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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)
Autoren: Tanja Meurer
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Händen gefährlicher als der Abschussknopf einer Atombombe.« Camilla schwang die Beine aus dem Bett. Unter der Belastung schmerzte ihr Knie höllisch.
    Chris erhob sich ebenfalls und reichte ihr die Kleider. »Aber wer außer dir und deinem Vater besitzt solche Fähigkeiten?«
    »Ich will es nicht herausfinden.« Stattdessen musste sie erst einmal wissen, was mit Nathanael war.
     
    Nathanael saß auf der Kante seines Schreibtischs, in einem großzügigen Saal, den er sich zu einer Mischung aus Werkstattplätzen und Büros umgebaut hatte. Drechselbänke, Zeichentische und eine ausgeklügelte Deckenkrananlage dominierten das Bild. An den Wänden hingen Konstruktionspläne, deren Inhalt Camilla kaum Beachtung schenkte, seit sie mit Chris bei ihm war.
    Einige Männer und Frauen, ausnahmslos Menschen, arbeiteten. Sie konzentrierten sich zwar auf ihre Tätigkeiten, lauschten aber in erster Linie dem hitzigen Gespräch zwischen Camilla und Nathanael. Chris hielt sich zurück. Wahrscheinlich wollte er Nathanaels Gastfreundschaft nicht überstrapazieren oder er dachte über etwas nach. Sie fragte lieber nicht.
    »Das Perspektiv ist so gut wie allmächtig. In den falschen Händen könnte es Schaden anrichten, von denen Sie nicht einmal zu träumen wagen würden. An der Oberwelt …«
    »Camilla, ich habe das Perspektiv konstruiert und weiß, was man damit tun kann.« Nathanael fuhr sich durch das Gesicht.
    »Haben Sie eine Vorstellung davon, wenn jemand diesen magischen Gegenstand in Kombination mit dem Wissen über den aktuellen Stand der Medien, der Technik und der Politik nutzt? Dann bricht da oben die Hölle los.«
    Er legte ihr beide Hände auf die Schultern. »Christoph sagte mir, dass dein Vater es zuletzt genutzt hat. Es muss also irgendwo in oder um Ancienne Cologne liegen.«
    Sie seufzte. »Aus Grimms Erinnerungen erhalte ich auch keine brauchbaren Informationen.«
    »Olympia hat mir ihre Hilfe zugesichert.«
    »Vertrauen Sie ihr?«
    Nathanael zögerte mit der Antwort. Schließlich nickte er. »Wenn ich nicht den ersten Schritt auf sie zugehe, wird der labile Frieden, den das zweigeteilte Ancienne Cologne gerade erlebt, erschüttert.«
    Von dieser Perspektive betrachtet musste er so denken und handeln. Trotz allem ging er für ihr Gefühl zu leichtfertig mit der Situation um. »Weiß vielleicht Denise etwas über den Verbleib des Perspektivs?«
    »Geh zu ihr und frag sie«, entgegnete Nathanael. »Wenn sie etwas dazu zu sagen hat, wird sie wohl kaum schweigen.«
    »Denise und mir freiwillig Infos geben? Sind Sie sicher? Sie hegt keine Sympathien für mich und ich vertraue ihr nicht. Allein durch Grimms Tod dürfte sie an einem Racheplan gegen Amelie und mich arbeiten.«
    »Andererseits hat sie nichts zu verlieren.«
    Chris trat nachdenklich zu ihnen. Sacht berührte er Camillas Hand. »Entschuldigt, wenn ich mich jetzt doch einmische, aber wäre es nicht das Einfachste, deinen Vater zu fragen? Er hat das Perspektiv zuletzt benutzt.«
    »Schon richtig.« Sie nagte an ihrem Piercing. Möglicherweise hatte er das Teufelsgerät irgendwo versteckt und vertraute niemandem genug, um darüber zu sprechen.
    Das lange Stehen tat weh. Camilla humpelte zu einem Stuhl und ließ sich in das alte Lederpolster fallen. Sie rieb sich die Nasenwurzel. Der Druck in ihren Schläfen erwachte wieder. Ihr Blick strich durch den Raum.
    Wo war eigentlich die belebte Leiche? Seit ihrer Begegnung in der Bibliothek hatte sie die arme Kreatur nicht mehr gesehen. Sie war ein Opfer des Perspektivs. Was hatte ihr Vater diesem Wesen nur angetan? Es war unmenschlich, sie so zu lassen. »Mein Vater hat die Erweckung Ihrer Braut ziemlich vergeigt, oder?«
    Nathanael nickte. Sein Blick verfinsterte sich. »Von Amadeo gesteuert hat er sie zu einem verwesenden Tier degradiert.«
    Camilla verspannte sich unwillkürlich. »Stand das in den Büchern, die Sie in der Bibliothek gefunden haben?«
    Niedergeschlagen schüttelte er den Kopf. »Ich habe noch immer nicht alle Bücher gefunden, Camilla. Es ist schrecklich.«
    Sie teilte seine Gedanken. Etwas Schlimmeres hätte Amadeo mit seiner unglaublichen Gabe nicht anstellen können.
    »Was soll das denn?«, fragte Chris. »Ihr beide in einiger Trauer?« Er trat zwischen sie. »Lasst euch nicht hängen. Ihr beide seid Idealisten und Träumer. Ihr erreicht, was ihr euch zum Ziel setzt.«
    Camilla lehnte sich zurück. Vielleicht lag es ja in ihrer Macht, das Werk ihres Vaters zu richten, auch ohne das Perspektiv.
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