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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
Autoren: Guido Knopp
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Oktober 1945 machte der Kommandeur der Polizei Hamburg aus Alois Hitler – Alois Hiller.
    »Halbidioten und Irrsinnige«
    Im Januar 1944 wechselte das wohl brisanteste Dokument der ganzen Nazi-Zeit über Hitlers Familie seinen Besitzer. Kein Geringerer als SS-Chef Heinrich Himmler persönlich schickte ein als »Geheime Reichssache« gekennzeichnetes Dossier per Kurier an Hitlers Sekretär Martin Bormann. Wie heikel die Angelegenheit selbst für einen Mann wie Himmler gewesen war, lässt sich schon aus dem Anschreiben ermessen, das er dem Bericht beifügte. Darin formulierte der SS-Chef ominös: »die Verwandtschaft oder angebliche Verwandtschaft des Führers betreffend«, und vermerkte gleichzeitig ausdrücklich, dass die Umschläge verschlossen verschickt worden waren.
    Gleichzeitig bat er darum, ihm den Erhalt zu bestätigen.
    Auslöser für die Erstellung des Geheimdossiers waren Gerüchte aus Graz gewesen, die besagt hatten, dass in der österreichischen Stadt mehrere Verwandte Adolf Hitlers lebten, bei denen es sich angeblich um »Halbidioten und Irrsinnige« handelte. Auf Befehl Himmlers war ein SS-Kommando den Gerüchten gefolgt und hatte umfassende Nachforschungen angestellt. Schnell wurden die Agenten fündig und sicherten umfangreiches Beweismaterial. Ein Verzeichnis, das dem Dossier beilag, listete eine Sammlung von knapp 50 verschiedenen Originalschriftstücken und Fotografien auf, die »zur Verhütung einer mißbräuchlichen Verwendung« beschlagnahmt worden waren. Pikanterweise befanden sich unter den Dokumenten auch zahlreiche handschriftliche Briefe von Hitlers Vater Alois. Der Bericht, der dem Dossier beigefügt war, ließ keinen Zweifel zu: Die Grazer Familie Veit war tatsächlich direkt mit Adolf Hitler verwandt, und, schlimmer noch, in der Familie waren mehrere Fälle von erblichen Geisteskrankheiten aufgetreten. So vermerkten die Ermittler, dass ein Sohn Selbstmord begangen hatte und zwei noch lebende Töchter »schwachsinnig« beziehungsweise »halbidiotisch« waren. Ein andere Tochter sollte angeblich in Wien in einer Irrenanstalt untergebracht worden und dort verstorben sein. Ihr Name: Aloisia Veit, eine Großcousine Adolf Hitlers.
    »In gegnerischen Kreisen von Graz-St. Peter kursierte das Gerücht, daß dort Verwandte des Führers ansässig seien, bei denen es sich zum Teil um Halbidioten und Irrsinnige handele. Der Führer sei ein außereheliches Kind und Adoptivsohn des Alois Hitler. Vor der Adoption habe der Führer Schicklgruber geheißen. Die Linie Schicklgruber weise abnormale Menschen auf, was die idiotische Nachkommenschaft bezeuge.«
    Aus Himmlers Geheimbericht über Hitlers Verwandte
    Die genauen Umstände und Hintergründe zu Aloisias Krankheit hatten die SS-Ermittler wohl aufgrund der gebotenen Eile nicht weiter recherchiert und dementsprechend nichts in ihrem Bericht vermerkt. Denn sonst wären sie ohne Zweifel auf ein Dokument gestoßen, das Einblick in eines der düstersten Kapitel von Hitlers Familiengeschichte gibt. Es ist die komplette Krankenakte der Aloisia Veit. Sie wurde von dem ehemaligen Leiter des Instituts für Rechtsmedizin der Universität München, Professor Dr. Wolfgang Eisenmenger, ausgewertet. Der Experte für genanalytische Ermittlungen kam dabei zu dem schwerwiegenden Verdacht, dass im Erbgut von Hitlers Familie Faktoren vorhanden waren, die den Ausbruch psychischer Erkrankungen begünstigten.
    »Aloisia V., Stubenmädchen im Hotel Höller, … benimmt sich seit ca. 1 Woche sehr auffällig. Sie fürchtet sich, über die Hotelgänge zu gehen, fängt grundlos zu weinen an, Freude und Trauer im Herzen zu haben, sie müsse oft weinen oder auch eine halbe Stunde lachen. Sie sieht Gespenster und möchte eigentlich nur fröhliche Kinderaugen ansehen. … Als sie bis zum Abtransport in einen abgeschlossenen Raum geführt wird, will sie denselben nicht betreten, da sich ein vergittertes Fenster darin befindet. ›Ich geh bei einem Gitter nicht vorüber!‹«
    Auszug aus der Krankenakte von Hitlers Großcousine Aloisia Veit
    Die Krankenakte von Aloisia Veit lieferte nicht nur die Bestätigung für Fälle von Geisteskrankheit in der Familie Hitlers. Mit ihrer Hilfe konnte auch das Schicksal der Cousine selbst aufgeklärt werden.

»Halbidioten und Irrsinnige«: Familie Veit um das Jahr 1900. Aloisia steht links neben ihrem Vater, einem Vetter von Hitlers Vater. Das Foto stammt aus dem Himmler-Dossier von 1944.
    Library of Congress, Washington, USA (Prints &
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