Gedanken. Schließlich bin ich nur Schneiderin und nicht mal selbst im Fernsehen dabei. Aber dass so eine berühmte Frau mein Kleid trägt, färbt auch auf mich ab. Eigentlich ziehen die Damen bei solchen Gelegenheiten nur Haute Couture an. Ich darf schon ein bisschen stolz sein.
    Nur Annemarie und Nora haben sich für heute Abend in ihrer Stammkneipe verabredet, besonders laut, damit ich es auch ja nicht überhöre. Sie wollen Darts spielen. Sollen sie doch! Auf ihren Beifall kann ich verzichten.
    Ich werde ein bisschen unruhig, denn Rob sollte jetzt langsam
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