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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod
Autoren: Elke Schwab
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ebenfalls wie jeden Morgen aufgesperrt habe, um dann meinen Kaffee zusammen mit der Köchin zu trinken. Wie jeden Morgen.«
    »Gehört es nicht zu den Aufgaben eines Hausmeisters, einen Kontrollgang durch die Schule zu machen?«
    Diese Frage traf genau in das Nervenzentrum des Hausmeisters. In Sturzbächen brach ihm der Schweiß aus. Da half ihm auch sein Taschentuch nichts mehr, um sich abzutrocknen.
    »Am Freitag war alles in Ordnung gewesen«, stammelte er.
    »Dazwischen liegt ein ganzes Wochenende«, klärte Schnur auf. »Das sind zwei Tage, in denen hier niemand nach dem Rechten gesehen hat.«
    »Was soll schon passieren?«, versuchte Ernst Plebe aufzubegehren. Doch seine Energie reichte dafür nicht aus. Wieder sackte er in sich zusammen und gestand: »Ich habe einen Fehler gemacht. Ich weiß.«
    »Ihr Fehler kostet uns wertvolle Spuren. Diese vielen Schüler erschweren unsere Arbeit erheblich.«
    Ernst Plebe wusste nicht, was der dazu noch sagen sollte. Zerknirscht schaute er den Hauptkommissar an.
    »Bertram Andernach heißt der Tote.« Damit wechselte Schnur das Thema. Sehr zur Erleichterung des Hausmeisters, der hörbar aufatmete. »War er beliebt unter den Schülern?«
    »Ich glaube, mit diesen Fragen sollten Sie sich besser an die Lehrerkollegen wenden. Oder an die Schüler selbst«, gab der Hausmeister zu verstehen. »Ich bin nur der Hausmeister. Mir sagt hier keiner was.«
    »Das werden wir auch tun.« Schnur nickte. »Und Sie sollten zum Arzt gehen.«

Kapitel 5
    Der Schulhof glich einem Massenspektakel. Überall Schülerinnen und Schüler, deren Aufregung sich durch lautes Reden, Lachen und Kreischen ausdrückte. Als Erik Tenes und Jürgen Schnur aus dem Bistro Max-Inn heraustraten, herrschte für kurze Zeit eine ungewöhnliche Stille. Sie alle schienen in diesem Augenblick eine sensationelle Enthüllung zu erwarten. Doch als die beiden Polizeibeamten sich schweigend ihren Weg durch die Menge bahnten und auf das braune Schulgebäude zusteuerten, setzte das Stimmengewirr wieder ein.
    »Da kommt eine Menge Arbeit auf uns zu«, raunte Schnur.
    »Du willst doch nicht behaupten, dass diese Schüler alle ihre Spuren an dem Toten hinterlassen haben?«, fragte Erik verwirrt über Schnurs schlechte Laune.
    »Ich hoffe, dass der Hausmeister noch rechtzeitig eingreifen konnte. Aber nachdem ich den Mann kennengelernt habe, habe ich daran meine Zweifel«, antwortete Schnur. Abrupt blieb er stehen, so dass Erik ihm fast aufgelaufen wäre.
    »Was sehen meine trüben Augen?«, fragte er rhetorisch.
    Erik schaute in die gleiche Richtung und erkannte dort die Kollegen Esther Weis und Anton Grewe, die mit Zeugen sprachen. Kollegen von anderen Abteilungen leisteten ihnen Gesellschaft, was Schnur dazu verleitete zu sagen: »Es hat sich wohl schon herumgesprochen, dass wir hier mit einer Katastrophe konfrontiert sind.«
    »So bekommen wir das Chaos schneller in den Griff«, merkte Erik dazu an.
    »Stimmt! Das einzige, was mich daran stört, ist die Tatsache, dass Dieter Forseti diese Leute angefordert haben muss.« Schnurs Miene wirkte wütend. »Ich höre jetzt schon seine Kommentare.«
    Erik schwieg sich zu dem Thema aus. Für ihn war es eine Erleichterung gewesen, als Forseti zum Kriminalrat und Schnur zum Kommissariatsleiter aufgestiegen war. Nur leider hatte dadurch Schnur das Vergnügen mit Forseti ganz auf seiner Seite, worum ihn niemand beneidete. Also gab es nichts für Erik, was er hätte dazu anmerken können, ohne zu heucheln.
    Plötzlich hörte er eine Stimme dicht an seinem Ohr. »Das gibt es doch gar nicht!«
    Erschrocken schaute sich Erik um und sah direkt in das Gesicht der jungen Frau, die ihm erst am Morgen im Hausflur in Saarbrücken begegnet war. »Mirna?«, fragte er.
    »Du bist Bulle! Das ist ja mal heiß«, sprach sie ganz laut, so dass alle es hören konnten. »Und meinen Namen kennst du auch schon. Ganz schön clever!«
    Dicht hinter ihr stand ein junger Mann, der sie nicht nur genau beobachtete, sondern auch mit seinem Handy herumfuchtelte. Das war Eriks Wohnungsnachbar Yannik Hoffmann. Ihn erkannte er sofort.
    Schon spürte er eine Hand an seinem Gesäß. Hastig wehrte er sie ab und fragte: »Was tust du hier? Bist du Schülerin an dieser Schule?«
    »Ja und nein«, gab sie geheimnisvoll zurück, hielt ihm beide Handgelenke entgegen und flötete: »Bin ich jetzt verhaftet?«
    »Wenn du so weitermachst, ja«, knurrte Erik.
    »Oh wie süß! Das ist doch genau das, was ich will.«
    Jürgen Schnur
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