Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galaxis Science Fiction Bd. 01

Galaxis Science Fiction Bd. 01

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 01
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
Vom Netzwerk:
Fahrt bis zu den Asteroiden oder sogar noch weiter ausgerüstet war.
    Cobb gab nicht nach. »Diese Narren sollten wirklich klug genug sein, um auf der Erde zu bleiben. Was bringt es denn ein, immer von Planet zu Planet zu hüpfen?«
    ›Der Kerl ist betrunken‹, dachte Ben. Er nahm sein Bier und setzte sich auf einen andern Hocker.
    Cobb folgte ihm. »Na, du kannst wohl die Wahrheit nicht vertragen, mein Kleiner? Du magst es nicht, wenn man dich einen armen Narren nennt, was?«
    Ben stand auf und wollte die Bar verlassen, aber Cobb packte ihn am Arm und hielt ihn fest.
    »Ja, das bist du, ein armer Narr. Jetzt bist du noch jung. Aber warte nur, bis du zehn Jahre älter bist. Dann hat dich die Strahlung verfaulen lassen, wenn dich nicht vorher schon ein Meteor erwischt hat. Ja. warte nur ab, du Narr!«
    Bis jetzt hatte Ben seinen Ärger unterdrücken können. Jetzt aber, urplötzlich und ohne vorherige Warnung, stieg die Wut wie eine heiße Welle in ihm empor.
    Seine Faust traf den Mann am Kinn. Cobbs Augen weiteten sich erschreckt. Er torkelte und stürzte. Sein Kopf knallte auf die Brüstung der Bahrtheke. Der harte trockene Schlag war wie das Ausrufungszeichen, das das Ende eines Lebens anzeigt.
    Mit glasigen Augen sank er zu Boden, und Blut tropfte ihm langsam aus einem Winkel seines Mundes.
    Ben wußte, daß er tot war.
    Dann, eine absurde Sekunde lang, ergriff ihn ein abgrundtiefer Schrecken, so urplötzlich, wie ihn vor einem Augenblick die Wut übermannt hatte.
    Er rannte.
    MEHR als zwanzig Minuten lang raste er durch eine Alptraumwelt dunkler Straßen, verfolgt von eiligen Schritten und lautrufenden Stimmen.
    Dann plötzlich bemerkte er, daß er allein war und Stille ihn umgab. Er sah, daß er sich zwar immer noch im Gebiet des Raumhafens befand, aber auf der Tycho-Seite.
    Er kauerte sich in eine dunkle Ecke unter eine Laderampe und zündete sich mit zitternden Händen eine Zigarette an. Tausend Sterne – tausend unbewegliche silberne Feuerbälle – schienen durch die durchsichtige Kuppel der Stadt auf ihn herab.
    Natürlich tat es ihm leid, daß er Cobb niedergeschlagen hatte. Aber daß er davongerannt war, das bedauerte er nicht. Seine Flucht gab ihm jetzt wenigstens die Möglichkeit einer Wahl, einer Entscheidung.
    ›Du kannst jetzt zwei Dinge tun‹, dachte er.
    ›Du kannst dich stellen, und das ist das, was ein guter Offizier tun würde. Du würdest mit Totschlag davonkommen. Nach interplanetarischem Recht würde das zehn Jahre Zuchthaus und unehrenhafte Entlassung aus dem Raumkorps bedeuten. Nach zehn Jahren würdest du wieder ein freier Mann sein.
    Aber mit Raumschiffen und fremden Planeten wäre es dann natürlich vorbei. Einen Mann über vierunddreißig kann man nicht als Offizier eines Raumschiffes brauchen, nicht einmal als letzten Matrosen auf einem alten zerbeulten Raumfrachter – und besonders nicht einen ehemaligen Sträfling. Mit der Eroberung des Weltraums wäre es dann vorbei, du könntest sie höchstens noch am Videoschirm miterleben oder hinter den elektrisch geladenen Zäunen der Raumhäfen.‹
    Oder –
    Es kursierten da Gerüchte über eine Gruppe abtrünniger Raumfahrer, die sich irgendwo in dem Asteroidengürtel aufhalten sollten. Diese Raumfahrer waren keine eigentlichen Verbrecher. Es waren Menschen, die sich nicht anpassen wollten und konnten, Männer, die sich freiwillig aus der Gemeinschaft der Erde ausgeschlossen hatten.
    Und während noch kein offiziell geführtes Schiff weiter als bis zum Mars vorgedrungen war, hatten, dem Gerücht nach, die hochfrisierten Raketen der Abtrünnigen bereits die Asteroiden erreicht. Ihr eigentliches Hauptquartier aber befand sich auf der Venus. Ihr Anführer – der Gegenstand oft maßlos übertriebener Zeitungsartikel – war ein Riese mit einem roten Bart.
    ›Du kannst also ein pures Gerücht ernst nehmen‹, so überlegte er. ›Du kannst dich für ein paar Tage verstecken. Dann mußt du sehen, daß du irgendwie deine Uniform loswirst und daß du irgendwie zur Venus kommst. Zum Teufel mit deiner Pflicht. Du kannst es zumindest versuchen, ob du nicht doch ein Schiff bekommst, auch wenn du dich damit selbst von der Erde verbannst.‹
    Denn schließlich – war es denn richtig, nur wegen des Leichtsinns einer einzigen Sekunde das ganze Leben eines Mannes zu zerstören?
    ER hatte Glück. Er fand einen Trampfrachter, dessen Kapitän seine letzte Reise vor der Pensionierung machte. Die Disziplin auf dem Schiff war auch danach, und neu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher