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Geliebte Diebin

Geliebte Diebin

Titel: Geliebte Diebin
Autoren: Lisa Jackson
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Hitze fühlte, ihr Verlangen ahnte. In Gedanken sah er sie beide nackt in seinem Bett, während das Feuer einen goldenen Schein auf ihre alabasterfarbene Haut warf.
    In diesem geschützten Alkoven, in dem die Geräusche der Festlichkeiten durch den Vorhang nur gedämpft zu ihnen drangen, zwang er sich nun dazu, seine Lippen von ihren zu lösen. Ihr Atem ging heftig. »Bitte ... tut... tut das nicht...« Sie schluckte, leckte sich über die Lippen und starrte ihn an, als sei sie plötzlich voller Angst. »Oh, lieber Gott im Himmel«, sagte sie und holte tief Luft. »Ich kann nicht ... wir ... wir dürfen nicht...« Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie sich selbst überzeugen, und biss sich auf die Unterlippe. »Lord Devlynn«, flüsterte sie, und ihre Stimme klang viel tiefer, als er sie in Erinnerung hatte. »Ich ... ich bin nicht, wer Ihr denkt.«
    »Und wer, denke ich, seid Ihr?«
    Sie sah ihm in die Augen, zögerte und schaute dann weg, als sei sie unsicher. »Das tut nichts zur Sache«, antwortete sie. »Oh, verflucht!« Zu seiner Überraschung legte sie beide Hände um sein Gesicht und zog seinen Kopf zu sich hinunter. Sie küsste ihn voller Leidenschaft, als wolle sie nie wieder damit aufhören. Als könne sie gar nicht aufhören. Ihre Lippen waren voll und warm und zitterten ein wenig.
    Ah, sie liebte es, ihn zu necken, dabei sah sie so unschuldig aus. Jeder Muskel in seinem Körper schmerzte vor Sehnsucht nach ihr. Er konnte an nichts anderes denken als daran, sich über sie zu schieben, sich mit ihr zu vereinen ...
    »Nein!«, wisperte sie, zog sich von ihm zurück und starrte ihn voller Bestürzung an, als würde sie sich schämen. »Nein ... ich kann nicht...«
    »Bleibt bei mir. Hier.« Er hatte diese Worte ausgesprochen, ehe er richtig darüber nachgedacht hatte.
    »Was? Oh ... nein.«
    »Apryll, ich ...«
    »Psst.« Sie legte einen Finger auf seine Lippen, und noch ehe er den Finger sanft küssen konnte, riss sie die Hand weg und trat einen Schritt zur Seite. »Das ist Wahnsinn! Oh, um der Liebe des heiligen Judas willen, ich bin ein solcher Dummkopf!« Sie errötete über und über, vermied es, ihn anzusehen, schob ihn von sich und schüttelte den Kopf. »Verzeiht mir.« Er ließ die Arme sinken. »Es tut mir Leid ... ich meine ... ich ... Könnt Ihr mir vielleicht sagen, wo ich die Latrine finde ...«
    »Sie ist in der zweiten Etage, gleich um die erste Ecke, ein paar Stufen zum Turm hinauf.«
    »Ich ... ich bin gleich zurück«, versprach sie und stolperte beinahe, als sie zur Treppe lief. Mit brennenden Wangen hob sie den Rock ihres schimmernden Kleides, lief rasch die Stufen hinauf und verschwand.
    »Ich werde warten«, rief er ihr nach und wusste nicht, dass sie gelogen hatte.

3
    Apryll rannte die Treppe hinauf. Oh, das war Wahnsinn, reiner, entsetzlicher Wahnsinn! Warum hatte sie nur Paytons kühnem, rachsüchtigem Plan zugestimmt? Sie bog um die Ecken im oberen Stockwerk, ohne sich zu verlaufen. Sie begegnete niemandem, ihr Herz schlug heftig, als sie den kleinen Alkoven fand, in dem Payton, wie versprochen, die Kleidung eines Jägers für sie versteckt hatte.
    Mit zitternden Fingern öffnete sie die Knöpfe ihres Kleides und trat aus dem schimmernden weißen Kleid, das früher einmal das Brautkleid ihrer Mutter Rowelda gewesen war. Nur einen flüchtigen Gedanken schenkte Apryll der Frau, die sie geboren hatte, dann warf sie die grobe Tunika über, die nach dem kostbaren Hochzeitskleid auf ihrer Haut kratzte. Oh, Mutter, es tut mir Leid. Sie zerrte an der Hose und den schweren Stiefeln, dann verbarg sie ihr Haar unter der Kappe, die ihr Bruder bereitgelegt hatte, doch nirgendwo konnte sie den Dolch finden, die "Waffe, die sie Payton anvertraut hatte. Ihre Finger durchsuchten die wenigen Regale in dem Alkoven, doch den Dolch fand sie nicht.
    Und die Zeit drängte. Schon bald würde der Baron ungeduldig werden. Er würde nach ihr suchen.
    Sie verließ den Alkoven und schlich den Flur entlang, wo die Kerzen in den Wandhaltern bereits heruntergebrannt waren. Payton fand sie in einem der Schlafzimmer. Über seiner Schulter lag ein zusammengesunkener Junge. »Was soll das?«, fragte sie und ging um eine Kinderfrau herum, die leise auf einem Bett in der Ecke schnarchte. Aber sie ahnte es bereits. Der Junge war der Sohn des Barons.
    »Bist du verrückt?«, fragte sie und trat über die frischen Binsen näher an Payton heran. Der Junge schlief fest, sein Kopf lag auf Paytons Schulter. »Was denkst du
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