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Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft
Autoren: Jennifer Blake
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Marmorplatte niederzulegen und dort mit ihr in den Armen eine Ewigkeit zu schlafen. Er sehnte sich danach, dass sie die Augen öffnen und ihn anlächeln, ihn wiedererkennen und seinen Namen sagen würde. Er lechzte nach ihrer Vergebung, ihrer Absolution und nach der Aufnahme in den illustren Kreis der Menschen, die sie liebte. Um alles in der Welt wollte er in ihren Augen rein und edel erscheinen. Er wünschte, er könne die Uhr zurückdrehen und für sie fehlerlos sein, ohne den Makel der im Zorn verübten Bluttaten. Er brannte darauf, ihre kühlen Lippen zu wärmen, bis sie sich öffneten, bis sich die Frau ihm in zärtlicher Hingabe zuwenden würde, damit er sie in Besitz nahm. Dann würden seine Berührungen sie heilen und beschützen, dann ...
    Er war ein Idiot.
    Nachdenken, er musste jetzt nachdenken. Er brauchte dringend eine Zuflucht für die Dame, einen Ort, wo sie in Sicherheit gepflegt werden konnte. In Sicherheit vor ihm und allem, was er ihrer behüteten Welt angetan hatte.
    Wie als Antwort auf ein Gebet fiel ihm die Lösung ein.
    Maurelle Herriot.
    Das Stadthaus der Herriots lag nicht weit entfernt in der Rue Dauphine. Maurelle war sicher noch auf, denn sie hatte den Tagesrhythmus einer Katze, blieb bis tief in die Nacht hinein wach und schlief dafür bis nachmittags. Soweit Caid wusste, gab sie heute Abend keine Gesellschaft, denn er hatte keine Einladung erhalten, und höchstwahrscheinlich hatte sie auch kein Rendezvous. Maurelle pflegte zwar einen unkonventionellen Lebensstil, vergaß dabei jedoch nie, dass nur ihre untadelige Abstammung von einer der französisch-kreolischen Adelsfamilien ihr diese exzentrischen Gewohnheiten erlaubte. Also hütete sie sich, etwas zu tun, was ihre Stellung in der guten Gesellschaft ernsthaft gefährden konnte. Doch gleichzeitig war es für sie wie ein Lebenselixier, im Mittelpunkt aufregender Ereignisse zu stehen, und so würde es ihr nichts ausmachen, wegen eines solch prickelnden Abenteuers gestört zu werden. Und selbst wenn es sie stören sollte, würde sie es ihm verzeihen. Seit sie sich vor einigen Jahren in Paris getroffen hatten, war sie Caids Freundin und hatte ihm schon vieles verziehen. Caid schlug den Weg zu ihrem Haus ein.
    Maurelle war für einen Abend zu Hause gekleidet. Im Gegensatz zu den meisten anderen Frauen mochte sie den schlichten Morgenrock nicht, der bei dieser Gelegenheit gern getragen wurde. Stattdessen hatte sie sich in fließende orientalische Gewänder aus rostrotem Seidenbrokat gehüllt und trug einen dazu passenden mit Perlen besetzten Turban. Diese exotische Mode stand ihr, sie unterstrich den geheimnisvollen Ausdruck ihrer schönen dunklen Augen und brachte zugleich ihre üppige Figur zur Geltung, deren Rundungen sie sich dank ihrer Vorliebe für mehrgängige Diners und Schokoladenbonbons mühelos bewahrte. Mit wehenden Gewändern rauschte sie nun heran, als ihr Butler Caid mitsamt seiner Last in den Salon im ersten Stock führte.
    >>Mon Dieu, cher! Was hast du getan? Leg das arme Ding da auf das Sofa am Kamin.« Sie drehte sich zu ihrem altgedienten Butler um, der wartend in der Tür stand, und klatschte in die Hände. »Hirschhornsalz und Wasser, Solon. Auf der Stelle!«
    »Die Dame braucht einen Arzt«, sagte Caid, legte Lisette auf das Sofa, kniete neben ihr nieder und begann, ihr die eiskalten Hände zu reiben. »Und eine warme Decke.«
    Maurelle nickte dem Butler zu. »Du hast es gehört.«
    Als der Butler die Tür hinter sich geschlossen hatte, fuhr Caid fort: »Ich habe der Dame nicht das Geringste zu Leide getan. Sie war schon in diesem Zustand, als ich sie fand.« In wenigen kurzen Sätzen berichtete er, was geschehen war.
    »Und du glaubst, das arme Mädchen habe wegen Eugene Moisants Tod Laudanum getrunken? Unfug! Champagner vielleicht, aber bestimmt nichts Tödlicheres.«
    »Ich muss zugeben, dass ich auch keinen Grund sehe, warum sie Selbstmord begehen sollte, aber vielleicht empfindet sie das ja anders.«
    »Der Mann war so zart fühlend wie ein Klotz«, sagte Maurelle mit Bestimmtheit. »Es würde mich überraschen, wenn er gewusst hätte, wie man eine Frau behandelt. Sie sollte eher zutiefst dankbar sein für diesen Verlust, der sie in den angenehmen Stand einer jungen, finanziell unabhängigen Witwe versetzt hat.«
    Maurelle liebte eine klare und deutliche Sprache — einer der vielen Züge, die Caid an ihr mochte. Mit sechzehn hatte man sie mit einem alten Bock verheiratet, der dreißig Jahre älter war, und knapp
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