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Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit

Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit

Titel: Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Dokument schließlich zusammen mit Millionen anderer an die George Washington University weitergeleitet und in einer der Datenbanken des Archivs eingelagert.
    Gideon hatte damit erfolgreich für die irrtümliche Aufhebung des Geheimschutzes einer Verschlusssache gesorgt und diese in dem riesigen Strom jener Daten versteckt, die den Sicherheitsbereich des Regierungssystems verließen. Jetzt blieb nur noch eines zu tun: Er musste das geheime Dokument herausholen.

    Tags darauf um elf Uhr betrat ein ungepflegt aussehender, jedoch unbestreitbar reizender Gastprofessor mit Namen Irwin Beauchamp, bekleidet mit einer Tweedjacke, einer farblich nicht dazu passenden Cordhose, ausgetretenen Budapester Schuhen und einer Strickkrawatte (32 Dollar; Heilsarmee) die Gelman Library der George Washington University und bat um die Herausgabe mehrerer Dokumente. Er war noch nicht als ständiger Leser angemeldet und hatte seinen befristeten Bibliotheksausweis verloren, aber eine freundliche Sekretärin erbarmte sich des schusseligen Burschen und gestattete ihm den Zugang zum System. Eine halbe Stunde später verließ Beauchamp das Gebäude mit einer schmalen Aktenmappe unter dem Arm.
    Zurück im Hotel, breitete Gideon Crew mit zittrigen Händen die in der Mappe befindlichen Papiere aus. Der Augenblick der Wahrheit war gekommen, der Wahrheit, die ihn frei machen würde – oder nur noch unglücklicher.

6
    Zur Kritik des Diskreten Logarithmus-Verschlüsselungsverfahrens EVP -4 Thresher: Eine Angriffsstrategie auf Grundlage einer theoretischen Backdoor-Kryptoanalyse unter Verwendung der φ-Torsionspunkte einer elliptischen Kurve in der Charakteristik φ.
    Gideon hatte an der Universität und später am Massachusetts Institute of Technology zwar zahlreiche Mathematikseminare besucht, aber die Mathematik in diesem Aufsatz war ihm doch ein wenig zu hoch. Trotzdem verstand er genug, um zu erkennen, dass er einen »Rauchenden Colt« in Händen hielt. Es handelte sich um das Gutachten, mit dem sein Vater
Thresher
kritisiert hatte, um jenes Gutachten, das laut seiner Mutter vernichtet worden war.
    Doch es war gar nicht vernichtet worden. Am wahrscheinlichsten war, dass der verantwortliche Dreckskerl – weil er es für zu schwierig oder riskant hielt, das Dokument vollständig zu vernichten – den Artikel in einem Archiv versteckt hatte, von dem er annahm, dass es alle Sachen für immer unter Verschluss halten würde. Denn welcher amerikanische General in der Ära der Berliner Mauer hätte denn gedacht, dass der Kalte Krieg je zu Ende geht?
    Gideon las mit klopfendem Herzen weiter, bis er schließlich zum letzten Absatz kam. Er war in Fachchinesisch abgefasst, aber der Inhalt war reines Dynamit.

    Fassen wir zusammen: Es ist die Ansicht des Verfassers, dass das vorgeschlagene Verschlüsselungsverfahren EVP -4
Thresher
, das auf der Theorie der diskreten Logarithmen basiert, fehlerhaft ist. Auf Grundlage der Theorie der elliptischen Funktionen, die über die komplexen Zahlen definiert sind, wurde die Existenz einer potenziellen Klasse von Algorithmen nachgewiesen, welche bestimmte diskrete Logarithmusfunktionen in Echtzeit-Computing-Parametern lösen können. Zwar sah sich der Autor bislang noch nicht imstande, gesonderte Logarithmen zu identifizieren, doch hat er auf den vorliegenden Seiten nachgewiesen, dass dies möglich ist.
    Das vorgeschlagene Verfahren
Thresher
ist daher angreifbar. Sollte es übernommen werden, würden nach Einschätzung des Verfassers angesichts der hohen Qualität der mathematischen Forschungen in der Sowjetunion aus diesem Standard entwickelte Codes binnen eines vergleichsweise kurzen Zeitraums entschlüsselt werden.
    Der Autor empfiehlt daher dringend, das Verschlüsselungsverfahren EVP -4
Thresher
in seiner derzeitigen Form nicht zu übernehmen.

    Das war’s. Der Beweis, dass man seinen Vater hereingelegt hatte. Um ihn dann zu ermorden. Gideon Crew wusste bereits alles über den Mann, der das begangen hatte: Lieutenant General (a.D.) Chamblee S. Tucker, derzeit Vorstandschef von Tucker and Associates, einer der bekanntesten Lobbyfirmen der wehrtechnischen Industrie in der K Street. Das Unternehmen repräsentierte viele der größten Waffenlieferanten des Landes, und Tucker hatte Schulden aufgenommen, um sein Geschäft zu finanzieren. Er scheffelte Millionen, die er wegen seines extravaganten Lebensstils allerdings umgehend wieder zum Fenster hinauswarf.
    Für sich genommen besagte das Dokument nicht viel. Gideon
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