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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)
Autoren: M. A. Pierce
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freie Hand flog an die Stelle hinter ihrem Ohr, wo einst die Nadel steckte. Sie spürte dort keinerlei Schmerz, keine Narbe. »Aber du hast sie herausgezogen«, keuchte sie. »Du hast mich erlöst.«
    Ja, und das meiste deiner selbst ist im selben Atemzug verschieden. Ich musste einen Großteil wiederherstellen, auch wenn ich so viel wie möglich rettete: dein Herz, deine Augen. Deinen Verstand und natürlich deine Seele.
    Mit einem erstickten Schrei riss Aeriel die Hand von der Wange des schlafenden Prinzen, wich vor Entsetzen zurück – nicht vor ihm, sondern vor sich selbst. In unsäglicher Bestürzung starrte sie auf den Körper, in dem sie vor Tagmonaten in der Kristallstadt erwacht und sich so eigentümlich neu gefühlt hatte.
    »Was hast du aus mir gemacht?«, keuchte sie. Ihre Augen glitten zurück zu Irrylath. Er war einst ein Dämon gewesen, in Avaric, und sie hatte ihm die Sterblichkeit geschenkt. Damals war auch sie eine Sterbliche gewesen … Doch was war sie nun? »Ein Monster …«, würgte sie hervor.
    In dir steckt nicht mehr von einem Monster als im Sternenpferd, erwiderte Ravenna, oder einem anderen meiner lons. Nicht mehr als in Melkior.
    »Ein Golam«, brachte sie schaudernd über die Lippen.
    Ja.
    »Eine Aufziehpuppe – ähnlich den Maschinen der Zwerge unter der Erde …!«

    Nein. Niemals. Ein menschliches Konstrukt. Du bestehst aus Fleisch und Blut, mein Kind, nicht aus Kabeln und Drähten.
    Sie bewegte die Finger, ballte sie zur Faust und öffnete sie wieder, doch die Bewegung war ihr nicht länger fremd, sie fühlte sich längst vertraut an. Etwas glitt über ihren Arm: eine winzige Kette, hauchzart wie Spinnenseide, so durchschimmernd, Aeriel hatte sie bislang nicht bemerkt. Da erkannte sie den Faden wieder, mit dem Ravenna ihr die Perle an der Stirn befestigt hatte. Irgendwie musste er sich um ihr Handgelenk geschlungen haben, womöglich als sie die Perle Oriencor reichte?
    Verstört schüttelte Aeriel den Kopf, musterte weiterhin ihre sonderbare neue Haut.
    »Ein neuer Körper, so ähnlich meinem alten wie nur irgend möglich …« Die Worte verhallten.
    Es ist die Seele, die uns zum Menschen macht, nicht das Fleisch. Glaube mir, mein Kind, wäre mir eine Wahl geblieben …
    »Warum hast du es mir nicht gesagt?«, krächzte Aeriel wütend. Sie keuchte und konnte kaum sprechen. Tiefe Empörung und das entsetzliche Gefühl von Verrat brachten ihre Stimme zum Ersterben.
    Ich hielt es für unklug, antwortete das Summen in ihrem Blut. Um jeden Preis musste ich meinen Plan vor deiner Widersacherin verbergen. Hätte die Hexe nur einen Hauch davon in deinen Augen gelesen oder eine Vermutung gehegt, hätte sie dich lange, bevor du ihr die Perle gabst, zerstört.
    Aeriel schüttelte das Haupt. Oriencors Worte kamen zu ihr zurück: Kleine Närrin … nichts weiter als ihr Spielzeuggolam …
unbedeutend! Allmählich dämmerte es ihr. Zu der Ravenna in sich sagte sie: »Du hättest mich, unsere ganze Armee, geopfert, wäre es nötig gewesen.«
    Ermattete Stille folgte.
    Sie war meine Tochter, Aeriel. Ich musste es versuchen.
    Kein Geräusch im Zelt, außer dem sanft wehenden Nachtwind und Irrylaths ruhigen, gleichmäßigen Atemzügen. Die Perlenstimme schwieg eine lange Weile.
    »Die ganze Zeit war ich deine unfreiwillige Marionette«, sagte Aeriel leise, erschüttert. »Wir waren alle nur Spielbälle in deinem Plan.« Dann, plötzlich, schrill: »Wusstest du, dass die Perle sie zerstören würde, sobald ich sie ihr überreichte?«
    Der Perlenstaub in ihr wirbelte träge, beinahe widerwillig, schien zu seufzen. Ich fürchtete es, falls sie das Geschenk ausschlagen würde .
    »Und jetzt willst du mich anstelle von Oriencor zur Weltenerbin ernennen.«
    Aeriel riss an der hauchdünnen, gewichtslosen Kette um ihr Handgelenk, doch sie ließ sich weder zerreißen noch abschütteln. »›Ravennas Tochter‹«, höhnte sie verbittert. »Einige nannten mich schon vor diesem Krieg so. Und ›grünäugige Zauberin‹. « Sie spürte den prickelnden Perlenstaub in ihrem Blut und schauderte. »Vielleicht steckte von jeher ein Körnchen Wahrheit in den Namen.«
    Siehe!
    Aeriel verspürte eine Veränderung in sich. Ihr Blick schärfte sich, ihre Sinne verfeinerten sich. Alles um sie herum löste sich in kleine brennende Leuchtfäden auf, die sich verflochten
und umrankten, sich verbanden und tanzten. Ihre eigene Hand, Irrylath, die Diamantenklinge … alles aufgereihte Feuerperlen.
    Der Stoff, aus dem die Welt
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