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Gefaehrliche Schatten

Gefaehrliche Schatten

Titel: Gefaehrliche Schatten
Autoren: Lisa Marie Rice
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Unternehmen ihres Mannes getroffen hatte, waren helle Köpfe, ihr Mann an der Spitze.
    »Gut«, antwortete sie und schenkte ihm ein umwerfendes Lächeln. Es war Allegras patentiertes Lächeln, das sie auf ihren Tourneen verschenkte. Sie lächelte, komme, was da wolle. War das Hotelbett unbequem, der Konzertsaal zugig, und hatte sie den ganzen Tag gerade nur Zeit für ein trockenes Sandwich gehabt, niemand würde das je ihrem Lächeln oder ihrem Benehmen entnehmen können. Allegra war eine Performerin, und einer Performerin ging es bis zu ihrem letzten Atemzug immer nur gut.
    Yannis sah sie nur einen Augenblick an, sein Blick so durchdringend, dass es schien, dass Douglas ihm den Befehl gegeben hatte, ihre Gedanken aus ihrem Kopf zu ziehen – und sie zweifelte keinen Augenblick daran, dass Douglas ihm genau das aufgetragen hätte, wenn es nur möglich gewesen wäre. Dann nickte er und lächelte.
    Die Bombe, die seinen Fuß abgerissen hatte, hatte auch einen Teil seines Nackens mitgerissen. Eine Seite seines Nackens war von der Keloid-Narbenbildung höckrig, und wenn er lächelte, verzog es dieses harte Gewebe.
    Das störte Allegra nicht. Ihr Mann hatte ebenfalls Narben. Und im Unterschied zu Yannis hatte er auch vorher nicht gut ausgesehen. Das einzige große Geschenk in der Zeit ihrer Blindheit war die Fähigkeit, das Aussehen der Personen zu ignorieren und direkt ihr Herz zu erforschen. Yannis und Douglas trugen beide Narben, und es hatte keinerlei Bedeutung. Sie waren tapfere, ehrliche Männer, und Allegra verschwendete keinen Gedanken an ihre Narben.
    Nicht alle dachten so wie sie. Sie hatte einige der reichen Frauen im Resort sich angeekelt abwenden gesehen, wenn Yannis bei der Arbeit im Resort Shorts trug und seine Beinprothese deutlich sichtbar war.
    Sie sahen nur die Prothese und nicht wie hart Yannis arbeitete. Genauso wie sie Douglas‘ Narben im Gesicht, seine groben, reizlosen Züge und seine tiefe Bassstimme wahrnahmen und ihn als einen angeheuerten Schläger abtaten.
    Yannis hatte all seine Ersparnisse seiner Militärkarriere eingesetzt, um seinen Cousins zu helfen, dieses prachtvolle Resort zu bauen. Sie hatten alle ihre Arbeit während der Wirtschaftskrise in Griechenland verloren. Keiner arbeitete schwerer als Yannis.
    Genauso wie keiner bei Alpha Security schwerer arbeitete als Douglas.
    Niemand wusste, dass er trotz seines groben Äußeren und seines massigen Körpers ungeheuer zart mit ihr war.
    Und ein großes Plus – er liebte Musik ebenso sehr wie sie und war sogar noch sachkundiger als sie. Er liebte jede Musik und hatte ein umfangreicheres Repertoire als sie, obwohl er nicht die Bohne singen konnte und kein Instrument spielte. Er schätzte und verstand aber ihre Musik bis in seine Fingerspitzen. Das war unmissverständlich.
    Dann war da noch das andere große Plus. Douglas war ein Gott im Bett. War ein Gott im Bett gewesen. Seit der Operation behandelte er sie, als wäre er ihre Gouvernante. Eine altjüngferliche Gouvernante.
    Yannis drehte sich um und sah hinaus auf das Meer. In dem Augenblick, in dem sein Gesicht abgewendet war, huschte noch ein Schatten über ihr Blickfeld.
    Oh Gott, bitte nicht.
    Die Ärzte hatten gesagt, dass der Eingriff riskant sein würde, aber sie hatte es durchgestanden und einen beträchtlichen Teil ihres Sehvermögens wieder erlangt. Sie weigerte sich zu denken, dass sie einen Rückfall hatte. Dass sich der Bluterguss wieder bildete. Dass die Nerven zu sehr beschädigt waren, um vollkommen genesen zu können. Dass die lange Zeit der Blindheit dauerhafte Bildfehler erzeugt hatten.
    Man hatte ihr gesagt, dass all dies geschehen konnte, und sie hatte sich resolut geweigert, darauf zu hören.
    Nein, sie konnte gut sehen. Wirklich gut. Die Schatten waren eine Augentäuschung, sonst nichts.
    »So.« Yannis wendete sich ihr mit einem Lächeln zu. »Du hast nicht nur Griechisch gelernt, du hast noch etwas einstudiert. Ich habe einige recht schöne Klänge aus deiner Suite gehört. Du scheinst Fortschritte zu machen.«
    »Oh!« Allegras Augen wurden groß. Sie berührte seinen Unterarm. »Du darfst Douglas nichts sagen, Yannis! Versprich!«
    Yannis‘ dunkle Augen lachten, als er so tat, als würde er den Mund zuklammern. »Kein Wort«, sagte er feierlich, »ich werde es wie SCI behandeln, mehr als streng geheim.«
    Allegra hatte inzwischen genug Leute vom Militär kennengelernt, um zu wissen, dass SCI Secret Compartment Information bedeutete, so geheime Informationen,
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