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GK317 - Das zweite Leben der Marsha C.

GK317 - Das zweite Leben der Marsha C.

Titel: GK317 - Das zweite Leben der Marsha C.
Autoren: A.F.Morland
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gelassen, kümmerte sich nicht um dich, ließ dich verbluten.«
    Rufus trat näher.
    Er trug eine schwarze Kutte mit Kapuze. Eine grauenerregende Erscheinung. Doch Marshas Geist fürchtete sich nicht vor ihm.
    Es gab nichts mehr, wovor Marsha Caan hätte Angst haben müssen. Furcht und Leid hatte sie auf der Erde zurückgelassen.
    »Fünf Menschen waren es, die dich getötet haben, Marsha«, fuhr Rufus fort. »Ich kenne ihre Namen. Sie hätten dein Leben retten können. Aber sie dachten nur an sich. An den Ärger, den sie haben würden, wenn sie sich deiner annahmen. An die Schwierigkeiten, die ihnen die Polizei machen würde. Deshalb ließen sie dich lieber verbluten. Weil das für sie bequemer war, als dir zu helfen.«
    »Sie haben unrecht getan«, sagte Marsha Caans Seele.
    »Unrecht?« Rufus lachte teuflisch. »Diese fünf Menschen haben ein Verbrechen begangen. Sie haben dich gewissermaßen vorsätzlich ermordet.«
    »Ich hasse sie.«
    Rufus nickte begeistert. »So ist es richtig, Marsha. Du mußt sie hassen, denn sie haben dich mit Absicht getötet, um ihr bequemes Leben weiterführen zu können.«
    »Kannst du nicht dafür sorgen, daß sie dafür bestraft werden?«
    »Warum besorgst du es nicht selbst?« fragte Rufus listig zurück.
    »Kann ich das denn? Ich befinde mich auf dem Weg ins Jenseits.«
    »Ich habe die Macht, dir die Rückkehr auf die Erde zu ermöglichen. Dann kannst du es diesen Mördern persönlich heimzahlen. Räche dich, Marsha. Es ist dein Recht, diese Menschen zur Verantwortung zu ziehen. Kehr um, und nimm ihnen genauso das Leben, wie sie es dir genommen haben.«
    »Ich würde es tun«, sagte Marsha Caans Seele.
    »Wunderbar. Das ist ein Wort. Ich werde dich mit höllischen Kräften ausstatten. Du wirst Dinge tun können, die du als Mensch niemals tun konntest. Und wenn du meine Unterstützung brauchst, ruf meinen Namen. Dann werde ich kommen und dir beistehen. Gilt das?«
    »Es gilt.«
    Rufus streckte der Seele seine Knochenhand entgegen. »Dann schlag ein.«
    Und Marsha Caans Geist besiegelte das Unheil mit einem kräftigen Handschlag!
    ***
    Tags darauf lasen sie es in der Zeitung. Kenna, Parnaby, Gibbon, Atkins und Gloria Devon erfuhren aus dem entrüsteten Bericht, daß Marsha Caan noch zu retten gewesen wäre, wenn sie der gewissenlose Schurke, der sie angefahren hatte, sofort ins Krankenhaus gebracht hätte.
    Statt dessen hatte er sie liegen gelassen, und sie war einen schmerzvollen Tod gestorben.
    Der Bericht löste Bestürzung und Betroffenheit unter den fünf Personen aus. Sie telefonierten hektisch miteinander und kamen überein, über ihre Schuld strengstes Stillschweigen zu bewahren.
    Man mußte jetzt das Beste aus der Sache machen.
    Mehr war aus dem Verbrechen, das sie gemeinsam begangen hatten, nicht herauszuholen. Mit dem Gewissen mußte jeder für sich selbst fertigwerden.
    Die nagenden Gewissensbisse waren das schlimmste.
    Vor allem David Atkjns kam nur sehr schwer damit zurecht.
    Er saß in seinem Haus in Astoria, gegenüber dem Astoria Park, und stierte nun schon seit einer halben Stunde in sein leeres Bourbonglas, das er mit beiden Händen hielt.
    Der Living-room war geschmackvoll eingerichtet. Die Farben harmonierten hervorragend. An den Wänden hingen Gemälde zeitgenössischer Künstler, die Atkins auf Auktionen günstig erworben hatte.
    Der Mann erhob sich.
    Er war vierzig, fühlte sich jedoch wesentlich älter. Der Schwung, der Elan, den seine Freunde sonst an ihm bewunderten, existierte nicht mehr.
    Matt wirkten seine Bewegungen. Sein Rücken war wie unter einer schweren Last gekrümmt.
    In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Immer wieder sah er dieses Mädchen auf der Straße liegen. Reglos. Mit verrenkten Gliedern.
    Er dachte an die Polizei und fragte sich, wie sie in einem Fall von Fahrerflucht vorging. An Parnabys Wagen war nicht viel kaputtgegangen. Der Kühlergrill war eingedrückt, und ein bißchen Lack war abgesplittert.
    Die Polizei würde in ihrem Labor feststellen, daß es sich bei dem flüchtigen Unfallwagen um einen blauen Chrysler handelte.
    Sämtliche Autoreparaturwerkstätten würden Meldung machen müssen, wenn ein solcher Wagen zur Reparatur gebracht werden würde.
    David Atkins erschrak. Er eilte zum Telefon und rief Hank Parnaby an. Der Freund hob sofort ab.
    »Hank, hier spricht David«, sagte Atkins heiser. »Wo ist dein Wagen?«
    »In der Garage.«
    »Laß ihn da, hörst du? Du darfst ihn jetzt eine Weile nicht benützen. Und laß den
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