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GK0196 - Die Spinnen-Königin

GK0196 - Die Spinnen-Königin

Titel: GK0196 - Die Spinnen-Königin
Autoren: Jason Dark
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weiße Dinnerjackett platzte fast aus den Nähten. Der feiste Stiernacken wölbte sich über den Kragen des Hemdes.
    Der Mann stürmte nach draußen. Die Schwingtür pendelte hin und her. Bill konnte sich wieder einigermaßen fangen. Die anderen Gäste hatten es nicht gewagt, dem Beispiel des Schlägers zu folgen. Sie gehörten alle zu der Kategorie von Spezies, die das Wort Gewalt höchstens aus der Zeitung kannten. Sie selbst hatten nie an einer Schlägerei teilgenommen. Außerdem war ihnen noch in frischer Erinnerung, wie Bill mit den vier Männern umgesprungen war.
    Die Ausstellungsmesse glich einem Trümmerhaufen. Tische und Konsolen waren umgestürzt. Von vielen wertvollen Kunstgegenständen waren nur noch Scherben übriggeblieben. Plötzlich stand Sheila neben ihrem Mann.
    Ihr Haar war zerzaust. Das Kleid wies Soßenflecken auf. »Alles in Ordnung?« fragte sie mit bebender Stimme.
    Bill wischte sich mit dem Taschentuch über das Gesicht. »Es geht«, erwiderte er rauh.
    Noch immer hatte sich der Tumult nicht gelegt. Zahlreiche Menschen waren an die Fenster gestürzt, wollten sehen, ob der Mann mit seinen Worten recht hatte.
    Sie konnten nicht viel erkennen. Die über das Deck wabernden Nebelschwaden nahmen ihnen die Sicht.
    Eine schwarzhaarige Frau krallte ihre Hände in Bills Unterarm. Auf ihrem geschminkten Gesicht stand die nackte Angst zu lesen. »Was tun wir denn jetzt, Mister?« schrie sie. »So sagen Sie doch, so…«
    Sheila zog die Frau von Bill weg. Sie wehrte sich und Sheila mußte ihr zweimal ins Gesicht schlagen, um die Hysterie zu stoppen.
    Bill Conolly war klar, daß er erst einmal die Ruhe wiederherstellen mußte.
    Er hob beide Arme weit über den Kopf. »Ruhe!« brüllte er gegen den Stimmenlärm an. »Verdammt noch mal, seien Sie doch ruhig! So können wir nie etwas…«
    Bill mußte seine Rede unterbrechen, denn hinter ihm wurde die Schwingtür aufgestoßen, und der Mann, der ihn vorhin niedergeschlagen hatte, taumelte in die Messe.
    Der Reporter drehte sich um - und hatte das Gefühl, sein Herzschlag würde aussetzen.
    Der Ankömmling bot einen schrecklichen Anblick.
    Unzählige Spinnen hatten sich auf seinem Körper festgesetzt und bedeckten ihn wie eine zweite Haut. Nicht einmal mehr die Finger waren zu sehen. Daß der Mann noch laufen konnte, grenzte an ein Wunder.
    Er machte noch zwei Schritte.
    Bill hörte ein dumpfes Stöhnen, und dann brach der Mann dicht vor seinen Füßen zusammen…
    ***
    »Was bedeutet der Spinnenkuß?« fragte John Sinclair hastig.
    Der Oberinspektor mußte sich zwingen, in das schrecklich entstellte Gesicht zu sehen. Und er mußte vor allen Dingen Zeit gewinnen.
    Die Spinnweben, die aus ihren Händen wuchsen, waren noch stärker geworden. Sie erinnerten John Sinclair an dicke Seidenschlingen. Schlingen, die ihn erdrosseln konnten. Und er hatte keine Waffe bei sich, mit der er sich die Frau hätte vom Hals halten können.
    Der geteilte Mund öffnete sich. Auf der rechten Seite sah John perlweiße Zähne blitzen. Die andere Hälfte ging über in einen finsteren Rachen, aus dem fauliger Atem drang.
    »Den Kuß!« flüsterte die Frau. »Ich werde dir den Kuß geben.« Die Hände grollten nach John greifen. Oder vielmehr die rechte Hand und die Klaue, John sah das Gespinst der Fäden dicht vor seinem Gesicht, er meinte bereits, sie würden seine Haut berühren, und zuckte unwillkürlich zurück.
    Doch hinter ihm befand sich bereits die Wand, und er konnte nur noch den Kopf in den Nacken nehmen.
    »Jetzt!« flüsterte die Spinnen-Königin.
    Sie öffnete die Lippen noch weiter, wollte John Sinclair den Spinnenkuß geben…
    Da schnellte sich John Sinclair ab. Beide Fäuste rammte er vor, traf den Leib des Ungeheuers und schleuderte es zurück. Die Spinnen-Königin prallte gegen die Wand. Die rechte Hälfte ihres Gesichts verzerrte sich zu einer grausamen Fratze. Sie stieß zischelnde Laute aus, und noch ehe John reagierte und sie richtig packen konnte, begann ihre weitere Verwandlung.
    Innerhalb von Sekunden schrumpfte sie zusammen. Der Körper wurde klein, und dabei begann er grün zu leuchten. Das Gesicht verschwand, aus den Armen und Beinen wurden Fühler, andere Gliedmaßen wuchsen darüber nach.
    Spinnenbeine!
    Plötzlich war Madame Wu nur noch faustgroß - und sie hatte die Gestalt einer Spinne angenommen!
    Riesig mußte ihr John Sinclair vorkommen, als er auf die Spinne niederblickte.
    Es war ein phantastisches und gleichzeitig grauenhaftes Bild, das sich
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