Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesprengte Ketten

Gesprengte Ketten

Titel: Gesprengte Ketten
Autoren: Jessica Stein
Vom Netzwerk:
nicht richtig gewesen war und er stets nur an seine eigene Bequemlichkeit gedacht hatte.
    Amos brachte sich bellend in Erinnerung. Anna nahm ihn be iseite und lobte ihn ausgiebig.
    "Laura ist bewusstlos", sagte Dr. Marquard. "Ich vermute, dass sie über den Baumstamm gestolpert ist und eine Gehirnerschütt erung hat. Genaues wird man erst im Krankenhaus feststellen können." Er zog seinen Parka aus und legte ihn über den Körper der jungen Frau, bevor er sein Handy aus der Tasche zog und einen Krankenwagen bestellte.
    * * *
    Laura Ravens hatte sich bei ihrem Sturz tatsächlich eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen. Dazu kam die Erkältung, die sie sich während der langen Stunden im Wald geholt hatte. Sie lag fast drei Tage auf Intensivstation des Städtischen Krankenhauses von Burghausen. Anfangs hatte sie Schwierigkeiten, einzelne Personen zu erkennen. In ihren Fieberträumen schrie sie nach Jannic. Sie sprach von ihrer Angst, ihn zu verlieren. "Geh nicht weg! Geh nicht weg!", stieß sie hervor und versuchte, aus dem Bett zu klettern. Den Ärzten und Schwestern blieb nichts anderes übrig, als sie festzubinden.
    Jannic hatte Urlaub genommen. Am liebsten hätte er Tag und Nacht an ihrem Bett gesessen. Immer wieder sagte er ihr, wie sehr er sie liebte. Er war sich nicht sicher, ob seine Worte zu ihr vo rdrangen, denn selbst wenn er bei ihr war, rief sie seinen Namen.
    Endlich konnte die junge Frau in ein Einzelzimmer verlegt werden. Sie erkannte Jannic und auch ihre Eltern, die sie täglich besuchten, doch nach wie vor gab es Stunden, in denen sie tei lnahmslos in ihrem Bett lag. Erst nach und nach erholte sie sich. Sie hatte den Streit nicht vergessen, den Jannic und sie gehabt hatten, dennoch fühlte sie sich in seiner Gegenwart geborgen. Irgendwie erschien es ihr wie ein Traum, dass ihre Eltern und Charlotte sie besuchten, dass Jannic bei ihr war und dass sie für niemanden sorgen musste.
    Jannic Eckstein, Dr. Marquard, Lauras Eltern und Charlotte führten lange Gespräche miteinander. Die Ravens' sahen endlich ein, was für ein Unrecht sie ihrer Tochter angetan hatten. Endlich beschlossen sie, eine Frau einzustellen, die einen großen Teil der Hausarbeit übernehmen sollte.
    An diesem Morgen erwachte Laura vom Gesang einer Amsel, deren Zwitschern durch das offene Fenster drang. Zum ersten Mal seit Tagen hatte sie keine Kopfschmerzen. Verwundert fasste sie an ihre Stirn. Als sie den Kopf zur Seite drehte, fiel ihr Blick auf Jannics Foto, das an einer Schachtel mit Konfekt lehnte. Unbewusst umspielte ein Lächeln ihre Lippen. Sie griff nach dem Foto und küsste es.
    Als Jannic Eckstein zwei Stunden später im Krankenhaus ei ntraf, saß Laura in ihrem Bett und blätterte in einer Zeitschrift. "Wie geht es dir, Liebling?", fragte er und setzte sich zu ihr. "Strengt dich das Lesen nicht an?"
    Laura legte die Zeitschrift zur Seite. "Mir ist es schon seit M onaten nicht mehr so gut gegangen", antwortete sie. "Ich bin froh, dass du bei mir bist." Sie schaute ihm in die Augen. "Ich habe vermutlich so alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte."
    "Nein, so würde ich es nicht sagen", erwiderte er. "Ich hätte dich nicht zwingen dürfen, zwischen deiner Familie und mir zu wählen. Wenn wir uns Mühe gegeben hätten, hätten wir eine L ösung gefunden."
    "Ich habe heute Morgen schon mit meinen Eltern telefoniert. Sie haben mir von der Haushaltshilfe erzählt, die am Montag bei ihnen anfangen wird." Laura lachte leise. "Und stell dir vor, mein Vater und Charlotte helfen auch im Haushalt."
    "Es geschehen noch Zeichen und Wunder", sagte Jannic. Er nahm die Hände der jungen Frau. "Laura, kannst du dir vorstellen, mich trotz all meiner Fehler zu heiraten?" Er berührte zärtlich ihre Wange. "Ich möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen."
    "So wie ich mit dir", antwortete sie und schlang die Arme um seinen Nacken.
    Dr. Julian Marquard war an diesem Samstagvormittag in die Stadt gefahren, um ein paar Besorgungen zu machen. Da er ohnehin in der Nähe des Krankenhauses zu tun hatte, hatte er geschlossen, Laura Ravens zu besuchen. Er klopfte an ihre Zimmertür und trat ein, ohne ein 'Herein' abzuwarten. "Oh, bitte entschuldigen Sie", sagte er und wollte sich gleich wieder zurückziehen, als er Laura und Jannic beim Küssen ertappte.
    Die jungen Leute lösten sich voneinander. Jannic Eckstein stand auf. "Kommen Sie nur herein, Doktor Marquard", sagte er und nahm Lauras Hand. "Wir haben uns eben verlobt."
    "Ende
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher