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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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beiden Freunde waren einverstanden. Weniger zufrieden war Peter mit dem, was sich im Kamin abspielte: Die Holzscheite fielen über dem ausgeglühten Papierballen zusammen, ein paar Funken stoben auf, kläglich erlosch die Flamme.
    »Das Holz ist zu feucht«, wurde er von Justus belehrt.
    »Blödsinn«, gab Peter zurück. »Knochentrocken ist es.«
    Bob wollte auch seinen Senf dazugeben und meinte, Peter hätte eben zu wenig Papier genommen. Der wurde wütend, verbat sich weitere Ratschläge und nahm einen zweiten Anlauf. Mit Erfolg: Wenig später prasselte das schönste Feuer im Kamin.
    Unterdessen hatte Bob aus Peters Zimmer die Spielpläne geholt. Sie ließen sich vor dem Kamin nieder, um Deborahs Aufzeichnungen ganz genau zu studieren. Als dann auch noch Tante Mathilda mit heißer Zitronenlimonade kam, machte sich das erste Mal, seit sie am Lake Tahoe angekommen waren, so etwas wie Ferienstimmung breit in dem gemütlichen Haus.
    »Wisst ihr was«, sagte Bob, nachdem sie einige Zeit intensiv auf die vielen Linien, Kreise, auf die Buchstaben und Zahlen gestarrt hatten, und fuhr mit dem Zeigefinger auf dem Papier entlang. »Ich glaube, ich habe dieses Spiel schon bei Elizabeth gesehen.« Elizabeth war seine Freundin, bei der er einen großen Teil seiner Freizeit verbrachte – wenn er nicht gerade für die Musikagentur von Sax Sendler jobbte oder mit den anderen beiden knifflige Fälle löste.
    »Sie hat das mal mit ihrer kleinen Nichte gespielt. Da stehen Häuser genau ausgerichtet im Quadrat, und Wege können hin- und hergeschoben werden.« Er sah die Freunde an. »Kennt ihr das nicht?« Peter und Justus schüttelten den Kopf. »Und wie«, wollte der Erste Detektiv wissen, »liest du das aus diesem Plan hier heraus?«
    »Ganz einfach.« Bob beugte sich nach vorn. »Das hier könnten die Häuser sein.« Er deutete auf ein dicht schraffiertes Quadrat in der linken Ecke und auf zwei weitere, die weniger deutlich zu sehen waren.
    »Hier wären dann die Wege«, sagte Peter eifrig.
    Justus begab sich etwas umständlich in den Schneidersitz und zupfte an seiner Unterlippe. »Das erinnert mich an etwas.«
    »Aha«, feixte Peter. »Vielleicht an eines deiner geliebten Kreuzworträtsel?«
    »Blödsinn. An Zephyr Cove.«
    Bob starrte ihn an, dann besah er sich noch einmal den Plan genau. »Natürlich«, rief er, »das ist die Feriensiedlung!« Er stand auf und schnipste mit den Fingern. »Wir müssen da noch einmal hin, und zwar so schnell wie möglich.«
    »So schnell wie möglich schon«, meldete sich Tante Mathilda zu Wort. Sie thronte in einem braunen Ledersessel. Die Jungs hatten sie ganz vergessen. »Aber nicht mehr heute, damit das klar ist.«
    Justus kannte diesen Ton genau. Jetzt war Widerspruch sinnlos.
     
    Die Landschaft war weiß vom Schnee, als sie am Morgen aus dem Fenster sahen.
    »Nur gut, dass der Honda Winterreifen und Vorderradantrieb hat«, meinte Justus, während er sich ein Butterbrot schmierte. Tante Mathilda lag noch im Bett. Die drei ??? wollten sie schlafen lassen, um nicht in Diskussionen verwickelt zu werden.
    »Melden uns telefonisch«, schrieb Bob auf einen Zettel. Dann verließen sie leise das Haus.
    Es war eben erst hell geworden. Auf dem Vorplatz lag eine dünne Schneeschicht, und noch immer tänzelten kleine Flocken zu Boden.
    »Richtig idyllisch«, sagte Bob und sah sich um. Der Porsche stand wie überzuckert vor der Garage.
    »Lass das.« Peter zog ihn zum Honda. »Für Romantik haben wir jetzt keine Zeit.«
    Auch Justus war nicht nach verträumter Betrachtung der winterlichen Landschaft zumute. Ihm ging Peters Hinweis vom Vorabend nicht aus dem Kopf. Vielleicht waren sie auf einer ganz falschen Fährte, und Oames kam immer mehr in Gefahr.
    Die Straße war menschenleer. In Baldwin Beach verließ gerade der Morgenbus die Garage. Sonst war niemand zu sehen. Schweigend fuhren sie wieder über die Grenze zwischen Nevada und Kalifornien. Nach einer knappen halben Stunde waren sie am Ziel. Diesmal nahmen sie die südliche Stichstraße, damit der Campingplatz-Verwalter sie nicht zu Gesicht bekam.
    Peter parkte den Wagen direkt am Seeufer. Sie stiegen aus. Es war unwirklich still in Zephyr Cove.
    Sie kletterten über den Zaun. Ihre Spuren waren deutlich zu sehen. Justus runzelte die Stirn, aber dann zuckte er die Schultern. Er wollte jetzt so schnell wie möglich das Häuschen von Deborahs Eltern finden. Alles andere war nebensächlich. Geduckt schlichen sie von einer Tür zur anderen und
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