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Glücksboten

Glücksboten

Titel: Glücksboten
Autoren: Katie Fforde
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rühren, während sie zurück zu ihrem Lieferwagen ging, drei Kisten mit Gemüse übereinander stapelte und wieder in die Küche kam. Sie brachte die Kisten in den Kühlraum und verstaute sie dort. Als sie wieder in die Küche trat, inspizierte Lucas gerade mit deutlich zur Schau getragenem Abscheu einige Enten, Janey hackte weiter Zwiebeln, und Greg nahm die Backbleche aus dem Ofen, damit er ihn säubern konnte. Das hatte Perdita noch nie gesehen. Es muss ja nicht bedeuten, dass er den Ofen niemals gereinigt hat, solange Enzo noch das Kommando geführt hat, sagte sie sich. Sie hatte es eben bloß nie mit angesehen. Dieser tröstliche Gedanke wurde jäh zunichte gemacht, als Greg sich auf den Boden hockte, in den Ofen spähte und einen höchst unflätigen Kraftausdruck benutzte.
    »Also«, meinte Perdita, halb um Lucas daran zu hindern, durch den Raum zu gehen und sich den Ofen selbst anzusehen, »hast du irgendwelche Sonderwünsche für nächste Woche?«
    »Ich werde erst mal sehen, wie gut diese Lieferung war.«
    Perdita antwortete mit einem als Lächeln kaschierten Knurren. »Rufst du mich dann an?«
    Er durchschaute die Verstellung. »Ja, aber ich glaube, ich habe deine Handynummer nicht.«
    »Ich habe kein Handy. Meine Telefonnummer ist dienstlich wie privat dieselbe. Du kannst mich praktisch rund um die Uhr erreichen, obwohl es mir natürlich lieber wäre, wenn du dich tagsüber melden würdest.«
    Er runzelte die Stirn. »Ich kann es nicht fassen, dass du ein Geschäft betreibst und kein Handy hast. Aber wie auch immer, wenn du gern weiter im Mittelalter leben möchtest, werde ich nicht versuchen, dich daran zu hindern.«
    »Oh, das wäre auch sinnlos.«
    »Und sorg dafür, dass dieser Crosnes nichts passiert.«
    Perdita klopfte auf ihre Tasche, um sich zu versichern, dass sie noch da war. »Also, wenn du jetzt nichts mehr bestellen willst, mache ich mich auf die Socken. Ich habe noch den ganzen Wagen voll jungem Gemüse für die Gesundheitsfarm.«
    »Dann zisch ab. Ich bin sicher, die warten genauso ungern auf Lieferungen wie ich.«
    Perdita ignorierte diesen Seitenhieb. »Janey könnte wohl nicht ...« Bevor ihr ein guter Grund einfiel, warum sie Hilfe brauchte, um ihren leeren Korb zum Wagen zu tragen, ersparte Lucas ihr jede weitere Mühe.
    »Nein, könnte sie nicht. Sie hat viel zu tun. Wenn sie ihren Job behalten möchte. Was angesichts des Tempos, das sie vorlegt, unwahrscheinlich ist.«
    Perdita schauderte und schwor sich, Janey so bald wie möglich aus dieser Küche herauszuholen. Das Mädchen erinnerte sie an sie selbst in diesem Alter, und einen Job bei Lucas hätte sie niemals überlebt. Greg, hoffte sie, war zäh genug, um auf sich selbst aufzupassen.
    Sie nickte in Lucas' Richtung und winkte ihren beiden Freunden zaghaft zu. Perdita kam sich wie eine Verräterin vor, weil sie die zwei wieder mit Lucas allein ließ, aber sie fürchtete, wenn sie noch einen Augenblick länger in dieser Küche blieb, würde sie im Nu das gleiche eiszeitliche Gefühl befallen, das offensichtlich bereits Greg und Janey in seinem Bann hielt. Ein lautes Brüllen begleitete ihre Flucht und verriet ihr, dass sie Schmutz auf dem Fußboden hinterlassen hatte. Ihre Befriedigung darüber hatte nur einen kleinen Schönheitsfehler: Perdita war sicher, dass Lucas nicht derjenige sein würde, der hinter ihr sauber machte. Und wahrscheinlich würde er seine Wut an Janey oder Greg auslassen.
    Als sie in ihren Wagen kletterte, waren ihre Gefühle in Aufruhr, und keines dieser Gefühle machte sie allzu glücklich. War Enzo freiwillig gegangen? Oder hatte man ihn aus seinem Job, den er liebte, herausgedrängt, damit der abscheuliche Lucas seine Stelle einnehmen konnte? Und die Preisfrage: Wieso zum Teufel war Lucas plötzlich Chefkoch? Während ihrer Ehe hatte er nicht mal ein Ei kochen können - keiner von ihnen hatte ein Ei kochen können, das war ein Teil ihres Problems gewesen. Er war ein ehrgeiziger junger Börsenmakler gewesen, fest entschlossen, vor seinem dreißigsten Geburtstag Millionär zu sein. Was hatte sein Interesse vom Aktienmarkt auf den Viktualienmarkt gelenkt?
    Sie selbst war eine verträumte Kunststudentin gewesen, die nur eines gewollt hatte, nämlich malen. Die zehn Jahre, die inzwischen vergangen waren, hatten sich auf Lucas' Träume und Ambitionen offensichtlich genauso stark ausgewirkt wie auf die ihren.
    »Nun, wenigstens mache ich mir absolut nichts mehr aus ihm«, murmelte sie, während sie ihre
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