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Gewitterstille

Gewitterstille

Titel: Gewitterstille
Autoren: Sandra Gladow
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wurde. Sofort machten sich zwei Sanitäter daran, das Mädchen zu untersuchen und ihm eine Sauerstoffmaske über den Kopf zu streifen.
    »Theresa«, brüllte Georg erneut, »was macht Sophie in dem Haus, und wo zum Teufel ist meine Tochter?«
    Er hielt noch immer die Schultern der zierlichen Polin umklammert, die wie Espenlaub zitterte. Gleichzeitig füllten sich ihre Augen mit Tränen, und ihre Mundwinkel begannen zu zucken.
    »Emily ist da drin!«, begriff Anna als Erste und schob sich an beiden vorbei unter dem Absperrband hindurch. Ein Feuerwehrmann versperrte ihr sofort den Weg. »Mein Kind ist da drin!«, schrie sie ihn verzweifelt an und versuchte sich aus der Umklammerung zu lösen. »Emily! Emily ist da drin!«, brüllte sie weinend und kämpfte nun auch gegen Georg, der sie von hinten festhielt.
    »Du kannst da nicht rein, Anna, das Haus kann jeden Moment einstürzen.«
    »Lasst mich los«, weinte sie, »lasst mich endlich los!«
    Anna wand sich verzweifelt, bevor ihre Gegenwehr endlich nachließ. »Mein Kind ist da drin!«, wimmerte sie, bevor sie in Georgs Armen zusammensackte.

48. Kapitel
    D er Drogerieshop des Kaufhauses bot ein ganzes Arsenal an Haarfärbemitteln an. Petra ließ sich bei der Auswahl ihrer neuen Haarfarbe Zeit und entschied sich schließlich für den Farbton Kastanie. Sie zahlte an der Kasse und fuhr dann in das erste Obergeschoss, um sich nach der passenden Damenbekleidung umzusehen. Sie wählte zwei Jeans in Größe 36, zwei konservative T-Shirts mit Tierapplikationen auf der Brust und ein geblümtes Baumwollkleid irgendeines Billigherstellers. Schon der Gedanke daran, diesen grässlichen Fummel anziehen zu müssen, war ihr eine Qual. Sie zahlte die Ware mit ihrer Karte, obwohl sie soeben 20 000 Euro Bargeld bei ihrer Bank abgehoben hatte. Niemand sollte auf die Idee kommen, dass sie Hamburg an diesem Tag verlassen hatte.
    »Ich habe alles richtig gemacht!«, versuchte sie sich zu beruhigen, während sie die Geschehnisse der letzten Stunden noch einmal Revue passieren ließ.
    Sie ging fest davon aus, Sophie für immer zum Schweigen gebracht zu haben. Niemand wird auf die Idee kommen, dass ich für das Feuer verantwortlich bin, sprach sie sich Mut zu. Sie fühlte sich dennoch schrecklich nervös und griff erneut in ihre Handtasche. Das Beruhigungsmittel, das sie fand, schluckte sie ohne Wasser hinunter. Die Tablette hinterließ einen bitteren Nachgeschmack und glitt nur langsam die Speiseröhre hinunter. Für den Fall, dass man ihr doch noch auf die Spur kommen sollte, wollte sie vorbereitet sein. Sie blickte auf die Uhr. Es war bereits nach sieben.
    Sie verließ das Kaufhaus und ging eilig über den Jungfernstieg in Richtung Hanse-Viertel, wo sie ihren Wagen im Parkhaus abgestellt hatte. Es galt, jetzt möglichst schnell in das Hotel zurückzukehren, um am nächsten Tag mit einem neuen Äußeren pünktlich aufbrechen zu können. Petra legte ihre Einkäufe auf der Rückbank ab. Alles war in bester Ordnung. Unmittelbar nachdem sie eingestiegen war, schaltete sie ihr iPhone ein. Die Vielzahl der Anrufe in Abwesenheit überraschte sie wenig. Man wollte sie ganz offenbar über den Brand in ihrem Haus informieren.
    Sie wählte die E-Mail-Funktion und schrieb:
    Liebe Frau Lorenz,
    ärgerlicherweise habe ich in der Hamburger Innenstadt mein iPhone verloren und bin deshalb im Moment telefonisch nicht erreichbar. Ich habe in Hamburg eine Freundin getroffen und mich entschlossen, spontan für ein paar Tage mit ihr wegzufahren. Seien Sie doch bitte so gut und schließen nebenan sorgfältig ab.
    Herzliche Grüße und besten Dank,
    Petra Kessler
    Zufrieden betätigte sie den Sendeknopf. Offiziell wusste sie nichts von dem Brand, und angesichts des angeblichen Verlusts ihres Telefons würde sich auch niemand wundern, dass sie auf Mailbox-Nachrichten nicht reagierte. Sie lehnte sich für einen Augenblick zurück und schloss die Augen. Dann warf sie einen letzten prüfenden Blick auf das in Plastikfolie verschnürte Paket auf der Rückbank und startete den Motor.

49. Kapitel
    E s gibt keinerlei Hinweis darauf, dass Emily im Haus ist«, berichtete Bendt Anna und Georg von seinem soeben mit dem Einsatzleiter der Feuerwehr geführten Gespräch. Anna saß, die Beine in eine Decke eingewickelt, auf einem Sessel und weinte vor Erleichterung.
    »Ist es sicher, dass sie … dass sie nicht … verbrannt ist?«, fragte Georg, der hinter Anna stand, und ergriff ihre Hand.
    »Die Feuerwehrleute sind sich
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