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Gestohlene Leidenschaft

Gestohlene Leidenschaft

Titel: Gestohlene Leidenschaft
Autoren: Kate Hewitt
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sein?“, fragte er irritiert.
    „Nein. Zu verzeihen.“
    Er gab keine Antwort, und das war Antwort genug. Die Erkenntnis, dass er nicht imstande war, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, brach ihr das Herz. So wurde nichts aus ihrer gemeinsamen Zukunft. Langsam ging Grace zum Bett hinüber und hob ihre Kleidung auf. „Entschuldige mich jetzt bitte. Ich muss meinen Flug erreichen.“
    Khalis stand vor der Tür des Hotelzimmers seines Bruders und zögerte. Zwei Tage hatte es ihn gekostet, den Mut aufzubringen, Ammar anzurufen und zu ihm nach Tunis zu fliegen. Dort hielt sein Bruder sich in einem unauffälligen Hotel im arabischen Teil der Stadt auf. Die Luft war heiß und staubig.
    Am liebsten hätte Khalis auf dem Absatz kehrtgemacht, doch Grace verlangte Antworten von ihm. Wie sollte er ihr erklären, dass er sich all die Jahre instinktiv von seiner Familie ferngehalten hatte?
    Als er Ammars erschöpfte, gebrochene Stimme am Telefon gehört hatte, hatte sich dieser Instinkt sogar noch verstärkt. Grace hatte recht: Er wollte Ammar nicht vergeben, denn er hatte Angst vor den Konsequenzen.
    Niemals hätte er Kontakt zu seinem Bruder aufgenommen, wenn Grace nicht gegangen wäre. Nach ihrer Abreise war Khalis am Boden zerstört gewesen. Schließlich hatte er klein beigegeben und sich auf den Weg gemacht.
    Zögernd klopfte er nun an die Tür. Schritte näherten sich, die Tür wurde geöffnet, und er stand seinem Bruder gegenüber. Ammar war noch immer groß und beeindruckend, doch sein Gesicht wirkte abgezehrt. Eine lange Narbe entstellte eine Gesichtshälfte. Lange sahen die Brüder einander an, dann wich Ammar zur Seite und ließ Khalis ins Zimmer.
    Er war einundzwanzig gewesen, als er Alhaja verlassen und seinen Bruder zuletzt gesehen hatte. „Endlich haust du ab“, hatte Ammar ihm abfällig lachend nachgerufen.
    „Danke, dass du gekommen bist.“ Das klang arrogant und ungeduldig wie eh und je. Wahrscheinlich hat er sich überhaupt nicht geändert, dachte Khalis zufrieden, schämte sich dieser Reaktion jedoch sofort.
    „Keine Ahnung, warum ich mich dazu aufgerafft habe“, stieß Khalis heiser hervor. Die unterschiedlichsten Emotionen hielten ihn fest im Griff. Seit fünfzehn Jahren hatte er seinen Bruder nicht mehr gesehen und jeden Gedanken an ihn verdrängt. Dann wäre ihm nämlich bewusst geworden, dass sie als Kinder die besten Freunde gewesen und gemeinsam durch dick und dünn gegangen waren. Zu Konkurrenten und Feinden waren sie erst später geworden.
    Wenn er an Ammar dachte, musste er auch an Jamilah denken und sich traurig fragen, ob sie noch leben würde, wenn er damals nicht auf und davongegangen wäre. Diese Vorstellung war für ihn unerträglich. Auch deshalb hatte er jeden Gedanken an seine Familie verdrängt.
    „Du hast also überlebt“, stellte er fest, weil ihm nichts Besseres einfiel. Die Situation überforderte ihn. Eigentlich hätte er seinen tot geglaubten Bruder gern umarmt. Doch der Eispanzer um sein Herz ließ das nicht zu.
    Irgendwie musste er ihn zum Schmelzen bringen, damit er Grace sein Herz zu Füßen legen konnte.
    „Warum willst du mich sprechen, Ammar?“
    Ammar verzog das Gesicht. „Du bist mein Bruder.“
    „Das bin ich die letzten fünfzehn Jahre nicht mehr gewesen.“
    „Du wirst immer mein Bruder sein, Khalis.“
    „Was soll das heißen?“ Khalis versuchte, ruhig zu bleiben, obwohl die widersprüchlichsten Emotionen in ihm tobten: Hoffnung und Furcht. Wut und Freude.
    „Ich weiß, dass ich eine Menge falsch gemacht habe in meinem Leben. Schon als Junge. Aber ich habe mich geändert. Das musst du mir glauben.“
    Khalis lachte abfällig. „Inwiefern?“, fragte er dann aber doch Grace zuliebe.
    „Der Hubschrauberabsturz …“
    „Den Tod vor Augen hast du deine Fehler eingesehen?“
    „Das kann man so sagen“, gab Ammar zu. „Willst du wissen, was passiert ist?“
    „Okay. Schieß los!“
    „Der Motor ist plötzlich ausgefallen. Ich glaube aber nicht, dass es Sabotage war. Auch wenn unser Vater in ständiger Angst lebte, jemand könnte versuchen, ihn umzubringen.“
    „Wenn man sich mit Kriminellen abgibt, muss man immer damit rechnen“, entgegnete Khalis trocken.
    „Ich weiß.“
    „Gut für dich.“
    „Ich habe den Heli geflogen. Als klar war, dass wir abstürzen würden, hat Vater mir den einzigen Fallschirm überlassen.“
    Das hätte Khalis seinem Vater nicht zugetraut. „Warum hattet ihr nur einen Fallschirm an Bord?“, erkundigte er
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