Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gentec X 03 - Fluchtpunkt Amazonas

Gentec X 03 - Fluchtpunkt Amazonas

Titel: Gentec X 03 - Fluchtpunkt Amazonas
Autoren: Earl Warren
Vom Netzwerk:
meisten davon waren nackt, einige trugen Muscheln und Fellstücke oder besaßen auch, was eine Reminiszenz an die Zivilisation war, Shorts. Sie waren alle untersetzt, dunkelhäutig und negroid. Mit Mitte Vierzig befand Wangareen sich für einen Ureinwohner durchaus schon in einem gesetzten Alter. Bei ihnen galt jemand, der das sechzigste Lebensjahr erreichte, als steinalt.
    Sie setzten sich nieder. Drei Frauen stillten ihre Babys und Kleinkinder, was bis zum dritten Lebensjahr geschah. Die Ältesten genossen das höchste Ansehen und saßen vorn. Ein geflochtener Wind- oder Sonnenschirm spendete der Versammlung beim Wasserloch mit den Felsen und den spärlichen Büschen und drei Bäumen Schatten.
    Wangareen sprach nun: »Hört mich, Koori, meine Brüder und Schwestern. Ich bin in der Traumzeit gewesen und habe Yurlunggur gesehen, die Regenbogenschlange, die aus dem Fluss kommt. Sie und der Känguru-Mann und die Laubenvogel-Frau haben zu mir gesprochen. Auch bin ich in der Traumzeit einem Mann begegnet, der in einem sehr weit entfernten Land lebt – er ist ein Schamane, ein Weiser. Sein Name ist Rahanandra Chabiri. Unsere Astralleiber sind sich in der Traumzeit begegnet, und er hat mir eine Botschaft an euch mitgegeben.«
    Wangareen galt als großer Schamane. Alle hörten gespannt zu, kein Kind greinte.
    »Im Totenreich, in dem die Geister der Vorzeit leben und in das unsere Ahnen gegangen sind, herrscht Aufregung«, verkündete Wangareen weiter, was die Zuhörer nun doch schockte. »Denn wenn gelingt, was feindliche seelenlose Wesen beabsichtigen – Machines – werden die Geister und Ahnen der Verbindung mit dieser Welt beraubt und müssen vergehen.«
    Von Gencoys hatte Wangareen nicht mal gehört. Der Gentec-Konzern hatte sich nie für die Ureinwohner interessiert. Die Aborigines hatten in ihren Sprachen kein Wort für Maschine oder Roboter, weshalb Wangareen auf den englischen Begriff Machines zurückgriff.
    »Die Seelenlosen wollen uns alle vernichten und den Tempel der Welt zerstören«, verkündete der Schamane. »Doch wir Koori werden es ihnen nicht leicht machen. Ein Bund der Weisen und Seher wird den Seelenlosen entgegen treten. Ihre Technologie und die Machines werden den Fremden nicht helfen.«
    Für die Aborigines waren alle außerhalb ihres Kulturkreises Fremde. Ob sie nun weiß, schwarz, gelb oder rot waren, spielte dabei keine Rolle.
    »Die Machines haben die Menschen an den Rand der Vernichtung gebracht. Wir aber, die über andere Werte verfügen, können dem widerstehen.«
    Das Wort in seinem Aborigine-Dialekt, einem von zirka 200, das Wangareen gebrauchte, bezeichnete keinen materiellen Wert. Die Koori im Outback kannten kein Geld und keinen Besitz wie die Weißen und häuften keine Reichtümer an. Alles war Allgemeingut.
    Jeder war Jäger oder Sammler. Eine Aborigine-Frau mochte einen Grabstock, den sie besonders handlich fand und an den sie sich gewöhnt hatte, immer benutzen. Doch eigentlich war er nicht ihr Eigentum.
    »Was sollen wir tun, Djalu Wangareen?«, fragte die Sprecherin des Ältestenrats.
    »Ich werde es in der Traumzeit erfahren«, erwiderte Wangareen. »Doch so bald kann ich nicht wieder hin.«
    Es gab spirituelle Grenzen. Wer sich zu lange in der Traumzeit aufhielt, blieb dort, sein Körper war dann nur noch eine leere Hülle. Die Versammlung beriet noch eine Weile und zerstreute sich dann wieder, um den üblichen Tätigkeiten nachzugehen.
    Die Aborigines ahnten nicht, dass eine Drohne vor der weißglühenden Sonnenscheibe hoch am Himmel schwebte und sie beobachtete. Diese Drohne war von einer Farbe, die mit dem grellen Blau des Himmels verschmolz. Das Desinteresse der Gencoys an den Ureinwohnern war nämlich gewichen.
     
*
     
    Ich warf mich zur Seite, aber die Zeit hätte nicht mehr gereicht. Harriet Colemans Lasergewehr blitzte auf. Doch der tödliche Strahl erreichte mich nicht, er war überhaupt nicht existent. Er endete schon einen Meter nach der Mündung des Gewehrs. Das Hologramm der Außenministerin flackerte und es löste sich samt Lasergewehr auf.
    Harriet Coleman hatte mir einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Schließlich wird man nicht alle Tage erschossen.
    »Verdammte Schlampe!«, schimpfte ich, obwohl Coleman mich nicht hörte.
    Dass die Gencoys meine Sendung zuvor gestört hatten und Hologramme ins Camp zu schicken vermochten, war bedenklich. Dann mussten wir mit allerhand rechnen.
    Es war aber nicht unsere größte Sorge, denn in der Luft, auf der Erde –
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher