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GK0153 - Die Rache der roten Hexe

GK0153 - Die Rache der roten Hexe

Titel: GK0153 - Die Rache der roten Hexe
Autoren: Jason Dark
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dieser Hexe waffenlos gegenüber. Er hatte nicht einmal eine Gnostische Gemme als Abwehrmittel um den Hals hängen. Im Notfall konnte er sich nur auf seine Fäuste verlassen, denn normale Pistolenkugeln richteten gegen die Mächte der Finsternis gar nichts aus. Und doch zeigte der Oberinspektor seine Angst nicht. Er pokerte, denn nichts war gefährlicher, als seine eigene Schwäche zu zeigen, »Noch bin ich nicht tot«, sagte John mit fester Stimme und so sicher, daß die Hexe unwillkürlich die Augenbrauen hob.
    »Du hast noch einen Trumpf in der Hinterhand, Geisterjäger?« fragte Lucille lauernd.
    »Vielleicht.«
    »Nichts hat er. Nichts!« kreischte Madame Millau plötzlich und fuchtelte wild mit den Händen. »Er will nur bluffen.« Die Alte lachte böse. »Was glaubst du, wie schnell er auf mein Angebot eingegangen ist, Lucille? Er will ja die anderen retten. Schließlich ist er ein edler Held. Nein, Lucille, er hatte gar keine Zeit, sich irgendeinen Trick einfallen zu lassen. Er hat nichts gegen uns in der Hand. Und seinen Koffer habe ich versteckt, mich allerdings gehütet, ihn zu öffnen.«
    »Das wäre dir auch schlecht bekommen, Alte«, erwiderte John Sinclair gallig.
    Madame Millau stieß eine Verwünschung aus und wollte sich auf den Geisterjäger stürzen, doch Lucille Latour hielt ihre Dienerin im letzten Augenblick zurück.
    »Haben wir das nötig!« zischte sie. »Menschliche Reaktionen brauchen wir doch wohl nicht zu zeigen. Aber nun zu dir, Geisterjäger. Ich habe mir doch ein richtiges Bild von dir gemacht. Ich an deiner Stelle hätte mich nicht geopfert. Hast du denn tatsächlich im Ernst geglaubt, ich würde mein Versprechen einhalten? Nein – ich habe nicht umsonst Jahrhunderte auf meine Rache gewartet, und ich lasse sie mir durch nichts nehmen. Ich werde die Männer der Reihe nach umbringen, dazu noch in dieser Nacht. Anschließend fliegt dieses Haus in die Luft, und nichts wird mehr übrig bleiben. Kein Staubkorn wird an das erinnern, was geschehen ist. Aber das wirst du nicht mehr erleben, John Sinclair. Den ersten Teil meines Planes habe ich vollendet. Du bist in meiner Gewalt. Die Hölle wird ein Freudenfest feiern. Ich werde dich nicht töten. Nein, das überlasse ich einem anderen. Asmodis, der Höllenfürst, hat die größeren Rechte, die ich neidlos anerkenne, aber ich werde, nachdem ich dich ihm ausgeliefert habe, den Platz an seiner Seite einnehmen und über ein Heer von Geistern und Dämonen regieren. Das ist der Preis, den Asmodis auf deinen Kopf ausgesetzt hat. Du hast Asmodis zuviel Ärger bereitet, hast Doktor Tod, seinen besten Diener umgebracht, und seitdem giert der Höllenfürst nach Rache. Die Mächte der Finsternis haben zu einer Hetzjagd geblasen, Geisterjäger. Allerdings war es nur eine kurze Jagd, wie ich jetzt eingestehen muß.«
    »Du willst mich nicht töten?« fragte John Sinclair verblüfft.
    »Nein, nicht töten. Ausliefern. Du hast mich wohl nicht verstanden? Oder willst du Zeit herausschinden? Ich werde dich Asmodis zuführen, und zwar durch diesen magischen Spiegel, der vor dir steht. Du brauchst nur hindurchzugehen, denn ›drüben‹ wartet man bereits auf dich.«
    »Warum holt mich Asmodis nicht selbst?« wollte John wissen.
    »Weil er mir den Triumph gönnen will. Aber bevor du für immer verschwindest, sollst du noch einmal mein wahres dämonisches Gesicht sehen. Das Gesicht und die Gestalt, die ich in einem anderen Reich habe.«
    Schon während der letzten Worte begann sich Lucille Latour zu verändern.
    Ihre Haut nahm einen grünlichen Schimmer an, schrumpfte zusammen, warf Falten und Runzeln und bildete fingerdicke Schuppen. Die Augen verwischten, wurden zu einer gallertartigen Masse, die sich in einer trüben Flüssigkeit hin und her bewegten. Die Finger der Hexe glichen jetzt Spinnenbeinen mit nadelspitzen Nägeln. Nur die Farbe der Haare war geblieben. Wirr und borstig standen die vom Kopf ab. Obwohl John dieser Anblick schockte, zeigte er keinerlei Regungen. Die Hexe stieß ein kreischendes Fauchen aus. Ihre Stimme hatte nichts Menschliches mehr an sich. Sie war zu dem geworden, was sie Jahrhundertelang gewesen war: ein schuppiger Dämon.
    Lucille Latour war sich ihrer Sache hundertprozentig sicher. Sie dachte gar nicht mehr daran, daß John Sinclair noch einen Angriff wagen würde. Doch sie hatte den Geisterjäger unterschätzt.
    John sprang plötzlich vor. Die Hexe stand mit dem Rücken zum Spiegel. Wenn es John gelang, sie in den Spiegel
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