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Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle
Autoren: Hanna Dietz
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stumm meine Hand, dann fuhr er los. Ich starrte aus dem Fenster.
    »Und wie war’s?«, fragte Enzo sanft. Ich seufzte. Und normalerweise bin ich nicht gerade der Typ, der mit irgendwas hinter dem Berg hält. Aber aus irgendeinem Grund wäre es mir wie Verrat vorgekommen, wenn ich Enzo erzählt hätte, wie verletzt Justus war. Auch wenn ich nicht ihm gehörte, gehörte diese letzte Begegnung Justus ganz allein. Sie sollte unter uns bleiben. Wenigstens das war ich ihm und unserer Freundschaft schuldig.
    »Es war schlimm«, sagte ich deswegen knapp. »Aber jetzt ist es vorbei.« Und wie ich das sagte, merkte ich, dass es zwar unendlich traurig war und ich echt noch eine ganze Weile brauchen würde, um darüber hinwegzukommen, dass ich aber auch erleichtert war. Ich hatte es hinter mich gebracht. Ich brauchte meinen besten Freund nicht mehr anlügen. Und vielleicht würden wir doch damit klarkommen. Ich hoffte es sehr. Und bis dahin würde ich mich jetzt erst mal ablenken.
    Genug zu tun hatte ich ja. Und ganz oben stand: Bastian finden.

3
    I ch muss herausfinden, mit wem er weggefahren ist, wer seine Freundin ist«, sagte ich zu Enzo, als wir wieder in die Garage fuhren. »Vielleicht weiß deren Familie, wo die hin sind. Oder ihre Freunde.«
    »Wo willst du sie suchen?«, fragte Enzo.
    »An der Uni natürlich. Es ist am wahrscheinlichsten, dass er sie dort kennengelernt hat.« Doch Tatsache war, dass ich überhaupt nicht wusste, wie regelmäßig er überhaupt dahin gegangen war. Aber es war mein einziger Anhaltspunkt.
    »Ich werde in Bastis Zimmer nach seinem Stundenplan suchen, damit ich weiß, wann er welche Seminare hat. Hilfst du mir?«
    »Ich weiß nicht, Natascha, ob ich im Zimmer deines Bruders rumschnüffeln sollte.«
    »Komm, da herrscht so ein Chaos, das merkt kein Mensch, wenn wir uns ein bisschen umgucken.«
    Er zögerte immer noch.
    »Es dauert sonst eine Ewigkeit, alles durchzusuchen. Und du warst Polizist. Du weißt, wie man so was macht. Und danach haben wir auch mehr Zeit für unser Kampftraining.« Ich zwinkerte ihm zu.
    Er seufzte, grinste aber. »Also gut, überredet.«
    Bastis war das Eckzimmer am Ende des Flurs. An der Tür hing ein Betreten-verboten-Schild und ein Filmplakat von World Invasion. »Mein Bruder hat eine seltsame Vorliebe für düstere Science-Fiction-Filme«, erklärte ich Enzo. Ich betrat Bastis Zimmer. Enzo zögerte in der Tür, aber ich winkte ihn rein. Mein Bruder war noch nie besonders ordentlich gewesen, aber jetzt sah sein Zimmer so aus, als wäre ein Tornado hindurchgefegt. Überall lagen Klamotten und Bücher und anderes Zeug. Um den Mülleimer herum häuften sich zerknüllte Papiere, die Bastian offensichtlich vergeblich versucht hatte, durch einen kleinen Basketballkorb zu werfen. Es wirkte geradezu erschreckend unordentlich. Das lag vielleicht aber auch nur daran, dass Bastian fehlte, um dem Chaos Leben einzuhauchen. »Du kannst mit dem Schreibtisch anfangen«, sagte ich.
    »Äh, wo ist der?«, fragte Enzo.
    Ich musste lachen. »Stimmt. Den sieht man kaum. Da drüben.« Ich räumte einen Neoprenanzug und zwei Taucherflossen beiseite, darunter kam der Schreibtisch zum Vorschein, der von Zetteln und Collegeblöcken übersät war. Sein Notebook lag unter einer Surfzeitschrift.
    »Mach du das lieber«, sagte Enzo. »Ich schaue im Bücherregal.«
    Ich stöberte durch Bastis Schreibtisch. »Hier ist ein Vorlesungsverzeichnis«, rief ich triumphierend und blätterte durch das Buch. »Da hat er auch was angestrichen.« Ein Zettel fiel heraus. Ich faltete ihn auseinander.
    »Hey, das ist er! Hier ist sein Stundenplan!« Ich legte ihn auf den Schreibtisch und versuchte, Bastis Handschrift zu entziffern. Enzo kam zu mir. Er beugte sich über meine Schulter und berührte mich dabei ganz leicht. Ich sog seinen Geruch ein. Es kribbelte. Ich verringerte den Abstand zwischen uns. Nur einen Millimeter. »Schau mal da«, sagte Enzo und zeigte auf das Papier. »Dienstags hat er die meisten Vorlesungen.«
    Ich nahm kaum wahr, worauf er da gezeigt hatte, so sehr war ich auf seine Nähe konzentriert. Plötzlich ging die Tür auf.
    »Was macht ihr denn hier?«, fragte meine Mutter verdutzt. Enzo richtete sich sofort auf und ging einen Schritt von mir weg.
    »Ich hatte Enzo gebeten, mir bei der Suche nach Bastians Stundenplan zu helfen«, sagte ich. »Wenn er noch mal anruft, kann ich ihm vielleicht sagen, was er alles verpasst. Vielleicht beeindruckt ihn das.«
    »Oh okay. Gute Idee.« Meine
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