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G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke

Titel: G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke
Autoren: Matt Ruff
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freizugeben. Er sagte seinem Mitarbeiterstab, daß er für ein paar Stunden weg sein würde, und trat hinaus auf die 34Ü1 Street, um den Tag zu begrüßen.
    Es war wirklich schön draußen; es wehte eine laue, sanfte Brise, frisch vom East River, aber praktisch geruchlos. Und das Stadtzentrum war prima in Schuß, höchstens hier und da ein bißchen mehr Schutt als gewöhnlich. Zugegeben, auf der Fifth Avenue war ein riesiges Einsturzloch entstanden und hatte zwei Spuren der Straße verschluckt, aber so außergewöhnlich war das nun auch wieder nicht, und Harrys Mitbürger - diejenigen unter ihnen, die weder den Trümmern noch dem Feuer, dem Wasser oder den Ratten zum Opfer gefallen waren - sahen munter und entschlossen aus, wie sie eiligen Schritts ihrem jeweiligen Ziel entgegenstrebten.
    Gant machte einen Bogen um den Einsturzgraben und ging in westlicher Richtung auf den Hudson zu - denselben Weg, den Eddie Wilder erst eine Woche vorher gegangen war. Genau wie Eddie blieb er kurz an der Ecke vom Broadway stehen, um sich den Hals nach den Sehenswürdigkeiten zu verrenken. Besonders nach einer ganz bestimmten: Als er sich nach dem Phoenix umschaute, sah er zu seiner Freude, daß die Digitalen Plakatwände wieder in Betrieb waren. Während des Blackouts waren die Anschläge allerdings geändert worden. Die Riesentageska-lenderseite, über die Eddie so gerätselt hatte, war durch ein gleichermaßen mysteriöses Auge ersetzt worden, ein einzelnes grünes Auge, das wachsam über die Stadt hinwegblickte.
    »Hmm«, sagte Plarry Gant, dem das Logo nicht bekannt vorkam, »was das wohl bedeuten soll...?« Aber genau in dem Augenblick schlug die Viertelstunde, und die Digitalen Plakate wanderten im Uhrzeigersinn um einen Schritt weiter um den Wolkenkratzer; an die Stelle des Auges trat das Coca-Cola-Wa-renzeichen. »Jaa«, sagte Harry Gant. »Gute Idee.«
    Er kaufte sich bei einem Straßenhändler ein Coke und ein Sandwich und blieb an einem Zeitungskiosk stehen, um ein bißchen zu blättern. Die Times enthielt größtenteils nüchterne Berichte zur Lage nach dem Beben, mit den jüngsten Schadensberechnungen und Verlustzahlen; auf der Titelseite sprach Lockheed Martin, Hersteller von Qualitätskampfflugzeugen, den Betroffenen sein Beileid aus.
    Die New York Post war in ihrer Berichterstattung weniger zurückhaltend. Die Frühausgabe hatte als Schlagzeile:
    Er steht noch!
    Darunter waren zwei Fotos vom New Babel zu sehen, das eine eine Gesamtansicht des Turms, das andere ein Ausschnitt der obersten Bauplattform der Zikkurat/mit einer einsamen Gestalt vor Wolkenhintergrund, einem Mann, allein an hoher Stelle und unerschrocken. Harry erkannte Vanna Domingos Handschrift: Die Nahaufnahme war ein Standard-Werbefoto, vor über einem Jahr aufgenommen; seit dem Erdbeben war Gant nicht dazu gekommen, zum Babel raufzufahren, wohl aber hatte er gehört, was dort vor sich gegangen war. Desgleichen die Post. Unter den Fotos stand zu lesen:
    Verhaltensstörungen bei Androiden werden auf vorbebenbedingte Schwankungen des Magnetfeldes zurückgeführt; Gant-Sprecherin spekuliert, daß Diener künftig zu Vorhersagezwecken eingesetzt werden könnten. [Artikel auf S. 3]
    »Gut abgeblockt, Vanna«, sagte Harry Gant. »Wenn wir jetzt auch rauskriegen könnten, was wirklich passiert ist...« Ein Seitenbalken versprach weitere Stories:

    Mona Lisa wiedergefunden; Plünderer auf der Flucht vor Streife der Nationalgarde findet gestohlenes Meisterwerk in ehemaligem Harlemer Wahrzeichen.
    (S. 7)
    *
    FBI-Agent, der als einziger Helikopterabsturz überlebte, befindet sich nach Angaben der Arzte auf dem Weg der Besserung; den Helden Vogelsang erwarten Belobigung und Beförderung.
    (S. 15)
    *
    Gestrandeter Wal erbricht in Rockaway augenlosen Mann; wütender Jona nach tätlichem Angriff auf Sanitäter ins Bellevue eingewiesen.
    (S. 19)
    *
    Philo Dufresne: Nazi-Fan? Ehemaliger Direktor des Wiesenthal Center über die Beweislage.
    (Leitartikel, S. 34)
    *
    Katastrophenchronist Peller möglicherweise Serienmörder aus L.A. zum Opfer gefallen. Identifizierung aufgrund von Unvollständig-
    keit cler Leiche erschwert; die Polizei braucht Ihre Hilfe. (Farbfotos und Näheres zu unserer Anrufen-und-Gewinnen-Aktion siehe Beilage B)

    Harry kaufte die Post und setzte seinen Spaziergang durch die Stadt fort. In der Nähe der Eleventh Avenue sah er eine Frau in der grün-weißen Uniform der Abwässerbehörde, was ihn daran erinnerte, daß er noch immer nichts von Joan
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