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Gesang der Daemmerung

Gesang der Daemmerung

Titel: Gesang der Daemmerung
Autoren: Megan MacFadden
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schließlich hatten sie sich im Streit getrennt. Doch sie spürte nur ein ungeheures Glücksgefühl, ihn zu sehen, ihn in diesem düsteren feuchten Gefängnis an ihrer Seite zu spüren. Als er sie jetzt anlächelte – halb triumphierend, halb beklommen –, war sie besiegt und schlang wortlos die Arme um ihn.
    »Vergib mir, Marian!«, murmelte er. »Ich mache alles wieder gut. Nie wieder Lügen! Nie wieder werde ich dir etwas verschweigen …«
    »Sei still!«
    Wie kalt sein Körper sich anfühlte! Sie begann, seine Brust zu massieren, um sein Blut wieder zum Fließen zu bringen, strich mit kreisenden Bewegungen über seinen Rücken, bearbeitete seinen Nacken, wärmte sein Gesicht mit ihren Küssen. Wangen und Stirn waren kühl, die Nasenspitze eiskalt, und seine Lippen musste sie erst mit ihrer Zunge beleben.
    »Du machst das wundervoll«, flüsterte er. »Es lohnt sich zu ertrinken, wenn man anschließend durch eine Elbin wieder zum Leben erweckt wird …«
    Sie musste wider Willen lächeln. Als sie nun an seinen Armen entlangstrich, spürte sie sehr deutlich, wie wieder Leben in ihm erwachte, seine Muskeln spannten sich, schwollen an, ließen Marians Finger über Hügel und Täler gleiten. Für einen glücklichen Moment gab sie sich dem Rausch seines geschmeidigen, sehnigen Körpers hin, küsste seinen Hals, berührte die zarte Haut an seiner Brust mit ihrer Zunge, nahm sie spielerisch zwischen die Zähne, um daran zu knabbern. Es war unvorsichtig, jeden Augenblick konnten Gorians Krieger an der Tür hinter ihnen erscheinen, doch die Versuchung war übergroß.
    Auch Darion erlag ihr, grub seine Hände unter Marians Mantel, betupfte sehnsüchtig mit seiner heißen Zunge ihren Hals, fluchte leise vor sich hin, dass sie so fest eingewickelt wäre und ihm kein Fleckchen ihrer Haut gönnen wollte.
    »Wir sind verrückt«, wisperte sie ihm ins Ohr. »Lass mich los, wir dürfen jetzt nicht den Kopf verlieren!«
    Ohne dass sie sich dessen bewusst wurde, strichen ihre Hände über seine Lenden und schlossen sich um sein aufgerichtetes Glied. Hatte sie ihn nicht gerade noch aufgefordert, sie loszulassen? Jetzt wäre sie lieber gestorben, als dieses süße lang entbehrte Liebesspiel aufzugeben. Sie vernahm sein tiefes Stöhnen, vergaß Meer und Felsen, Todesfurcht und Dunkelheit, spürte nur noch seinen nackten atmenden Körper, und die Lust wollte ihr die Besinnung rauben.
    War es Traum oder Wirklichkeit, dass sie jetzt miteinander über den Wolken dahintrieben? Ineinander verschlungen, seine Lippen kitzelnd und saugend an ihren Brüsten, seine Hand sachte auf ihrem Hügel, der Mittelfinger, der sich in ihre Spalte schob. Konnte es wahr sein, dass sie während ihres Flugs den Himmel betrachteten, der von dunklem Blau und unendlicher Tiefe war? Dass sie sich an ihn klammerte und nicht wusste, wohin mit ihrer Lust, weil er ihre feste Perle mit zwei Fingern umstrich. Dass sie zugleich aber den Mond erblickte, dessen bleiches Gesicht sich in einem runden Teich spiegelte?
    »Darion … Darion …«
    »Ich liebe dich, Elbenkönigin …«
    Der Teich brodelte, sie sah das Wasser im Mondlicht wie Silber aufblitzen, es lief über den Rand des Teichs und durchfeuchtete die Wiesen. Silberne Wellen umspielten die Gräser, flossen zu einem Rinnsal zusammen und strebten davon, vorbei an Fels und Geröll, durch Täler, Wälder und Steppen dem Meer entgegen.
    »Die Quelle des ewigen Lebens …«, murmelte sie.
    Sie spürte seine zärtlichen Küsse auf ihren Wangen, ihrer Stirn, und sie fand sich in der feuchten Dämmerung der Grotte wieder, von kalten Meereswogen bedroht, hilflos dem Feind ausgeliefert.
    »Wie konntest du dich hierherwagen?«, fragte sie verzweifelt. »Wenn die Krieger kommen, werden sie dich töten!«
    »Oder umgekehrt«, gab er ruhig zurück. »Bisher weiß niemand, dass ich hier bin – das ist mein Vorteil.«
    Darion hatte tatsächlich vor, ihre Bewacher zu überraschen, sie zu töten und dann mit ihr durch die unterirdischen Gänge des Palastes zu fliehen. Es müsste einen geheimen Ausgang geben, vermutlich sogar mehrere, mit etwas Glück würde er sie sicher hinausbringen. Einen anderen Weg in die Freiheit gab es nicht. Nur weil er sich verwandelt hatte, war es ihm gelungen, durch die enge Spalte in die Grotte einzudringen. Marian – so zierlich sie auch war – würde durch diese enge Öffnung nicht hindurchpassen.
    Sie hätte ihm gern geglaubt, zumal er selbstsicher verkündete, Gorians Palast seit seiner Kindheit
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