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Gestohlene Leidenschaft

Gestohlene Leidenschaft

Titel: Gestohlene Leidenschaft
Autoren: Kate Hewitt
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ausgezeichnet in der Renaissancemalerei aus. Aber ich muss gestehen, ich hatte mir noch mehr von deinem Besuch auf der Insel erhofft. Aber bei deinem jetzigen Anblick würde selbst Mona Lisa das Lächeln vergehen.“
    Unwillkürlich wurde Grace an Ledas halbherziges Lächeln erinnert und schüttelte traurig den Kopf. „Tut mir leid. Ich werde versuchen …“
    „Schon gut. Ich habe dich nicht hergebeten, damit du dich entschuldigst.“
    „Weshalb dann?“
    Nach kurzem Schweigen kam er direkt auf den Punkt. „Was hat Tannous mit dir gemacht?“
    „Gar nichts, Michel.“ Abgesehen davon, dass ich mich in ihn verliebt habe.
    „Und warum siehst du dann wie …“
    „… aufgewärmter Reispudding aus?“ Sie lächelte traurig. „Weil er alles über mich herausgefunden hat.“
    Bereits zum dritten Mal las Khalis sich den Geschäftsbericht vor sich durch, ohne dass die Zahlen für ihn einen Sinn ergaben. Er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Wütend schob er den Bericht weg und blickte aus dem Bürofenster der Niederlassung seines Vaters in Rom. Draußen wimmelte es nur so von Touristen und Büroangestellten auf dem Weg zum Mittagessen.
    Warum muss ich immer noch an Grace denken? Seine eigene Familie hatte er doch auch vergessen. Das musste ihm doch erst recht bei einer Frau gelingen, die ihn belogen und ihre Ehe gebrochen hatte.
    Aber nein, ständig wurde er an sie erinnert – daran, wie ihre wunderschönen Augen humorvoll aufleuchteten, wie weich und nachgiebig ihre Lippen waren, mit welcher leidenschaftlichen Besessenheit sie in ihrer Arbeit aufging, wie überwältigend es gewesen war, eins mit ihr zu sein.
    Doch sie hatte ihn auch in dem Glauben gelassen, ein unschuldiges Opfer zu sein, wie Leda. Ach hätte sie doch nur keinen Ehebruch begangen! Wie sollte er ihr nach so einem Verrat vertrauen? Sie lieben?
    Die Sekretärin meldete sich über die Gegensprechanlage und unterbrach seine Grübeleien. „Ein Gespräch auf Leitung eins für Sie, Mr Tannous.“
    „Wer ist dran?“
    „Er hat seinen Namen nicht genannt. Aber es ist wohl dringend.“
    Khalis ärgerte sich. Die Aufgabe der Sekretärin war es, Anrufer abzuwimmeln. „Stellen Sie durch!“
    „Ja bitte?“, meldete er sich.
    „Hallo Khalis.“
    Seine Hand verkrampfte sich um den Hörer, als er die vertraute Stimme erkannte. Fünfzehn Jahre lang hatte er die Stimme seines Bruders nicht mehr gehört.
    Ammar war doch tot! Wenn er lebte, hatte dann auch sein Vater überlebt? Was um alles in der Welt war passiert? Verzweifelt versuchte Khalis, die Fassung zu wahren und sich seinen Schock nicht anmerken zu lassen.
    „Ammar?“, fragte er ausdruckslos. „Du lebst?“
    Sein Bruder lachte trocken. „Sehr erfreut scheinst du nicht zu sein, dass ich von den Toten wiederauferstanden bin.“
    „Für mich bist du vor fünfzehn Jahren gestorben.“
    „Ich muss dich sprechen, Khalis.“
    Insgeheim freute Khalis sich, dass Ammar überlebt hatte. Doch das würde er niemals zugeben. „Wir haben nichts miteinander zu besprechen.“
    „Bitte, Khalis!“ Das klang wie ein Befehl, nicht wie eine Bitte.
    Khalis fühlte sich an frühere Zeiten erinnert, als Ammar ihn tyrannisiert hatte. Und das gab den Ausschlag. „Nein.“
    „Ich habe mich geändert.“
    „Niemand ändert sich. Jedenfalls nicht so sehr.“
    „Glaubst du das wirklich?“, fragte Ammar leise. Er klang traurig, nicht wütend. Das war neu.
    „Ich …“, Glaube ich das? Ja. Fünfzehn Jahre hatte er geglaubt, sein Vater würde sich niemals ändern. Hätte ich auch nur ein Fünkchen Hoffnung gehabt, dass er mit den kriminellen Machenschaften aufhören würde, wäre ich vielleicht zurückgekommen, dachte Khalis. Und Jamilah würde noch leben.
    Energisch schob er diese Gedanken beiseite. „Ja, das glaube ich.“ Mit bebender Hand legte er den Hörer auf.
    Sowie er sich gefangen hatte, instruierte er die Sekretärin. „Ab sofort nehmen Sie keine Anrufe von dieser Nummer mehr an! Und bis auf Weiteres möchte ich nicht gestört werden.“
    Aufgewühlt tigerte er im Büro hin und her. Hatte Ammar sich vielleicht doch geändert? Bis zu seinem achten Lebensjahr waren sein Bruder und er die besten Freunde gewesen. Doch dann … Khalis sah die Szene noch genau vor sich. Ammar und er hatten friedlich mit Lego gespielt, als Balkri seinen ältesten Sohn zu sich gerufen hatte. Später war Ammar mit blutender Lippe und erloschenem Blick zurückgekehrt und hatte Khalis von Stund an wie seinen Feind behandelt.
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