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Gespensterjäger in der Gruselburg

Gespensterjäger in der Gruselburg

Titel: Gespensterjäger in der Gruselburg
Autoren: Cornelia Funke
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Boccabella hat mir übrigens berichtet, daß die Stelle, an der der Geist ihn berührt hat, sofort zu prickeln begann. So, als hätte ihn eine Brennessel berührt. Solltest du irgendwas anderes spüren, dann renn, verstanden? Ich warte mit dem Auto am Ende der Brücke. Du mußt also nur ein paar Meter zurücklegen, klar?«
    »Ja, klar«, sagte Tom.
    »Gut!« Frau Kümmelsaft klopfte ihm noch mal auf die Schulter. »Ich wünschte wirklich, ich könnte statt deiner hier stehen, aber meine verflixte Länge…«
    »Booooohhhhh!« klang es vom Burghof herüber. »Dooos üst jötzt moiiinö Buuuuurg. Joooooo, dos üst jötzt moiiiinö, altös Mööödchön. Ooooch, nun guck doch nücht so bööösö. Komm schohoon, hol ühn dür, hoool dür dön Kohopf, Jospoooro!«
    »Es hat geklappt!« flüsterte Frau Kümmelsaft. »Hugo hat sie rausgelockt. Also, viel Glück!«
    Dann rannte sie hastig über die Brücke zu ihrem Auto.
    Tom blieb allein zurück.
    Der Wind fuhr ihm in das gräfliche Gewand und riß an dem langen Schleier. Tom hörte, wie Hugo näher kam, immer näher. Und er wußte, wer dem MUG folgte, wütend und mächtig von der langen Nacht: die Blutige Baronin.
    »Trölöööööh!« flötete Hugo und schwabbelte hastig aus dem dunklen Portal in Richtung Burggraben. »Hohoool ühn dür, Gröööfün!«
    Unter seinem bleichen Arm klemmte wieder der Kopf des Burggespensts. Mit einem fiesen Grinsen schwebte Hugo hinauf zu den Zinnen der Burgmauer und zwinkerte Tom von oben zu. Seine giftgrünen Augen leuchteten wie die einer Eule in der Dunkelheit.
    Hugos Verfolgerin ließ nicht lange auf sich warten.
    Mit einem gräßlichen Kreischen kam die kopflose Baronin auf die Brücke geschwebt. In ihrer Wut flackerte sie so hell, daß das Wasser des Burggrabens silbern schimmerte. Suchend tasteten ihre Arme durch die kalte Luft. Hugo schwebte lautlos zu ihr hinab und setzte ihr den Kopf wieder auf den Hals. Verkehrt herum. Dann schwebte er schleunigst zurück auf die Burgmauer.
    »Aaaaahhhh!« heulte die Baronin. »Du wunderlicher Witzbold!« Wütend nahm sie ihren Kopf ab und setzte ihn richtig herum wieder auf. »Veeeerschwinde endliiiich! Hier ist kein Platz für zweiiiii Geister, hiiier…«
    In dem Moment erblickte sie Tom.
    Wie erstarrt hielt sie in ihrer Bewegung inne. Ihre Augen traten fast aus den dunklen Höhlen. Wahrhaft furchterregend sah das aus.
    »Duuuuuuuuuuu!« hauchte sie drohend. »Weeheer bist duuu denn?«
    Toms Zähne klapperten wie eine alte Schreibmaschine. Ärgerlich biß er sie zusammen.
    Langsam schwebte die Baronin auf Tom zu. Sie war immer noch gewaltig groß. Tom reichte ihr kaum bis zum Bauchnabel.
    »Waaaas willst du hiiieeer?« zischte sie. »Das ist meeeiiiin Reviieeer, verstanden?«
    Tom atmete ganz tief durch. Bisher klappte ihr Plan. Jaspara ahnte nicht, wer da vor ihr stand. Und sie war wütend. Das machte sie blind.
    »Hallo, Jaspara!« flötete Tom mit hoher Stimme. »Scheuuuußlich siiiehst du auuus. Scheußlich wie iiiimmer.«
    Verdammt, war das schwer, wie ein Geist zu reden.
    »Waaaas?« kreischte Jaspara. »Waaas sagst du daaaa, duuu Krööötengesicht?«
    Jaspara stand jetzt so nah vor Tom, daß er sie hätte berühren können. Ihr schauriger Modergeruch nahm ihm fast den Atem. Aber wenn er auch nur einen Schritt von der Stelle wich, an der Jaspara damals das Schicksal ereilt hatte, dann war alles verloren.

    Also nahm Tom allen Mut zusammen und reizte sie noch mehr: »Duuu Eeekelpakeeeheet!« rief er mit hoher Fistelstimme. »Duuuu altes Scheusaaaal.«
    Da packte die Baronin zu.
    Sie ergriff Toms Schleier und riß ihn ihm mit einem Ruck vom Kopf.
    » Aaah!« Überrascht fuhr sie zurück. »Was iiiist daaas? Waaas soll das? Welches Spiehiehiel treibst duuuu kleiner Kniiiirps mit miiihiiir? Mit miiiir, Jaspara von Duuhusterberg zuhuhu Krötenstein?«
    Was sollte Tom darauf antworten? Daß er sie vernichten und in wabernden Nebel verwandeln wollte?
    Jetzt ist es aus, dachte er, und ich steck’ in diesem verdammten Kleid! Na ja, wenn sie ’ne Pfütze aus mir macht, ist das auch egal.
    »Lauf, Tom!« rief Frau Kümmelsaft ihm durch das offene Autofenster zu. »Schnell!«
    Aber Tom dachte gar nicht daran. Dieser Boccabella war schließlich auch nicht weggerannt. Statt dessen rief er mit bebender Stimme: »Verschwinde hier!« Seinen Kopf mußte er in den Nacken legen, um der Baronin in die bösen roten Augen zu sehen. »Verschwinde! Als Mensch warst du schon ein Scheusal, aber als Gespenst
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