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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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Serena, und denk daran, was für eine Figur du machst!»
    Es entstand eine Pause. Fanny,
selbst sehr entsetzt, zitterte, wie das ausgehen würde. Die wütenden Augen, die
sich von Rotherhams dunklem Gesicht abwandten, fanden die ihren. Die Glut
verschwand aus ihnen. Ein schluchzender Seufzer entrang sich Serena; sie sagte:
«O Fanny, bitte um Entschuldigung! Ich habe dir doch nicht weh getan, rein?»
    «Nein, nein, bestimmt nicht!» rief
Fanny.
    Unbewußt begann Serena ihre
Handgelenke zu reiben, die Rotherham losgelassen hatte. Sie blickte sich im
Zimmer um und lachte hysterisch auf. «Es tut mir wirklich leid! Ich benehme
mich so schlecht und habe euch alle in Verlegenheit gebracht! Ich bitte euch,
entschuldigt! Rotherham, ich muß dich sprechen, bevor du Milverley veräßt –
willst du, bitte, in den Kleinen Salon kommen?»
    «Sofort, wenn du wünschst.»
    «O nein! Ich bin immer noch in Aufruhr.
Du mußt mir Zeit lassen, meine Fassung wiederzugewinnen, wenn ich nicht wieder
in unziemliche Hitze geraten soll!»
    Sie verließ schnell das Zimmer und
winkte Fanny, die sie begleiten wollte, mit einer Geste und einem schnellen
Kopfschütteln ah.
    Ihr Abgang entfesselte die Zungen
ihrer Verwandten; Mr. Eaglesham bedauerte ein so rabiates Temperament und
zitierte verschiedene Aussprüche seiner Frau zu dem Thema. Fanny brauste auf
und verteidigte Serena; Dorrington gab Rotherhams aufreizendem Benehmen die
Schuld an dem Ausbruch; und Spenborough wiederholte seinen Entschluß, die
Klausel annullieren zu lassen. Das führte unverzüglich zu weiteren Debatten,
denn Dorrington, der zwar zustimmte, daß die Klausel aufgehoben werden sollte,
paßte es nicht, daß sich Spenborough Autorität anmaßte; und Mr. Eaglesham war
prinzipiell gegen alles, was von Dorrington ausging. Sogar Claypole wurde, sehr
gegen seinen Willen, hineingezogen und sollte seine Meinung äußern. Aber Mr.
Perrott, der mit eisiger Ruhe auf den Schluß der Debatte wartete, begegnete
allen Appellen unverbindlich abweisend; und Rotherham, der mit verschränkten
Armen an der Tür lehnte, einen Fuß lässig über den anderen geschlagen, schien
sich als Zuschauer einer Posse zu fühlen, die ihn gleichzeitig langweilte und
leicht amüsierte. Aber schließlich dauerte sie ihm zu lange, und daher setzte
er ihr rücksichtslos ein Ende, indem er Dorrington unterbrach und sagte:
«Keiner von euch wird die Klausel anfechten, und keiner von euch ist von ihr
betroffen, also könnt ihr endlich damit aufhören, Narren aus euch zu machen!»
    «Sir, Sie sind beleidigend!»
erklärte Mr. Eaglesham und starrte ihn wütend an. «Ich scheue mich nicht, es
Ihnen ins Gesicht zu sagen!»
    «Warum solltest du? Ich hinwieder
zögere nicht, dir zu erklären, daß du ein Schafskopf bist. Ich nehme an, du
bildest dir ein, Serenas Tante sei die geeignetste Person, über ihre Hand und
ihr Vermögen zu verfügen. Du würdest ziemlich dumm dreinschauen, wenn es dir
gelänge, diese Aufgabe Lady Theresa zuzuschieben! Die würde dir schön kommen,
bei Gott!»
    Lord Dorrington brach in polterndes
Lachen aus und mußte sofort husten und keuchen. Mr. Eaglesham, der sehr
verletzt war, öffnete den Mund zu einer Erwiderung, aber als ihm die
schreckliche Wahrheit von Rotherhams Worten dämmerte, schloß er ihn wieder und
kochte schweigend vor Wut. Rotherham betrachtete ihn einen Augenblick lang höhnisch,
nickte dann dem Anwalt zu und sagte: «Sie können uns jetzt den Rest dieses
originellen Dokumentes vorlesen!»
    Mr. Perrott verbeugte sich und
setzte den Kneifer wieder auf die Nase. Das Testament enthielt keine weiteren
Überraschungen und wurde schweigend angehört. Erst am Ende der Verlesung gab
Rotherham seine Stellung auf, schlenderte zum Schreibtisch und streckte herrisch
die Hand aus. Mr. Perrott legte das Testament hinein; der Marquis überflog die
steifen Bogen; stirnrunzelnd und schweigend studierte er die fatale Klausel.
Dann warf er das Dokument auf den Schreibtisch, sagte: «Mist!» und verließ das
Zimmer.
    Sein Abgang war das Zeichen zum
Aufbruch für die ganze Gesellschaft. Mr. Perrott lehnte Fannys höfliche
Einladung ab und ging als erster. Der neue Earl begleitete ihn hinaus, da er
noch Aufklärung über verschiedene Punkte wünschte, und Mr. Eaglesham folgte ihm
gleich darauf, weil er sich mit Freunden in Gloucester verabredet hatte, den
Abend bei ihnen zu verbringen; dann ging auch Lord Dorrington, der in weiser
Voraussicht in einem seiner Lieblingsrasthäuser ein Abendessen
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