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Geliehene Träume ROTE LATERNE - Band 5 (Rote Laterne Roman) (German Edition)

Geliehene Träume ROTE LATERNE - Band 5 (Rote Laterne Roman) (German Edition)

Titel: Geliehene Träume ROTE LATERNE - Band 5 (Rote Laterne Roman) (German Edition)
Autoren: Lisa Thomsen
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Vierzig. Sie hatte platinblond gebleichtes Haar und eine nervige Art zu lachen, aber es gehörte zu Ronnys Beruf, dies kommentarlos hinzunehmen.
    Doris war von dem jungen schlanken Mann hingerissen. Sie himmelte ihn förmlich an und klimperte dabei aufgeregt mit ihren angeklebten Wimpern. Ihr Puppengesicht war rosarot gepudert, und man sah Doris Wurst an, dass sie die Blüte ihrer Jahre bereits hinter sich hatte.
    Von ihrem verstorbenen Gatten hatte sie eine kleine Kosmetikfabrik geerbt. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit vertraute sie Ronny nun ihre Geheimrezepte an. Sie betete Essenzen und Substanzen herunter.
    »Und dann muss noch ein guter Schuss Honig hinein«, setzte sie verzückt hinzu, »Waldhonig ist der beste.« Sie hob den Kopf und sah Ronny an. »Hören Sie mir überhaupt zu?«
    »Aber selbstverständlich, Doris«, sagte er. »Wie könnten Sie so blühend aussehen, wenn Sie nicht die Produkte Ihres Hauses verwenden würden!«
    »Sie Schmeichler«, sagte Doris und verzog dabei ein wenig ihr Gesicht. »Sie sollten auch etwas für Ihre Haut tun. Auf Ihrer Nase haben Sie ein Pickelchen.«
    »So, habe ich?«, fragte Ronny.
    »Mit unserer Creme wäre das nicht passiert«, erklärte Doris. Sie saßen zusammen in einem schummrigen Weinlokal. Die dicke Dame schmiegte sich an ihren Kavalier. Ronny hatte den Eindruck, dass sie ihn nur zum Reden brauchte, und er hoffte inständig, dass nicht mehr daraus werden würde.
    Der Besuch der Oper verlief ziemlich unkompliziert, denn während der Aufführung schwieg Doris und gab sich dem Kunstgenuss hin. Nur ab und zu tastete ihre beringte Hand zu Ronny hinüber. Er drückte sie verständnisvoll und lächelte. Schließlich bezahlte sie ihn ja auch dafür.
    In der Pause jedoch nervte sie ihn wieder mit ihren Kosmetikrezepten, und Ronny war froh, als das Klingelzeichen das Ende der Pause verkündete.
    »Gehen wir noch ein wenig zu mir?«, fragte die dicke Doris nach der Aufführung.
    »Gern«, sagte Ronny, obwohl er dem Kommenden mit gemischten Gefühlen entgegensah. Doris ließ ein Taxi kommen, und sie fuhren hinaus an den Stadtrand. Doris Wurst lebte in einer feudalen Villa, die von einem großen Park umgeben war. Der alte Baumbestand faszinierte Ronny.
    Aber das Haus war wie Doris - voller Kitsch, Plunder und Plüsch.
    »Ich möchte mich etwas frisch machen«, sagte sie. »Vielleicht sind Sie so gut und machen uns ein Feuer im Kamin. Holz liegt parat. Zünder finden Sie auch. Ich bin in zehn Minuten zurück.«
    Auf der geschwungenen Treppe drehte sie sich noch einmal um und winkte ihm zu.
    »O Gott«, sagte Ronny zu sich selbst, »lass diese Nacht schnell vorübergehen.«
    Einhundertfünfzig Mark hatte sie ihm bereits gezahlt. Dies war das Honorar für seine Begleitung in die Oper. Ronny legte Holz in den Kamin und entzündete ein Feuer. Nachdenklich starrte er in die prasselnden Flammen.
    »Juhu, mein Lieber!«, ertönte es plötzlich hinter ihm. Ronny fuhr erschrocken herum.
    Da stand sie auf der Treppe - wie eine riesige rosarote Göttin. Sie trug ein Neglige - und darunter nichts. Recht gut waren ihre üppigen Formen zu erkennen. Nun walzte sie die Treppe herunter. Ihre Hüften erschienen ihm wie Hügel im Wüstensand. Bei jedem Schritt waberte ihr mächtiger Busen.
    »Doris kann ganz schön verführerisch sein, nicht wahr?«, sagte sie, als wollte sie ihm ein Zungenschnalzen entlocken.
    »Ja, ja, ganz schön«, sagte er.
    »Na, na, Kleiner, nicht so ängstlich!«
    »Ich - ich bin nicht ängstlich«, stammelte Ronny.
    Dann stand sie vor ihm und reckte ihm ihr Gesicht entgegen. Die Lippen hatte sie frisch nachgezogen; blutrot leuchtete ihm ihr Puppenmund entgegen.
    »Küss mich«, hauchte sie, und Ronny wurde es fast schlecht. Sie breitete ihre Arme aus und umfasste ihn. Er hatte das Gefühl, in einen glutheißen Schraubstock gespannt zu werden.
    »Nicht - nicht so schnell«, stammelte er.
    »Ich bin zwar dick«, sagte sie daraufhin, »aber ich bin immer schnell.«
    Sie war so ganz anders als vorhin im Theater. Nun sprach sie nicht mehr über Kosmetikrezepte, nun sprach sie nur über Thema Nummer eins. Sie sagte ihm mit aller Deutlichkeit, was sie sich wünschte.
    »Das kostet aber 'ne Kleinigkeit«, bemerkte Ronny.
    »Geld spielt doch keine Rolle, mein Engel«, flötete sie in sein Gesicht. Dann pirschte sie sich erneut heran. Ihre Hände machten sich an seinem Hemd zu schaffen. Sie lockerten die Fliege.
    »Zieh dich doch aus«, raunte sie.
    »Ich - ich hab' 'nen
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