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Geraubte Seele

Geraubte Seele

Titel: Geraubte Seele
Autoren: Zoe Zander
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keine Lust, vor Sorge um dich nachts kein Auge zuzukriegen.“ Ich wusste nicht, worauf ich mich mehr konzentrieren sollte. Auf seinen heißen Atem, mit dem er mir gerade ins Ohr pustete, oder auf seine Worte, die mir im Herzen wehtaten. „Und schlafe ich endlich ein, erscheint mir der Name dieses Typen in meinen Träumen.“ Ich fuhr zusammen.
     
    Er hat den Zettel gesehen!
     
    Statt mich zu freuen, weil ich ihm nicht egal war, weil ich endlich jemandem nicht egal war, bekam ich ein schlechtes Gewissen.
    „Dann wache ich auf, schweißgebadet, steif vor Angst suche ich nach dir in deinem Zimmer. Doch statt dir finde ich jedes Mal nur diesen Zettel auf deinem Bett.“
„Hör auf, bitte hör auf“, schob ich seinen Kopf von meinem weg, damit ich mir mit den Händen die Ohren zuhalten konnte. Ich wollte nicht hören, dass er unter den Sorgen um mich litt. Dass ich ihm mit meinem Handeln Leid zufügte. „Du tust mir weh! Das tut so weh!“ Meine Augen waren voller Tränen. Ich erkannte nicht, wie sein Blick immer trauriger wurde.
    „Was glaubst du, wie es mir wehtut, wenn ich dich leiden sehe. Wenn ich merke, dass du dich kaum bewegen kannst, gekrümmt läufst und keine Kraft hast, um aus dem Bett zu kommen. Was denkst du, wie ich mich fühle, weil ich nichts dagegen unternehme und dich gehen lasse, obwohl ich weiß …“
    „Du weißt eben zu wenig, Alex“, bemühte ich mich um ein Ende dieses Gespräches.
„Dann sage mir endlich, warum du das tust. Warum du dir das antust“, fing er erneut mit dem Küssen an. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich seine Lippen tatsächlich vermisst habe.
    „Aus Rache, Alex“, sprang es mir plötzlich über die Lippen. Ich wunderte mich darüber, dass bei diesem Geständnis die Welt nicht unterging.
    „Rache? Etwa an dem männlichen Geschlecht?“ Meine Worte schienen ihn verwirrt zu haben.
    „An einem Mann. Diesem einen Mann.“ Nicht an dem gesamten männlichen Geschlecht. Auch wenn ich den Kerl in meinen Gedanken mit vulgären Ausdrücken betitelte, mit denen schon mal das männliche Geschlecht bezeichnet wird. „Für das, was er mir angetan hat, sollte er auf Ewigkeiten in der Hölle schmoren.“
    Ich hatte nichts gegen Männer. Nicht einmal gegen die, mit denen ich mich traf.
    „Und deshalb lässt du dich von anderen quälen?“
    „Nicht mehr, Alex. Nicht mehr. Ich habe damit aufgehört.“ Ich verstummte. Die nächsten Tränen kullerten mir übers Gesicht. An seinem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass er nicht verstand, warum mich diese Entscheidung so traurig stimmte.
    „Du kannst mich ruhig anfassen, ich beiße nicht“, flüsterte er mir ins Ohr, weil ich reglos auf dem Rücken lag, als wäre ich gelähmt. Bei all den Fesselungen habe ich es verlernt, meine Hände zu gebrauchen. Nun lernte ich von Neuem, wie wunderschön es sich anfühlte, mit den Fingern die Freude, die Begeisterung und auch die Lust eines Anderen zu ertasten. Plötzlich erwischte ich mich dabei, mich beinahe von ihm abgewendet zu haben, als er mit seinen Lippen meinen sehr nahe kam.
     
    Es war später Vormittag, als es an der Tür läutete. Im ersten Augenblick wusste ich nicht, wo ich mich befand und was passiert war. Früher war ich noch nie im Wohnzimmer aufgewacht. Schon gar nicht ohne Kleidung und mit einem Mann unter der gleichen Bettdecke.
    „Guten Morgen“, küsste er mich auf die Stirn und mir wurde bewusst, dass er mir schon eine ganze Weile beim Schlafen zugesehen hat. So sehr ich von diesen neuen Umständen auch angetan war, die ungewöhnliche Situation überforderte mich.
    „Jemand will herauf“, machte ich ihn auf die Türglocke aufmerksam. Der Portier würde ohne unsere Zustimmung niemanden in den Aufzug lassen.
    „Ich gehe schon.“ Nun war ich diejenige, die ihm beim Anziehen zusah und das passierte mir zum ersten Mal.
    Ich wartete, bis er in der Eingangshalle verschwand, um mich unbeobachtet anziehen zu können. Es war mir plötzlich unangenehm, gar peinlich, mich nackt zu präsentieren.
     
    „Alex“, ich merkte sofort an seiner Stimme, dass etwas nicht in Ordnung war. Ich zog mir gerade die Bundkordel meiner Hose fest, also hob ich den Blick, um nachzusehen, warum er so besorgt klang. „Die Kriminalpolizei will mit dir sprechen.“ Einer der Beamten in ziviler Kleidung musterte ihn und sprach mich dann mit einer kühlen, fast schon abwertenden Stimme an:
    „Sind Sie Frau Alexandra Gerin?“ Ich nickte.
    „Was kann ich für Sie tun?“ Ich versteuerte
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