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Gefaehrliches Verlangen

Gefaehrliches Verlangen

Titel: Gefaehrliches Verlangen
Autoren: S. Quinn
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jemand kommt. Da ist jemand!
    »Hilfe«, krächze ich.
    Ein Schatten taucht auf und wird größer und größer.
    Einen herrlichen Moment lang spüre ich neue Hoffnung in mir aufkeimen, und die Schmerzen sind verschwunden. Bis ich sehe, wer es ist.
    O mein Gott!
    Warren. Sein Gesicht ist schweißfeucht.
    Er hat ein Brecheisen in der Hand, und seine tiefe Stimme hallt von den kahlen Betonwänden wider.
    »Ich finde, es ist Zeit, dass wir beide uns ein bisschen amüsieren, was?«
    »Solltest du mich nicht in Ruhe sterben lassen?«, ächze ich.
    »Ich musste ununterbrochen an dich denken, wie du blutüberströmt und bettelnd hier stehst. Deshalb musste ich herkommen.«
    »Wo sind die anderen?«
    Warren runzelt die Stirn. »Die haben im Moment andere Sorgen.«
    »Ich werde nicht schreien. Und auch nicht betteln.«
    »Das werden wir ja sehen. Ich bin gut. Sehr gut sogar. Wart’s nur ab.«
    Alles beginnt sich zu drehen, als er näher kommt, doch durch den grauen Nebel mit den schwarzen Punkten mache ich etwas aus – einen zweiten Schatten, der die Treppe heraufkommt.
    Vielleicht haben Yasmina und Cecile es sich anders überlegt. Vielleicht sind sie wütend über Warrens Alleingang.
    Der Schatten kommt näher, immer näher, er wird größer … ich sehe … sehe …
    Das kann doch nicht sein!
    Ich schüttle den Kopf.
    Marc!
    Aber das ist völlig unmöglich. Offenbar habe ich neuerlich das Bewusstsein verloren. Das muss ein Traum sein. Aber dann höre ich seine Stimme, tief und fest.
    »Weg von ihr, Warren. Auf der Stelle.«
    Warren hebt vor Schreck die Schultern, wirbelt herum und gerät ins Straucheln, als er Marc entdeckt.
    Marcs Augen halten meinen Blick fest. »Sophia, er wird dich nicht anrühren. Du hast mein Wort, denn vorher werde ich ihn umbringen.« Er wendet sich Warren zu. »Du musst doch gewusst haben, dass es riskant ist, noch einmal herzukommen.«
    »Ich konnte nicht anders.« Warren lässt das Brecheisen in seine Handfläche klatschen und tritt ein paar Schritte vor. »Das Risiko war es mir wert.«
    »Du wirst sie nicht anrühren.«
    »Was zu beweisen wäre.«
    Marc tritt auf Warren zu, während seine Faust vorschnellt und blitzschnell Warrens Kinn trifft.
    Sichtlich verwirrt taumelt Warren rückwärts und presst sich die Hand auf die Wange.
    Dann macht er einen Satz und schwingt die Brechstange, die mit einem Knacken auf Marcs Schulter landet, doch statt ins Taumeln zu geraten, holt Marc ein weiteres Mal aus und verpasst Warren einen Schlag gegen die Hand, sodass die Stange seinen Fingern entgleitet.
    Marcs nächster Schlag kommt so schnell, dass ich ihn noch nicht einmal registriere. Warren ist kreidebleich geworden und taumelt heftig rudernd in Richtung der Fensteröffnung.
    Im ersten Moment glaube ich noch, dass er sich in letzter Sekunde fangen wird, doch er findet keinen Halt, deshalb trudelt sein wuchtiger, plumper Körper immer weiter rückwärts und durch das gähnende Loch.
    Ich wende den Blick ab. Sekunden später höre ich ein übelkeiterregendes Klatschen, als sein Körper auf dem Beton aufschlägt.
    Stille.
    »Sophia.« Marc steht neben mir. Ich habe keine Ahnung, wie er die Distanz so schnell überwinden konnte.
    »Ist er tot?«, flüstere ich.
    »Vermutlich.«
    »Bist du es wirklich?«, frage ich, während Marc die Schraube des Folterinstruments aufdreht. »Ich träume das doch nicht, oder?«
    »Wenn das ein Traum wäre, hätte ich schon viel früher den Weg hierhergefunden. Du musst sofort ins Krankenhaus.« Er löst den Eisenring um meine Taille, was einen neuerlichen Blutstrom aus den Wunden treten lässt. Marc fängt mich auf, als ich nach vorn sacke.
    Er lässt den Foltergürtel fallen und hält mich mit einem Arm fest, während er mit der freien Hand die Fesseln öffnet.
    Mit einem Klappern löst sich die erste, und mein Arm fällt schlaff herab. Er ist vollständig taub und ganz weiß.
    »Wie hast du mich gefunden?«, flüstere ich, als Marc auch die zweite Fessel löst.
    »Cecile kam zu mir. Scheint, als hättest du eine ziemlich überzeugende Vorstellung hingelegt, dass ich in Wahrheit in sie verliebt bin. Nach ihrem Besuch haben wir sie mittels CCTV verfolgt, immer mit einer Kamera. Auf diese Weise haben wir zuerst Yasmina und dann Warren aufgestöbert.«
    » CCTV ?«
    »Ja, das Überwachungssystem der Polizei. Man hat mir vorübergehend Zugang zum Bildmaterial der Kameras verschafft, die überall in London installiert sind. Das ist ein sehr seltenes Privileg, wofür ich der
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