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Glücksgriff

Glücksgriff

Titel: Glücksgriff
Autoren: Jill Mansell
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leugnen, entschied Greg: Dies war eine wirklich kitschige Uhr.
    Die goldgeränderte Einladung lehnte daneben auf dem Kaminsims. Da er noch Zeit hatte, nahm Greg sie und las sie langsam nochmal durch. Gestern Abend hatte Chloe die Einladung aus ihrer Tasche gezogen und gesagt: »Warum gehen wir nicht hin? Daisy Schofield wird auch da sein. Du würdest sie doch gerne kennen lernen, oder?«
    Er erriet, dass das ihre Art war, so zu tun, als ob nichts geschehen wäre.
    »Chloe, was bringt das?« Er war nett zu ihr gewesen, aber auch entschlossen. »Ich habe dir schon gesagt, ich ziehe aus. Wenn du zu der Party gehen willst, dann geh.«
    »Ich könnte es nicht.« Chloes blaue Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. »Nicht allein.«
    Das war es gewesen. Greg hatte die Achseln gezuckt und damit gesagt, das sei wohl kaum seine Schuld, und Chloe hatte die Einladung auf den Boden geworfen, bevor sie aus dem Raum gelaufen war. Greg hatte sich bücken müssen, um sie unter dem Couchtisch hervorzuholen und wieder auf den Sims zu stellen.
    Daisy Schofield.
    Gott, sie war super.
    Dieser Körper …
    Ach, was soll’s, dachte Greg, während er die Einladung in die Gesäßtasche seiner Jeans steckte. Chloe würde sie ja sowieso nicht brauchen, oder?
    Es war nun mal so: Manche Gelegenheiten musste man einfach beim Schopf packen.
    Es war ein kalter, heller Sonntag. Zum ersten Mal seit Monaten war der Himmel blau und die Sonne schien.
    Florence blickte aus dem Fenster, als sie Miranda die Treppe herunterpoltern hörte.
    »Ich bin’s, ich gehe einkaufen.« Sie steckte den Kopf zur Tür herein. »Soll ich dir was mitbringen?«
    »Unbedingt. Eine Flasche Montrachet bitte.«
    Mirandas ausdrucksstarke Augenbrauen legten sich in rechte Winkel.
    »Klingt wie ein Niesen. Was ist das, eine Art Hustensaft?«
    »Wein. Besser als Medizin.« Florence rollte zu der Stelle, wo ihre Handtasche lag. »Hier, ich geb dir das Geld.«
    »Ist schon in Ordnung, ich kaufe ihn bei Tesco. Zahl es mir später.«
    Florence wedelte mit einem Fünfzigpfundschein.
    »Wir sprechen hier nicht von Fusel, dies sollte also reichen. Und du musst zum Weinhändler in der Kendal Street gehen.«
    »Wahnsinn. Besondere Gelegenheit?« Insgeheim dachte Miranda, dass Florence verrückt sein musste. Tesco hatte super Sonderangebote. Wenn sie in Stimmung war, sich zu besaufen, konnte sie einen wirklich guten australischen Chardonnay für drei Pfund neunundneunzig bekommen.
    »Es ist der zehnte April. Rays Geburtstag. Wir haben immer an seinem Geburtstag Montrachet getrunken.« Florence schloss munter ihr Portemonnaie, entschlossen, nicht wie eine alte sentimentale Närrin zu klingen. »Ich habe dieses Ritual irgendwie beibehalten. Nun ja, wir haben immer gesagt, dass wir das tun würden. Es war Rays Lieblingswein. Angeberischer Kerl.« Sie blickte liebevoll auf sein Foto auf dem Tisch neben ihr. »Er dachte, er sei es wert.«
     
    Als Miranda eine Stunde später mit dem Wein zurückkam, sah sie Florence an der Tür auf sie warten.
    »Warum trägst du einen Hut?«
    »Es ist kalt draußen.« Florence rückte ihren kecken gelben Fedorahut auf ihrem Kopf zurecht. »Das hat ja eine Ewigkeit gedauert. Das Taxi wird jede Minute da sein.« Sie nahm die in Papier eingewickelte Flasche so vorsichtig entgegen, als ob sie ein Neugeborenes wäre. »Haben die fünfzig gereicht?«
    »Drei Pfund rausbekommen. Wohin fährst du?«
    »Nach Hampstead Heath. Parliament Hill.« Florence grinste über Mirandas Gesichtsausdruck. »Die Sonne scheint. Ich könnte etwas frische Luft gebrauchen. Außerdem haben Ray und ich uns dort das erste Mal gesehen.«
    »Die Leute werden dich anstarren.«
    »Na ja, daran bin ich gewöhnt.«
    »Du wirst am Parliament Hill sitzen und einen siebenundvierzig Pfund teuren Wein trinken?«, fragte Miranda ungläubig. »Hast du einen Korkenzieher?«
    »Ich sitze im Rollstuhl.« Florence klopfte munter auf ihre Tasche. »Ich bin nicht senil.«
    Als sie auf sie klopfte, gab die Tasche ein klirrendes Geräusch von sich. Während draußen das Taxi vorfuhr, sagte Miranda vorsichtig: »Zwei Gläser. Eins für dich und eins für …?«
    Sollte Florence »Ray« sagen, würde sie sie davon abhalten müssen. Man konnte auch zu verrückt sein.
    »Für dich natürlich.« Florence öffnete die Tür und rollte hindurch. »Wer sonst sollte mich wohl diesen verdammten Hügel raufrollen?«

5
    Der Blick auf Hampstead war atemberaubend. Weiße Wolken segelten über einen enteneierblauen Himmel,
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