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GK460 - Das Geisterdorf

GK460 - Das Geisterdorf

Titel: GK460 - Das Geisterdorf
Autoren: A.F.Morland
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sein Geheimnis. Er hätte etwas vorsichtiger sein sollen. Es wäre besser für ihn gewesen, wenn er auf den ›Gorgonius‹ verzichtet hätte, aber das ließ wahrscheinlich sein Stolz nicht zu. Der Name verrät uns, daß er der Familie der Gorgonen, der Schlangenhäuptigen, angehört.«
    »Ich habe noch keine Schlangen auf seinem Kopf gesehen«, sagte Jack Jenkins.
    Ich lächelte. »Seien Sie froh. Der Mann hat zwei Gesichter. Wenn Sie sein richtiges Gesicht gesehen hätten, wären Sie jetzt schon versteinert.«
    Der Inspektor schauderte. »Koczak ein Gorgone. Wer hätte das gedacht? Eher hätte ich ihn noch für einen Zauberer gehalten, aber für so etwas -nein…«
    Ich richtete meinen Blick auf Gilmore. »Ich habe große Achtung vor Ihrem Mut und Ihrer Einsatzfreude, Mr. Gilmore - immerhin hat man erst kürzlich versucht, Sie zu ermorden -, dennoch möchte ich Sie bitten, nicht darauf zu bestehen, daß wir Sie zu Koczak mitnehmen. Lassen Sie Professor Selby und mich allein arbeiten. Wir verstehen unseren Job. Wenn Sie dabei wären, müßten wir auf Sie aufpassen. Es klingt wenig schmeichelhaft für Sie, aber Sie wären ein Hemmschuh für uns.« Mein Blick wanderte zu Inspektor Jenkins weiter. »Für Sie gilt dasselbe. Ich hoffe, Sie nehmen mir meine Offenheit nicht übel. Wenn Koczak - was ich nicht bezweifle — ein Gorgone ist, ist es sehr gefährlich, sich in seine Nähe zu wagen, denn er kann sich jederzeit in dieses schlangenhäuptige Ungeheuer verwandeln. In einer solchen Situation zu bestehen, ist nicht ganz einfach. Deshalb bitte ich Sie, uns die Arbeit tun zu lassen und abzuwarten.«
    Der Bürgermeister nickte seufzend. »Na schön. Wenn Sie meinen, daß das effektiver ist, wollen wir uns gern fügen, Mr. Ballard.«
    »Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis.«
    Draußen war es längst dunkel geworden. In Barton Gilmores Büro brannte das Licht. Ich hatte noch keine Ahnung, wie wir gegen Abel Gorgonius Koczak vorgehen sollten. Das würde die Situation ergeben. Große Pläne zu schmieden, wäre jetzt völlig sinnlos. Dazu kannten wir den Gegner viel zuwenig.
    Ich bat um einen Wagen.
    »Sie können meinen haben«, sagte Gilmore spontan und reichte mir sofort die Schlüssel.
    An der Wand entdeckte ich einen Plan von Seltrick und Umgebung. Sehr genau. Jedes Detail war eingezeichnet. Nördlich von Seltrick, mitten im Wald, entdeckte ich das Haus des Bildhauers.
    »Wohnt er hier?« fragte ich, um mich zu vergewissern.
    »Ja«, antwortete Gilmore. »Aber nehmen Sie sich nicht nur vor ihm, sondern auch vor seinem indischen Diener in acht.«
    »Machen wir«, sagte Lance Selby und stand auf. Er kam zu mir. Wir prägten uns alles ein, was auf der Karte zu sehen war. Dazu rief ich mir ins Gedächtnis, wie die Landschaft aus der Vogelperspektive ausgesehen hatte. Noch einmal überflog ich im Geiste das Gebiet, und dann war ich zuversichtlich, mich in der Umgebung von Seitrick zurechtzufinden.
    Nun fieberte ich gespannt unserer Begegnung mit Abel Gorgonius Koczak entgegen.
    ***
    Tom Jessop besaß ein Mofa. Damit konnte er zwar keine Geschwindigkeitsrekorde aufstellen, aber er kam schneller vorwärts, als wenn er zu Fuß gegangen wäre. Dreihundert Meter vor dem Ziel stellte er den Motor ab. Den Rest des Weges brauchte er dennoch nicht zu strampeln, denn die schmale Straße ging leicht bergab.
    Durch Büsche und Bäume hindurch sah Tom das Licht des Hauses, in dem der ungarische Bildhauer wohnte. Der junge Student fuhr nicht bis an das Gebäude heran. Schließlich wollte er nicht, daß Koczak ihn bemerkte.
    Er bremste sein Mofa ab und lenkte es zwischen zwei dickstämmigen Bäumen hinein in den Wald. Geisterhaft rauschte der Wind in den dunklen Baumkronen. Der Winter kündigte sich an. Es war kalt, und träge Nebelfetzen krochen wie Gespenster durch den Forst.
    Nachdem Tom Jessop sein Zweirad abgestellt hatte, tastete er sich durch den finsteren Wald. Die Geräusche, die ihn umgaben, erschreckten ihn hin und wieder. Dort war ein geisterhaftes Raunen, da ein unheimliches Wispern oder Knarren. Der Wald schien zu leben.
    Tom blieb an einer hohen Wurzel hängen. Ein Schmerz explodierte in seinem großen Zeh. Ihm war, als wäre er in eine Bärenfalle getreten. Er humpelte mit zusammengebissenen Zähnen ein Stück weit. Dann ebbte der Schmerz langsam wieder ab, und er ging wieder normal.
    Näher, immer näher pirschte er sich an das alte Haus heran. Er sah zwar Licht in den Räumen, sah aber weder Abel G. Koczak noch seinen
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