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Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Titel: Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)
Autoren: Rob Reid
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gab es so viel internen Jargon, dass jeder Abhörversuch wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt war, und ich kannte sämtliche Begriffe genauso gut wie die Namen aller US-Bundesstaaten. Aber ich war noch zu verwirrt, um mehr als einen völlig verdatterten Blick zustande zu bringen.
    »Fiiii-do«, wiederholte Randy, als wollte er einem zurückgebliebenen Vorschulkind ein neues Wort beibringen. »Kommt in die Stadt. Senator Fiiii-do. Fido.«
    Ich nickte stumm. Fido ist unser gefährlich politisch unkluger Spitzname für einen Mann, der sich nur als der Lieblingssenator der Musikindustrie beschreiben lässt – ein hochrangiger Republikaner. Ich glaube, er betrachtet sich selbst tatsächlich als leidenschaftlich prinzipientreuen Fürsprecher des Volkes. Aber wir haben ihn fest an der Leine. Und wie jeder gute Hund gehorcht er der Stimme seines Herrchens.
    »Er kommt übermorgen auf einer Fundraising-Tour durch die Stadt«, fuhr Randy fort. »Judy hat eine Stunde in seinem Terminkalender bekommen.«
    »Natürlich«, sagte ich, nachdem mein Verstand zumindest teilweise wieder funktionierte. Judy ist eine der mächtigsten (und gefürchtetsten) Partnerinnen unserer Kanzlei und kümmert sich um unsere Beziehungen zu zahlreichen wichtigen Persönlichkeiten. Sie trifft sich etwa einmal im Monat privat mit Fido.
    »Ich dachte, das würde dich interessieren. Wenn man bedenkt, dass vielleicht du an der Reihe bist.«
    Wieder nickte ich. Jedes Jahr stutzt unsere Kanzlei gnadenlos den Kader der langjährigen Mitarbeiter zurück und trennt sich von denen, die es voraussichtlich niemals zum Partner schaffen. Und ich war bereits in meinem siebten Jahr, das dafür bekannt war, verflixt tödlich zu sein. Dass man das siebte Jahr überlebt hatte, wusste man nur dann, wenn man das Omen bekam. Das war der Fall, wenn man von einem Partner der Kanzlei (zum Beispiel Judy) zu einem privaten Treffen mit einem prominenten Verbündeten der Kanzlei (zum Beispiel Fido) mitgenommen wurde. Wenn man das Omen bis Anfang März nicht bekommen hatte, war es für einen vorbei. Und da wir schon Ende Februar hatten, lief mir die Zeit davon. Außerdem musste ich mich mit einem politischen Gegenwind auseinandersetzen, der viel stärker war als ich – und sogar stärker als Judy –, da die Patentanwälte unserer Kanzlei allmählich die von Judy geleitete Urheberrechtsabteilung in den Schatten stellten. Unsere Abteilung war immer noch eine Gelddruckmaschine. Aber wenn die Patenttrolle wegen zunehmend zweifelhafter Patentansprüche für immer höhere Entschädigungszahlungen immer größere Unternehmen in die Knie zwangen, gerieten wir langsam auf den absteigenden Ast. Dadurch wurde das Überleben für Urheberrechtsexperten wie mich umso schwieriger.
    Ich schaffte es, Randy mit einem ruhigen, skeptischen Blick zu bedenken. »Glaubst du wirklich, dass Judy mich durch das Tor treten lässt?« Sie hatte sich mir gegenüber schon seit Monaten recht feindselig verhalten.
    »Natürlich wird sie das. Sie ist wie eine bequeme Siebtklässlerin. Richtig gemein ist sie nur zu Leuten, die sie wirklich mag.«
    Randy wollte nicht nur nett zu mir sein, da er Judys eigenartiges Temperament völlig richtig einschätzte. Aber im Gegensatz zu ihm hatte ich meine Beurteilungen gelesen. »Nick ist gut in Gesprächsführung«, hatte sie vor Kurzem geschrieben. »Aber er hat NIE originelle Gedanken.« Bedauerlicherweise wusste ich genau, wie sie darauf gekommen war. Meine Gesprächsführung war in der Tat sehr gut, was eine Folge meiner Fähigkeit war, in jeder Lebenslage absolut cool zu bleiben und bei den Leuten den Eindruck zu erwecken, dass ich genau wusste, was los war, auch wenn ich keine Ahnung hatte. (Auch das war eine alte Überlebenstaktik. In meiner Kindheit hatte ich unzählige Anschläge auf mich vereitelt, indem ich meinen Brüdern und Cousins vorgegaukelt hatte, ich wüsste längst, was sie geplant hatten, und hätte bereits die Erwachsenen alarmiert, obwohl das überhaupt nicht stimmte.) Das Problem ist, dass ich damit die Erwartungen in die Höhe treibe – so hoch, dass die Leute, wenn sie herausfinden, dass ich gelegentlich keinen blassen Schimmer habe, das Pendel zu weit in die andere Richtung ausschlagen lassen und die Schlussfolgerung ziehen, dass ich ein kompletter Volltrottel sein müsse.
    »Danke für die Warnung«, sagte ich, während mein Handy vibrierend eine Textnachricht empfing. Ich zog es aus der Hosentasche. »Gehe ich recht in der Annahme, dass deine
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