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Gespenster um Al Wheeler

Gespenster um Al Wheeler

Titel: Gespenster um Al Wheeler
Autoren: Carter Brown
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lag im Bett, und Charity Sumner hatte sich über ihn gebeugt und redete in angeregter Stimme auf ihn ein.
Sie nannte ihn >Tino< und schien sich für irgend etwas bei ihm einzusetzen. Als sie die Köchin
eintreten sah, geriet sie in heftige Wut und schob sie wieder hinaus. Später
kam Eli Sumner in die Küche und nahm Emily Carlew einen feierlichen Schwur ab, niemals einer lebendigen Seele zu erzählen, daß
sie diesen Mann im Haus gesehen habe. Andernfalls, so erklärte ihr Eli, würde
Schande und Vernichtung nicht nur über seine eigene Familie, sondern auch über
alle anderen Familien des Valleys gebracht werden .«
    Lavers zuckte leicht die massiven
Schultern. »Emily Carlew war im Sunrise Valley
geboren und aufgezogen worden. Ihr ganzes Leben lang war ihr eine Tatsache
bewußt gewesen, daß die gesamte Gemeinde von der Gnade der Familie Sumner
abhing. Es erschien ihr durchaus einleuchtend, daß die Vernichtung der Sumners
automatisch die Vernichtung des übrigen Valleys nach sich zöge. Sie schwor also
ihren feierlichen Eid auf die Bibel und hielt ihn auch — bis gestern nacht .«
    Ich starrte den Sheriff ein
paar Sekunden lang verdutzt an. »Es macht Ihnen doch nichts aus, Sheriff, wenn
ich hinausgehe und mir eine Weile die Autos draußen ansehe, nur um sicher zu
sein, daß wir im zwanzigsten Jahrhundert leben? Vielleicht ist Lavers nur Ihr Deckname — und Sie sind in Wirklichkeit eine
verkleidete Kitschromandichterin ?«
    »Es ist eine sehr abgelegene
Gemeinde«, knurrte er. »Das einzige, was ihre Existenz rechtfertigt, sind
Orangenhaine; und das Land, auf dem die Bäume stehen, gehört fast
ausschließlich den Sumners. Die nächste große Verkehrsstraße ist fünfzehn
Kilometer weit entfernt. Das Tal selbst führt ins Nichts, es endet einfach mit
einem fast tausend Meter hohen Felsmassiv. Wenn Sie in Ihrem Urlaub je weiter
als bis zur nächsten Bar kämen, Wheeler, so wüßten Sie, daß es viele solcher kleiner,
im ganzen Land verstreuter Gemeinden gibt.«
    »Jawohl, Sir«, sagte ich
pflichtschuldigst. »Emily Carlew unterschrieb also gestern nacht diese Aussage, bevor
sie starb; und nun hat der Kopf einen Namen und einen Platz, auf dem er ruhte,
bevor ihn jemand von seinem Rumpf abgetrennt hat. Was weiter ?«
    Er rieb sich ein paar Sekunden
lebhaft die Wangen mit dem Handrücken. »Wie ich schon sagte, handelt es sich
hier um eine heikle Situation. Die gesamte Sunrise-Valley-Gemeinde wird
gegenüber der Familie Sumner dieselben Empfindungen hegen wie Emily Carlew . Sie werden wie eine Mauer des Schweigens und der
Feindseligkeit gegen uns stehen, weil wir etwas aufrühren, das ihrem Gefühl
nach besser vergraben und vergessen bleiben soll. Wir werden die Sumners mit
Samthandschuhen anfassen müssen .«
    »Warum ?« fragte ich milde.
    »Was haben wir schon in der
Hand? Eine unterschriebene Aussage einer Frau, die nun tot ist — die im
Delirium geredet haben kann!« Lavers schnaubte heftig
durch die Nase. »Würden Sie damit gern vor ein Gericht treten, bei der Sorte
Anwälte, die sich die Sumners leisten können ?«
    »Vermutlich nicht«, stimmte ich
zu.
    »Fünf Jahre ist eine so
verdammt lange Zeit«, sagte er erregt. »Und Eli Sumner ist seit zwei Jahren
tot, was uns auch nicht weiterhilft .«
    »Wie steht es mit Charity Sumner — um wen es sich dabei auch immer handeln
mag ?«
    »Die Tochter«, brummte er. »Sie
lebt noch immer dort. Ihr älterer Bruder Crispin hat das Vermögen geerbt — aber
sie hat eine Menge eigenes Einkommen. Ich glaube, sie ist jetzt dreiundzwanzig
oder so was .«
    »Soll ich mit ihr reden ?« fragte ich.
    »Haben Sie die Morgenzeitungen
gelesen ?« fragte er mit geheimnisumwitterter Stimme.
    »Bis jetzt noch nicht«, sagte
ich. »Ich war heute morgen bereits mit genügend
anderen Problemen beschäftigt .«
    »Es hat erstklassige
Schlagzeilen gegeben«, sagte Lavers kalt. »Neue Aussage sterbender Frau läßt Hoffnung
auf Aufklärung eines bizarren fünf Jahre zurückliegenden Mordes zu, und solchen Quatsch. Die Sache ging über sämtliche Nachrichtendienste, und alle
bringen erneut das Foto mit der Unterschrift: >Tino ?< .
Vielleicht haben wir sogar eine Chance, und jemand erkennt ihn .«
    »Haben Sie bei dem Interview
die Sumners erwähnt ?« fragte ich.
    »Nein — aber ich habe Emily Carlews Namen erwähnt. Wenn an ihrer Geschichte etwas
Wahres ist, muß dieses Mädchen Charity Sumner jetzt
heftig an ihren Fingernägeln kauen .«
    »Soll ich losgehen und das
herausfinden
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