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Gehetzt

Titel: Gehetzt
Autoren: Colin Forbes
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nicht. An diesem Hindernis konnten sie scheitern, selbst bei Tag. Der Sergeant schob das Luk zurück und steckte den Kopf heraus. Von oben wanderte der Strahl einer Taschenlampe über die Mauern der Unterführung.
    Der heftige Stoß hatte Colburn erschreckt, und er versuchte mit Hilfe der Lampe, ihren Standort zu klären. Sie waren natürlich gegen die linke Wand gefahren, hatten die Anfahrt zu weit nach links korrigiert. Aber konnten sie überhaupt noch zurück? Der Kanadier leuchtete über das Heck. Zwischen Wand und Kette war ein Spalt von etwa zehn Zentimetern.
    Theoretisch war es also möglich, zurückzusetzen, doch sie würden viel Glück brauchen, um die Unterführung in diesem ungewissen Licht hinter sich zu bringen.
    Von oben rief er Barnes zu:
    »Hinten sind etwa zehn Zentimeter Platz, wahrscheinlich aber weniger.«
    »Dann schaffen wir’s, vorausgesetzt, die Ketten halten.«
    »Das wäre ein Wunder.«
    »Vielleicht geschieht eins – extra für uns.«
    Zum zweitenmal setzte Barnes zurück und konzentrierte sich auf die Bedienung der Steuerhebel. Die metallenen Ketten schabten an der Wand entlang, doch zumindest war Bert wieder in Bewegung. Das nervtötende Knirschen verstummte schließlich, und sie kamen aus dem engen Tunnel frei. Diesmal mußten sie es schaffen. Colburn dirigierte Barnes ein kurzes Stück zurück, gab dann aber keine Anweisungen mehr. Wenn Barnes jetzt die unmerkliche Richtungsänderung nicht selbst schaffte, würden sie an der anderen Wand hängen bleiben.
    Colburn stützte sich auf den Turmrand, leuchtete mit seiner Lampe die rechte Seite aus, um sicherzugehen, daß Barnes den Anfahrtwinkel nicht zu stark verändert hatte, und kümmerte sich nicht um die andere Seite. Wenn die rechte Kette nicht die Wand berührte, mußte es klappen. Der Kanadier war so in seine Beobachtung vertieft, daß er dafür beinahe sein Leben aufs Spiel gesetzt hätte. Erst im letzten Augenblick dachte er an den Tunnelbogen und tauchte gerade noch rechtzeitig in den Turm.
    Ein neues Problem beschäftigte ihn nun: Paßte der Turm durch den Bogen? Er streckte die Hand nach oben aus. Seine Finger streiften das Gestein. Der Tank rumpelte vorwärts. Sie hatten fast das Ende der Unterführung erreicht, als das Kratzen und Schaben wieder einsetzte. Barnes beschleunigte, und sie schossen hinaus aufs freie Feld, auf dem der Nebel im Glühen des neuen Tages aufleuchtete.
    Barnes hielt den Tank kurz an, stellte den Motor ab und lauschte. Die dichte Nebelbank löste sich langsam auf, und er hörte das stakkatohafte Brummen von Bohrmaschinen.
    Wahrscheinlich eine Panzerreparaturwerkstatt. Aber da war noch ein anderes Geräusch, das Rattern von Panzerketten.
    Barnes war sich da verdammt sicher. Mit ein wenig Glück übertönten diese Geräusche Berts Brummen bis zum letzten Augenblick. Der Sergeant blickte auf die Uhr. 3.48 Uhr. Noch zwölf Minuten, dann setzten die Panzer zum letzten Sturm an.
    »Der Nebel löst sich auf«, sagte Colburn leise. »Ich kann schon den Hangar mit dem Munitionslager sehen. Ich bleibe solange wie möglich hier oben und beobachte dann durch das Periskop weiter.«
    »Das dürfte in der Tat Ihrer Gesundheit etwas besser bekommen.«
    »Im Ernstfall werde ich das Besa bedienen – im Umgang mit Maschinengewehren war ich schon immer gut. Der Nebel verzieht sich verdammt schnell. Der Hangar liegt genau vor uns. Viel Glück, Barnes. Fahren Sie los!«
    »Danke für Ihr Kommen, Colburn, danke für Ihre Hilfe.«

    ›Die Worte hören sich verdammt abgedroschen an, aber irgend etwas mußte ich doch sagen‹, dachte Barnes und schloß das Luk des Fahrerabteils.
    Auf dem ebenen Grund kam der Panzer gut vorwärts und durchstieß immer schneller die Nebelschwaden. Colburn spürte eine entsetzliche Angst an seinen Eingeweiden nagen, trotzdem blieb er auf seinem Posten und schaute zu einer ziemlich steilen Anhöhe hinüber, die sich dicht hinter dem Hangar erhob. Dahinter zeichneten sich die Dächer einiger Häuser undeutlich im Morgennebel ab. Wie Barnes erzählte, hatten er und Jacques von diesem Hügel auf das Flugfeld hinabgesehen, von dort aus hatten sie die dicht an dicht geparkten Panzer entdeckt, die ganze Streitmacht, die General Storch gegen Dünkirchen werfen wollte.
    Etwas abseits sah Colburn den Stacheldrahtverhau des Depots, mit dem man diesen Bereich von dem Flugfeld abgegrenzt hatte. Sein Herz machte einen Sprung. Hinter dem Tanklager entdeckte er unzählige niedrige Schatten.
    Die schweren
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