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Galaxis Science Fiction Bd. 12

Galaxis Science Fiction Bd. 12

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 12
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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über sie. »Gleichwohl, ich werde mich königlich amüsieren.«
    SIE streckte ihre Hand aus und packte mich am Ohr. Dabei verengte sie ihre Augen und sah mich mit gespieltem Ernst an.
    »Ich hab' was vor – einen Spaß«, beschwichtigte ich sie.
    »Ich bin dabei, der ganzen Welt einen gigantischen Streich zu spielen.
    So ein Gefühl wie jetzt habe ich bisher nur einmal gehabt, und da auch nur schwach, aber ich habe schon immer…«
    Sie drehte mein Ohrläppchen und machte ihre Augen noch schmäler. »Was für ein Gefühl?«
    »Na, ja, als mein alter Herr sich sein erstes Vermögen aus ein paar Ölquellen in Oklahoma herauf pumpte, wohnten wir vorübergehend dort. Eines Tages fand ich in der Umgebung unserer Kleinstadt eine Stelle mit flachen Steinen, unter denen lauter junge Blindschleichen lagen. Ich steckte sie alle in einen Eimer und leerte ihn auf dem Bürgersteig vor dem Kino aus, gerade als eine Vorstellung zu Ende war. Das beste an der Sache war, daß keiner mich gesehen hatte. Die Leute konnten einfach nicht begreifen, wo plötzlich die vielen Schlangen herkamen. Ich merkte, was für ein Hauptspaß es sein kann, nur ruhig dabeizustehen und zuzuschauen, wie die Leute sich über etwas den Kopf zerbrechen, was man für sie vorbereitet hat.«
    Sie ließ mein Ohr wieder los. »Ist das die Art von Vergnügen, auf die du dich freust?«
    »Ja.«
    Sie schüttelte ihren Kopf. »Hab' ich nicht gesagt, du wärst exzentrisch?«
    Ich grinste. »Entschuldige, wenn ich gleich wieder verschwinde. Ich hab' da etwas im Labor, das nicht warten kann.« Tatsache war, daß das, was im Labor auf mich wartete, meine kühnsten Hoffnungen übertraf. Ich hatte es eigentlich nur auf ein Flugsäugetier abgesehen, das vielleicht ein bißchen besser fliegen konnte als der Flughund Australiens, der zu den Beuteltieren gehört. Aber selbst in der Stammkolonie meiner Mutanten waren in den letzten Jahren ganz entschieden affenähnliche Erscheinungsformen aufgetreten – ein langer Weg von den Ratten, mit denen ich begonnen hatte: Meine ersten Volplas jedoch waren ausgesprochen humanoid.
    Außerdem gelang es ihnen auch viel schneller als ihren Vorgängern, mich der dämmerschlafähnlichen Wachstumsperiode in dem Beschleuniger ihre Reflexe zu koordinieren. Als ich ins Labor zurückkam, krochen sie schon auf der Matratze herum, und das Männchen versuchte sogar, sich auf die Füße zu stellen.
    Er war etwas größer als die Mädchen, vielleicht siebzig Zentimeter groß. Abgesehen von Gesicht, Brust und Bauch war ihr Körper an allen Stellen von einem weichen, fast goldenen Flaum bedeckt. Ihre Haut schimmerte rosig. Auf ihren Köpfen und auf den Schultern des Männchens wuchs ein dichter Schopf, so weich wie der Pelz eines Chinchillas. Ihre Gesichter wirkten verblüffend menschlich, wenn man davon absah, daß die Augen groß waren wie bei einem Nachttier. Der Schädelumfang stand im gleichen Verhältnis zum Körper wie bei einem Menschen.
    WENN das Männchen seine Arme ausbreitete, betrug die Spannweite an die 120 Zentimeter. Ich bog seine Arme auseinander und versuchte, die Spieren zu öffnen. Die Spieren waren nicht neu. Sie waren schon seit Jahren der ganzen Grundkolonie gemeinsam – das Ergebnis einer Mutationsserie, um den gleichen verlängerten Finger hervorzurufen, wie er sich zum ersten Male bei Nijinsky gezeigt hatte. Jetzt jedoch waren die Spieren nicht länger mehr wie richtige Finger in Gelenke unterteilt. In Ruhestellung lagen sie scharf nach rückwärts und liefen am Handgelenk entlang fast bis zum Ellenbogen. Die kräftig entwickelten Muskeln des Handgelenks konnten sie herausschnappen lassen. Und plötzlich, während ich herumprobierte, geschah das.
    Jede Spiere addierte ungefähr zwanzig Zentimeter zu der Spannweite. Die seitlichen Hautlappen, die bis dahin in Falten nach unten gehangen hatten, strafften sich jetzt zu zwei goldenen Gleitflügeln, die sich von der Spitze der Spiere bis zur Hüfte erstreckten und dann noch in einem zehn Zentimeter breiten Streifen entlang den Beinen bis zu den Füßen liefen, wo sie an der kleinen Zehe verankert waren.
    Das waren bei weitem die eindrucksvollsten Gleitflügel, die ich bis jetzt hatte züchten können. Und vielleicht nicht nur zum Gleiten, sondern sogar zum Segeln geeignet. Ich spürte, wie es mich überrieselte.
    Gegen vier Uhr nachmittags gab ich ihnen schon feste Nahrung zu essen. Sie hatten die Spieren zurückgeklappt und hielten in ihren restlichen Fingern kleine Tassen wie
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